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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 93)

aus dem schwäbischen Riedhausen. Hier 
wurde er am 5. September 1801 als einziger 
Sohn des „Adlerwirten" Franz Kern ge- 
boren. Seine erste künstlerische Ausbildung 
erhielt er, übrigens gegen den Widerstand 
des Vaters, bei dem Landschaftsmaler und 
Lithographen Johann Georg Sauter in 
Aulendorf. Wichtiger jedoch für seine 
weitere künstlerische Entwicklung und für 
sein Leben überhaupt war das Studium 
an der Wiener Akademie in der Klasse 
von Peter KralTt von 1823 bis 1827. Als 
Enkelschüler von H. Füger und L. David 
hat er zweifellos eine solide Ausbildung 
in der nachwirkenden klassizistischen Fi- 
gurenkumposition und monumentaler Ge- 
staltung erfahren, doch sind Beispiele 
eigener Tätigkeit vereinzelt geblieben. 1834 
schuf Kern ein Altarbild für seine Heimat- 
gemeinde, bei dem er sich an ein Wiener 
Vorbild hielt, und fünfzehn Jahre später 
sind Wandmalereien von ihm für die 
Ortschaft Laubach in Schwaben und für 
Schweizer Kirchen bezeugt. Aus seiner 
Lehrzeit und den folgenden Jahren sind 
nur Pnrträtminiaturen und Bilclniszeicha 
nungen bekannt, mit denen er anscheinend 
schon als Schüler sich einen Namen ge- 
macht und seinen Lebensunterhalt verdient 
hatte. Auch als Illustrator war er tätig, und 
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seine Rollenbilder und Schauspielerpor- 
träts wurden für Bäuerles Theaterzeirung 
gestochen und auch als Einzelblätter ver- 
trieben. 
Die oftmals sehr kleinformatigen Bildnis- 
miniaturen sind in einer Pünkteltechnik 
ausgeführt, bei der ungebrochene Aquarell- 
farben unvetbunden nebeneinandergcsetzt 
sind. Diese Methode, mit der auch größere 
Flächen und selbst der gesamte Hintergrund 
ausgeführt sind und der Kern in seinen 
Aquarellen auch weiterhin treu blieb, er- 
innert mehr an dic Lithographien Krie- 
hubers als an die Bilder seines Lehrers 
Peter Krafft oder die Arbeiten von Amer- 
ling und Rahl, mit denen er befreundet 
gewesen ist. 
Ein Weiteres Thcmcngcbiet, das ihm reich- 
liche Beschäftigung, besonders durch den 
kaiserlichen Hof und die adelige Gesell- 
schaft sicherte, war die Interieurmalerei. 
Mit der gleichen Akribie, die seine Porträt- 
miniaturen auszeichnet, vertiefte er sich 
in die Details der Innenräume, so daß 
seinen Bildern vielfach dokumentarischer 
Charakter zukommt. Das Appartement des 
Fürsten Metternich im Historischen Mu- 
seum der Stadt Wien ist ein solches Beispiel, 
ein anderes das Innere der Preßburger 
Krönungskirche mit dem Hochaltar von 
Georg Raphael Donner vor dessen Zer- 
legung, von der es eine Ansicht in der 
Albertina, eine andere in der Schenkung 
Dr. Darnianos gibt. Eine große Zahl 
solcher Aquarelle muß sich noch, vielleicht 
unerkannt, in privaten Besitz belinden. 
Den größten Anklang aber scheinen seine 
kleinen genrehaften Aquarelle gefunden zu 
haben. Viele dieser Szenen mußte Kern auf 
Wunsch neuer Besteller Wiederholen, und 
um diesem Ansprüchen gerecht werden zu 
können, hat er sich Pausen seiner Arbeiten 
angefertigt, von denen sich eine größere 
Anzahl im Nachlaßkonvolut erhalten hat. 
Auf diesen Werkstattbehelfen hat der 
Maler dann auch vermerkt, für wen das 
Original bestimmt war und wer Repliken 
davon erworben hat. Im Verein mit einem 
Kassatagebuch, das sich im Besitz der 
Erben Dr. Darnian0s' beündet, kann daraus 
ein recht genaues Bild seiner Tätigkeit 
gewonnen Werden. Matthcus Kern hat 
jedoch nicht immer eine einmal gefundene 
Formulierung genau wiederholt, sondern 
sie mehr oder weniger verändert und 
variiert. Das Beispiel eines vogelstellenden 
Knaben, von dem sich in der Sammlung 
Meran ein 1842 datiertes Aquarell und in 
dem Legat an die Akademie die 1843 be- 
zeichnete Kompositionspause erhalten hat,
	        
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