EI ÖSTERREICHISCHE AUSSTEL-
tlGEN IN NEW YORK
Prantl und Paul Rotterdam
I eigenwillige und profilierte osterrelchi-
Künstler stellten sich im Janner 1967
nalig dem New Yorkcr Publikum vor:
Prantl und Paul Rotterdam. Beide
an anlclßlich der Eroffnung ihrer Aus-
iiigen selbst nach New York gekommen
nützten die Gelegenheit ihres Besuches.
mit dem amerikanischen Kunstleben
'ctut zu machen und mit dem Phanomen
Stadt New York ausetnanderzusetzen.
Prantl ging es vor allcm darum, den
in für die Abhaltung eines Bildhauer-
iosiums in den vereinigten Staaten vor-
reiteri. während sich Paul Rotterdam.
demnachst aut einige zeit noch New
ubersiedeln mochte, die Frage stellte.
nd wie es ihm gelingen wurde, sich in
York künstlerisch zu bewahren. Nach
rächen mit den ungekronten Koriigen
Iop-Arl multie er verwundert feststellen'
n ist hier an der Theorie nicht inter-
't. Alles ist Aktion und nichts Reflexion."
etwa vierzig auserlesenen, wenn auch
H51 kleineren Plastiken Karl Prantls
EH vorteiihott iri der Starnptli Gallery
lliert. Dem Besitzer der Galerie waren
Arbeiten Karl Prantls bei einem Besuch
lien aufgefallen, und er entschloß sich
tart. den Künstler fur eine New Yorker
ellung einzuladen. Karl Prantls glatte,
tmernde Skulpturen, deren Oberflache
durch wenige Vertiefungen und Rillen
gegliedert ist. versiromen Eintachheit,
. Konzentration. ,.Man miiß sie on-
en, sie zwingen zum Betasten, mit ge-
sserlen Augen soll man sie erfassen".
Prantl von seinen Plastiken. die vor
't der Meditation dienen und daher
ge zeictien. zeitgenossischc ikonen und
bllder sind.
österreichische Kulturinstitut in New
zeigte 24 Olbilder und Zeichnungen
Rolterdams, die vorher mit großem
g in der Contemporary Fiiie Arts Gallery
ilios. Texas. ausgestellt waren. Der iunge
relchische Künstler. der auf beachtliche
ellungserfolge wahrend der letzten
z zuruckbllcken kann. charakterisiert
Arbeiten als Extrakte Malerei. eine
lchnung, die auf den Entstehurtgsvor-
hinweist Der konkrete Erlebnisinhatl
in abstrakte Formen umgesetzt, wobei
(ünstler versucht. das Wesen des ieweitig
estellten Gegenstandes zu extrahieren.
Grundkonzept dieser Malerei ist die
inuberstellung von klar begrenzten
iensegineiiten, von denen iedes seine
eigene Farbe. Musterung und siriiktiir
zl. Es gibt kein Durchdringen, kein Ver-
tn, kein echtes Zusammentreffen: hin-
n findet sich oft ein pflanzenhctftes
wsen von einem Zentrum aus, doch die
lnen Schichten folgert einander und be-
n ihr Eigenleben. Paul Rotterdarn hat
ewissem Sinn das dekorative Mosaik
iv Kiimis wieder aufgegriffen, das auch
troßem Erfolg von einem anderen zeit-
sstschen österreichischen Maler, namlich
l-tundertwasser. verwendet wird. Rotier-
Moierei ist eine Absage an die rtervose
lführung gewisser Richtungen im ngurd-
und abstrakten Expressionismus. Rotter-
fordert malerische Exaktheit und bis
Detail reichende Differenzierung. Die
riung und originelle Kratt des Bildes
nicht nur der impulsiven Plnselfuhrurig
erdanken sein. sondern muß schon in'
Gliederung der Bildfläche, in der Kom-
on selbst verankert werden.
Ausstellungen der Werke Karl Prantls
Paul Rotlerdams zeigten osterretchische
nworiskunsi von ihrer uberzeugendsien
und hinterließen in New York ein
ullches Echo (Abb 13. 14).
Harold Kreid
ERREICHISCHE GRAPHIK IN
lRO
schnitt mit Werken von 31a Künstlern
r dem Titel .,Zetigenosstsche österreichi-
Graphik" wurde in der Gallerla del
tzo coinunaie in Pesoro eine bis Z5,Aprll
dauernde Gruppcrioiissiellung gezeigt.
lzs Druckgraphikcn bekannter öster-
ischer Kunstler vereinte.
inisotor der EXpQStIlOh. die als weitest-
wd reorasentcttiver Querschnitt durch
n Aufschwung begriffene Gegenwarts-
hlk unseres Landes angesehen werden
te, war Dr. Renato Cocchi
Jorwort für den reich illustrierten Kata-
ichrieb der Direktor der Graphischen
nlung Albertina. Dr. Walter Koschatzky.
en bekonnlesteri Kunstlcrn. die - durch-
nnit ouolitotiv erstrohgigen Arbeiten -
er Ausstellung in Pesaro beteiligt waren.
en Boeckl, Laske. Kubin, Gütersloh.
ischko. Flora. Fruhmann. Hutter, Heuer.
-gha, Hrdlicka. Mikl. Rainer, Kraus.
rb, Moldovan und Schcinwald.
Peter Baum
IKSTATT BREITENBRUNN
Mai erfolgte die Eröffnung der Werk-
Brellenbrunn im Burgenland. sie Ein-
iiig nahm Doz Georg r. Schwarzbauer
Zur Eröffnung dieses iiingeri bürgen-
schert Kunstforums erschienen auch
e Werkstattdruckc Wil rrenkeii, der
Iar der Werkstatt Brcitanbriirtn, errang
ich in Bernstein den ll Preis fur die
lerische Ausgestaltung Jugend-
srge (Abb ist,
einer
ERFOLGE ÖSTERREICHISCHER
KÜNSTLER IM AUSLAND
In den Raumen der Kestner-Gesellschcifl,
Hannover. in der Zeit vom Z4. Februar bis
16. April dieses Jahres. stellte der Bildhauer
loonnis Avrarniclts 62 Plastiken und zwolf
Gruppen von zeiciinuiigen aus. Die Schau
wird zunachst in Bochum. dann auch in
Frankfurt und Berlin wiederholt.
Der Direktor der Keslner-Gesellschaft, Wie-
land Schmied, hatte den Einfall. das Werk
von Avramidts. der zur Zeit als Gasiprofessor
an der Hamburger Hochschule für bildende
Kunst lotlg lSl. gemeinsam mit Bildern des
Englanders Ben Nlcholson zu zeigen. Dies
wird von denn Kritiker der Hannoverschen
Allgemeinen Zeitung, Rudolf Lange, beifallig
guiliiert ißilslviorz 1967). Georg seito von
der Hamburger „ZeiI" (lluMarz 1967)
nimmt daran Anstoß. Der Kritiker. der am
Werk Avramidis' im ubrigen auszusetzen hat.
daß es die Problematik allzu enger Grenzen
erweise, zahlt den Künstler immerhin zu den
bedeutendsten Schülern Wotrubas.
Die Hcinnoversche Allgemeine Zeitung wie
auch H. Th. Flemrntng in der Hamburger
.,Welt" (1.Mürz1967) ruhmen die Konsequenz
im Schaffen Avramidts'. Beide gehen im einzel-
nen auf des Kunsilers architektonisch-mathe-
matische Schaffensweise ein.,.Nichtdas Abbild
interessiert ihn (Avrarnidis), sondern die zu-
grunde liegende siriikiur, die exemplarische
Gstatl". bemerkt Flemming; ..die Figur wird
zur Formel fur das Absolute". Rudolf Lange
laßt Avramidis selber sprechen: ..Das ist mein
Anliegen: in meiner Arbeit alles offen dar-
zulegen. Die Formel preiszugeben Die
Formel: zur Herstellung eines menschlichen
Werks. DIC Natur ist nur der ewige Lieterdiii
der Daten "
Die griechische Archaik. das Quattrocento
(Plero della Francesca vor allem). Cezanne.
Brancusi. Schlemmer, Gtacornetti und Wo-
truba m das etwa sei die Linie, die des in
Wien heimisch gewordenen Griechen singii.
lares Work auf ganz eigene Weise lortsetzi
Die Figuren auf der Hannoverschen Ausstel-
lung „bilden einen faszinierenden Plastik-
wald. der durch hervorragende Zeichnungen
ergdnzt wird". sehlieitt Fiemming. Lange
zeigt sich davon beeindruckt. „wie aus einem
konstruktiven Ansatz ein Gebilde entsteht
das die Geselzmaftigkeit des Nalurhaften aus-
slrahlt diese Nlenschensüulen r oder
Saulenmenschen ruhen ln sich, in ihnen
ist etwas von antikem Natur- und Kdrper-
qefuhl wieder aufgenommen", hebt er rüh-
mend hervor. Zur Ausstellung ist ein 90 Seiten
umfassender prachtvoller Katalog erschie-
nen. Das einruhlendc. kluge Vorwort stammt
von Wieland Schmied.
Seit 1948 vergibt der Berliner Senat ollidhr-
lich Kunstprtztsc in mehreren Sparten. und
zwar iowoils doppelt: einen mit 10000 DM
dotierten Hauptpreis und einen ,.halben"
Preis (.,Junge Generation"), Der Trägc-r des
Hauptprelses fur Bildhauerei in diesem idhr
ist der Österreicher Rudolf Hoflehner, was
einen bedeutenden Erfolg darstellt, Den Preis
fur Musik hat Ctrl anderer osterreicher. der
Dirigent Karl Bahm, den fur Literatur Walter
Mehring, den fur darstellende Kunst der
Regisseur und Dramaturg und seit 1961
Intendant der Deutschen Oper Berlin, Gustav
Rudolf Sellncr, erhalten.
Rudolf Hoflehncr, seit 1962 Professor an der
Akademie der bildenden Kunste in Stuttgart.
wird im Berliner Haus orn Waldsee derzeit
(10. Marz bis Z0 Mai) mit seiner bisher
grolllcn Ausstellung prasenliert. Sie umfaßt
insgesamt 40 Eisenplastlken sowie 70 Werke
der Malerei und Graphik. darunter Bleislitt-
zeichriunger,doiiareiiierieTuschzeichnungeh,
Olstudlen auf Leinwand, Radierungen und
Lithographien Die Arbeiten stammen aus
dem Zeitraum von 1959 bts1966.
In seinen itingsien. in Wien bisher nur im
Rahmen eines Presseempfangs vor der Ab-
reise gezeigten Skulpturen stößt der Kunsiler
von eher technischen zu mehr organischen
Formen vor. die Gleichnisse beseelter mensch-
licher Leibllchkeit sind. rundplastische. kon-
zise, raumgrelfende. packende oebilde. deren
Vielschlchtlgkcll, deren vdriotionsreichturn
und innere Spannung groß ist. Das vertikal
Aufragende fruherer Perioden des Kunsilei-s
wich Gebärden des Stürzens, Kricchcns.
Liegens. Durch iedes einzelne Werk geht
ein Strom von Lebendigkeit. der uber alle
dargestellte Tragik obsiegt. immer noch ist
der Mensch, der sich nicht geschlagen geben
will. der nic verzagende, seine Existenz ver-
ieidigende. in sie in der Absirdital. die ilin
umgibt. so recht erst schaffende Mensch, I-tof-
lehners Generalthema.
Die Teile sind gut aufeinander abgestimmt
Etwas lJCl oll ih-or Mdssivltdl Biegsames.
Federndes iSl in ihnen sie wachsen, schwellei
an, beugen sich unter der Last. die sie imaji-
riär zu tragen hoben. boiimen sich out. Spann-
kraft. Vitalttat beweisen des Künstlers Gleich-
nisrigurcn noch dort, wo sie menschliche
Niederlage beschreiben, Noch in dein
Schrnerzltchen, von Unglück l-lelrngesuch-
ten, das sie auszudrücken haben. sind sie
Mahnmale des Triumphs.
Auch in der Technik der Materialbehandlung
hat Hoflehner eine Meisterschaft erreicht. die
ihresgleichen sucht. Alles Stückhafte. Mon-
togehorte, Assemblogehaiie fallt weg. Der
Künstler formt seine Gebilde durch und
durch, verfahrt dabei mit Kraft und Sensibili-
tat. Wahrscheinlich darf man in Haflehner
den besten lebenden Eisenplostiker uberhoupt
erblicken. Der Erfolg in der Presse ist groß.
Die Ausstelluna wird vom 2c. Moi bis 30.Juni
auch in schtoß Morsbroich bei Leverkusen
zu sehen sein.
Johann Muschik
DIE AUSSTELLUNG VERLONS BEI
"PENELOPE" IN ROM
Der österreichische Maler Andre Verlon
schrieb kurztich in seinem cssdv ,.Die große
Brücke" („Tendenzen". Nr 39, München.
August 1966). daß ihn nichts so sehr beschaf-
lige wie der Mangel an Kommunikation
zwischen dem Künstler der Gegenwart und
dem Publikum. welcher durch die Form-
revalulionen der letzten hundert Jahre her-
vorgerufen worden ist. Sein Bedürfnis und
Anliegen ist es zugleich. mit seinem visuellen
Werk den Kontakt zu seinen Mitmenschen zu
suchen. ein Gespräch vom Ich zum Du und
Wir auszulosen und den Btzschauer zum
Nachdenken. zur Bewußtwerdung seiner
selbst und der Symptome seiner Zeit anzu-
regen.
Anldßltch seiner zweiten Ausstellung in der
romischen Galerie UPEVIEIODE!" idie erste
zeigte er dort 1963), bemerkte der Kunst-
kritiker der Tageszeitung "Paese Sera", daß
Verlon in seinen Bildern und Collagen die
überkommenen Formen des Surrealismus
und Dada in aktueller Weise anzuwenden
weiß In gewisser Hinsicht besteht diese An-
sicht auch zu Recht. denn heute sind diese
Ausdrucksformen langst in das allgemeine
Bewußtsein eingetreten. Der heilende Schock
kann nicht mehr von formellen Prinzipien,
sondern muß wieder von den Bildinhalten
her ausgelost werden. Und darin ist Verlon
oiri Meister. Er halt seinen Mitmenschen einen
Spiegel ihrer tatsächlichen gesellschaftlichen,
geistigen und moralischen Situation vor
Augen.
Eines der sighinkoniesten Werke ist „Der
Markt bei der Porto Portese" (ttml, den er
als symbolisches Sammelsurium der devalort-
sierien Werte unserer Zeit gestaltete.
seine „Phdiiiastische Landschaft" (1964) wird
zu einem Lunapark der Technik, in dem
sich hybride Große und tandhafte Lacherlich-
keit verschwistern,
Die Stadtebilder (.,Stctdt" 1965 und .,Behau-
surigen" 1966) befassen sich mit einem der
aktuellsten sozialen Probleme. der Ierrvillert-
haften Ansiedlungen in den Gronstadten. in
deren Enge zu wohnen dem modernen Men-
schen zugemutet wird. Während in der Zu-
samnierigedronglheit der Siodte des Mitlei-
alters den Bewohnern Sicherheit und Schutz
vor den Bedrohungen von außen gewahrt
wurde, schlagt dieselbe in unserer Zeit nicht
nur in eine Auflösung der individuellen
Exlstenzrnoglichkelt des Menschen um, son-
dern auch in die akute Gefahr der kollek-
tiven Vernichtung
ln stilistischer l-iinsicht ist in den Werken
Verlons seit 1963 eine sichtliche Wandlung
eingetreten. Vor allem ist eine zunehmende
Abwendung von der Technik der Collage
festzustellen. und die Einbeziehung dynami-
scher Ausdrucksformen (,.Energie". 1966).
verlon hat eigentlich ein tur einen oster-
reichischen Künstler atypisches Geschick. Bis-
her neigte die Tendenz in der Anerkennung
eines Kiinstlers meistens dahin. denselben
nach Erfolgen im Ausland auch daheim gelten
zu lassen und ihn in landsrnannschaftlicher
Verbundenheit zu teiern.
Vcrlon, der heute in Frankreich. iind zwar
in der Stadt Champlgny. lebt. von der er im
Voriahr den Preis für Malerei zuerkannt
erhielt und die ihn fur November dieses Jahres
zu einer reirospekiiveri Ausstellung mit mehr
als 100 Werken in der dortigen .,Maison de
Culture" eingeladen hctt. wird als osler-
rcichischer Slaatsburger nicht nur von Frank-
reich, sondern auch von der Schweiz. wo er
geboren wurde, und von lsroei. wo er lange
Zeit gelebt hat, ia selbst von itdlien. wo er
von der Galerie „Penelope" vertreten wird,
zur Teilnahme an großen internationalen
Ausstellungen wie einer der ihren eingeladen
ln Osterreich selbst wurde er bis auf die
Tatsache. daß er im Museum des ZOJahr-
hunderts mit einem Werk vertreten ist. noch
nicht gebuhrertd zur Kenntnis genommen
(Abb.16) Walter Zettl
BILDTEXTE13716
13 Blick in die Kollektive mit Plastiken von
Karl Pranll. Aus der Ausstellung des
Kunstlers in der stoemptli-Gallerv in
New York. Jinner-februar1967
14 Blick in die Kollektive von Paul Rotier-
dam. Aus der Ausstellung des Kurislters
irri Osterreichischen Kulturinstitut in New
York, lanner-Februar 1967
15 Ausschnitt aus einem Relief von Wil
Frenken. das den zweiten Preis fur eine
Jugendherberge in Bernstein im Burgen-
land gemacht tidl
1c Andre Verlon, Die bewußte Koniusian,
1963. Öl und Collage, 162x114 cm. Aus
der Ausstellung des Künstlers in der
Galerie Penelopc in Rom
ÖSTERREICHS KÜNSTLER HELFEN
FLORENZ
Als Florenzhllfe organisierte die Wiener
Künstlerin Eva Mazzucco eine Ausstellung
osterreichischer Gegenwartsgraphik, die
vom Centro ltaliano Diffusione Arte in
Florenz gezeigt wurde und mit Werken
von 70 Malern und Graphikern konfron-
tiorle, darunter Ammann. Czerny. Ferra,
Fuchs. Goebel, Ilerberth. Heller, Maz-
zucco, Meissner, Marwart. Nowak.
Pakosta. Pilcz, Prartkl, Progartbauer.
Sliwinski und Wanke Urisor itilrl zeigt
einen Blick in die Ausstellung (Abb 17).)