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Aus all dem mag hervorgehen, daß bei Blechinger
die Zeichnung und in bedingterer Hinsicht auch
das Aquarell manchmal nicht mehr sein will als
die Vorbereitung zur Schöpfung von Ölbildern.
Die Herbheit von Blechingers Wesen äußert sich
gerade in seinen Ölgemülden am vollendetsten:
sie sind auf Sackleinwand mit der Spachtel aufge-
tragen, der Zeitpunkt ihrer Gestaltung ist stets
vom Festhalten der ersten Eindrücke relativ weit
entfernt, wodurch Blechingers Bemühen, das
Gesehene möglichst intensiv umzusetzen, eine
weitere Steigerung erfährt. Blechinger gibt sich der
Landschaft nicht hin, er erobert sie, indem er das
Motivische tlüchengerecht macht. Das flächen-
gebundene Bildornament 7 also das, was die
Franzosen als „Arabesque" bezeichnen 7 er-
scheint in Blechingers Olgemölden ausgeprägter
als in seinen Zeichnungen. Manchmal sieht man
sich versucht, an den edlen Klassizismus der fran-
zösischen Romanisten (Paussin und Claude Lorrain)
zu denken. bei denen die Autonomie des Bild-
gefüges neben der Verpflichtung zu naturgetreuer
Wiedergabe völlig gleichberechtigt zum Zuge
kommt. Und wie bei diesen Malern des 17. Jahr-
hunderts ist auch bei Blechinger das Bild eine
Sache „an sich" - also weder ein mit mehr oder
weniger Geschick festgehaltenes Stück Natur noch
ein Formgefüge jenseits der Natur (wie bei den
Abstrakten unserer Zeit). Bei Blechinger steht
die bildnerische Gestaltung über der Natur, ist
lnkorporation des Ordnungsprinzips schlechthin.
Somit ist Blechinger weder Naturolisl noch Ro-
mantiker. Wohl bleibt er sich stets selbst treu und
lüßt keinen Augenblick Zweifel darüber auf-
kommen, daß er selbst es ist. der sich immer aufs
neue im Spiegel der Natur erlebt, was aber über
all dem bleibt. ist die Autonomie des Kunstwerks.
das weder Vehikel sentimentalistischer Seelen-
ergüsse noch zum "Stück Natur. durch ein Tem-
perament gesehen", und schon gar nicht zum Er-
gebnis einer völlig unpersönlichen und unbe-
teiligten Sicht und Niederschrift wird.
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Letztlich strebt Blechinger vielleicht völlig unbewußt
einem klassischen Ideal nach, einer Kunst also,
in der sich die Gegensätze versöhnen, ergänzen,
steigern oder aufheben. Kein Wunder, daß er in
einer sehr elementaren Weise zu einem Maler
wurde, der völlig jenseits der aktuellen Strömungen
und Tendenzen steht. Er schwimmt weder gegen
den Strom. noch lüßt er sich von ihm mittragen.
Das Moment des Statischeri. Beharrenden und
Beharrlichen lüßt in seinem Schaffen so manches
Werk zu einem Kristallisationspunkt werden. der
seine Kraft, "Mitte" zu sein. vielleicht erst späteren
Generationen offenbaren wird.