newußt eine Predigt halten. Die Ausgerichletheit
auf das Inhaltliche und dessen "Lesbarkeit" sind
die wesentlichen Grundlagen dieser Art bildne-
rischer Gestaltung. wie sie 7 mil nur geringen
Ausnahmen A überhaupt für jede engagierte oder
religiöse Kunst. auch wenn die beiden Gattungen
einander ausschließen. Geltung besitzen. Diese
meiden Elemente können aber nur dann Anspruch
auf eine künstlerische Wertung erheben, wenn die
gültige Form als Ausdruck der künstlerischen
Potenz qualitativ gleichberechtigt hinzutritt. Bei
Degcisperi verbindet sie sich mit lnhall und Aus-
sage in überzeugender Bruchlosigkeil. Die aus-
gesprochen graphische Begabung, an der Akademie
für angewandte Kunsl seinerzeit unter Professor
Kirnig geleitet. kommt Degasperi dabei sehr zu
Hilfe. Sein einmal festgelegter Stil für die geslellte
Aufgabe vervollkommnete sich im Verlauf der
Arbeit. Mit dem geistigen Fortschreiten im Zweiten
Teil, der unter dem Titel .,Das Lamm" die ge-
samte christolagische Thematik ausschöpfle, und
schließlich in der 1966 vollendeten, schwierigsten
Phase, die als "Das Worl" bezeichnet. der Exegese
der vier großen Propheten des Alten Bundes, lsaias.
Jeremias. Ezechiel und Daniel. gewidmet war,
sublimierte sich die Form gerade durch ihre enge
Verbindung, ja ihr Ausgeliefertsein an den lnhalt
der Darstellung, Der heute so selten erreichte (und
vielleicht auch selten angestrebte) Zusummenklang
der klassischen Elemente eines Kunstwerkes. der
Form, des Inhaltes und der Aussage, macht das
bisherige Werk von Ernst Degasperi zu einem
Paradefall moderner religiöser Kunst par ex-
cellence.
Doch dieser Stil kam nicht von ungefähr, ist nicht
exzentrischer Einfall. selbstgeföllig unter dem
Ernsl Degnsperi. Durchzug durch das Schilfmeer.
19e7. Tusche-Pinselzeichnung, 03x45 m. Aus dem
Zyklus "Exodus e?"
Ernst Deäusperi. "Selig sind die Verfolgung leiden
um der erechHgkeil willen". Bergpredigi n. 1964.
Tusche-Federzeichnung. 31 x51 cm. Aus dem Zyklus
Ndus LAMM"
Ernst Degasneri, Jesus fdlll das ersie Mal unler dem
Kreuze, 1964. Tusche-Federzeichnung, 31 x51 crn. Aus
dem Zyklus Udo; LAMM"