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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 94)

viel derber, meist n1it einem abnorm hohen 
Relief, das sich vom Medajllengrund scharf 
abhebt. Auch die Durchführung ist weniger 
sorgfältig als die Stücke, die für das Tages- 
licht bestimmt und damit der Kritik aus- 
gesetzt waren. Neben diesen, nennen wir 
sie höiisehe Medaillen, hat Pomis aber auch 
eine ganze Reihe ansprechender Porträt- 
medaillen von hervorragenden Zeitgenossen 
geschaffen und dabei auch sein Selbstbildnis 
nicht vergessen. Dieses medaillistische 
Selbstporträt ist schon dadurch interessant, 
daß es zwar 1715 unter den römischen 
Erwerbungen im „Journal" des kaiserlichen 
Antiquitäteninspektors Karl Gustav Heraeus 
aufscheint, aber dann aus Wien verschwun- 
den und erst viel später im British Museum 
zu London wieder aufgetaucht ist. Man 
mutmaßt, daß die heute schon durch die 
Persönlichkeit des Dargestellten kostbar 
gewordene Medaille aller Wahrscheinlich- 
keit nach der Sucht des Direktors Abbe 
Franz Neumann, die kaiserliche Münz- 
sammlung von vermeintlich unbedeutenden 
Stücken auf „obskure" Personen zu säu- 
bern, zum Opfer gefallen ist. Das Joanneum 
besitzt nur einen modernen Nachguß. 
Außer sich selbst hat Pomis dann noch den 
Landeshauptmann der Steiermark, Sieg- 
mund Friedrich Freiherrn von Herberstein, 
dann den Besitzer der berühmten Riegers- 
burg in der Oststeiermark, Hans von 
Stadel, und seine Gemahlin Barbara Freiin 
von Königsperg und Pernstein und eine 
Reihe anderer Privatpersonen modelliert. 
Ein besonders ansprechendes Stück ist die 
Hochzcitsmedaille auf Ferdinands II. 
Günstling, den Freiherrn (späteren Für- 
sten) Hans Ulrich von Eggenberg, und 
seine Gemahlin Sidonia Freiin von 
Thannhausen (1620). Auch eine Medaille 
auf den Gurker Bischof Johann Jakob 
Freiherrn von Lamberg (gest. 1630) gehört 
in diese Kategorie. Lamberg war übrigens 
auch von Hans Zwigott in zwei Präge- 
medaillen festgehalten worden, als derenVor- 
lage die Medaille des Pomis gedient hat. 
Dank Kaiser Ferdinands II. ist Pomis zum 
Medailleur der Gegenreformation gewor- 
den, nicht zuletzt infolge des Umstandes, 
daß der Kaiser wie auch sein Vater Karl 
eine ausgesprochene Vorliebe für Schau- 
münzen besaß. Pomis wurde von ihm zum 
Zeichen seiner Anerkennung in den Adels- 
stand erhoben und ihm ein Wappen ver- 
liehen. 
Pomis gehört, wenn man sein ungleich- 
mäßiges medaillistisches Gesamtwerk be- 
trachtet, nicht zu den ganz großen seines 
Faches, dies schmälert aber keineswegs die 
Bedeutung, „die er für die erzherzogliche 
Residenz und für die Medaille des Früh- 
barocks im besonderen besaß . . . Was sich 
aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt des 
17. Jahrhunderts an Gußmedaillen erhalten 
hat, knüpft an die Arbeiten Giovanni Pietro 
de Pomis an. So hat er im Gegensatz zur 
bisherigen Meinung, wenn auch nicht 
Schule gemacht, so doch wenigstens die 
Vorlage für Denkmünzen geliefert, deren 
Anlaß sich vielfach mit jenem deckt, der 
ihm schon so manchen Auftrag zukommen 
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ließ: die Errichtung von Kirchen und 
Klöstern." 
Neben diesem universell begabten Künstler 
fällt sein biederer Zeitgenosse, der schon 
genannte Hans Zwigott, Goldschmied und 
Eisenschneider der Grazer Münze, stark ab. 
Er ist eben nur ein geschickter Kunsthand- 
werker ohne besondere künstlerische Ambi- 
tionen, dies beweisen auch die beiden von 
ihm nachweislich geschaffenen Kleinode, 
die eine mit dem Porträt des Erzherzogs 
Karl, die andere mit dem Wappen der inner- 
Österreichischen Länder für den Hofsekretär 
Hans Vetter von Burgfeistritz, die er in Gold 
und farbigem Email herstellte. Für die letzt- 
genannte, von den innerösterreichischen 
Landständen gestiftete Medaille, erhielt 
Zwigott einen Macherlohn von ZO Gulden. 
Aus der klassischen Zeit der Medaille, dem 
Beginn des 16. Jahrhunderts, sind unter 
den Exponaten der Ausstellung noch die 
beiden wuchtigen Bronzestücke auf Maxi- 
milians I. Freund, den steirischcn Landes- 
hauptmarm Sigismund von Dietrichstein, 
und auf den berühmten Rußlandfahrer 
Sigismund von Herberstein zu erwähnen. 
Ihr Schöpfer war der Altaugsburger Hans 
Schwarz, der wohl der bedeutendste deut- 
schc Medailleur seines Zeitalters gewesen 
ist. Herberstein wurde übrigens auch noch 
von einem anderen Medailleur, dem von 
Nürnberg nach Wien übersiedeltcn Joachim 
Dcschler modelliert, und zwar in dem 
kaftanähnlichen kostbaren Gewand, das er 
auf einer Gesandtschaftsreise in die Türkei 
vom Sultan als Präsent erhalten hatte. Auch 
dem Linzer Medailleur Ludwig Neufahrer 
sind einige Medaillen auf steirische Per- 
sonen zu verdanken, so die auf den Erbland- 
hofmeister Johann Freiherrn HolTmann 
zu Grünbüchel und Strechau, während die 
Medaille auf den Admonter Abt Antonio 
Graziadei (gest. 1491) keinen geringeren 
zum Autor hat als Bertoldo di Giovanni, 
den Lehrer des Michelangelo. Severin 
Brachmann hat den 1582 verstorbenen 
letzten Hoheneck porträtiert, Mathes 
Gebel den aus Judenburg stammenden 
Nikolaus Körbler, angeblich Admiral 
Kaiser Karls V., bei der Eroberung von 
Tunis im Jahre 1535 usw. 
Mit der Verlegung der Residenz von Graz 
nach Wien ist die kurze Episode der durch 
einen hervorragenden Künstler repräsen- 
tierten steirischen Medaillen so gut wie 
erloschen. 
In den folgenden Jahrhunderten gibt es 
keine eigentliche steirische Medaille mehr. 
1772 wird die Grazer Münzstätte aufge- 
lassen. Wien und die noch in Betrieb 
stehenden übrigen Münzstätten sind durch 
die bei ihnen angestellten Stempelschneider 
die Träger der österreichischen Medailllstik 
geworden. Einer von ihnen, der 1774 in 
Graz geborene Karl Wurschbauer, war im 
Südosten der Monarchie, im siebenbürgi- 
schen Karlsburg, tätig. Von ihm stammt 
eine ganze Anzahl guter Medaillen; aber 
sie beziehen sich fast alle auf seine sieben- 
bürgische Umwelt, auf Kalendermedaillen 
und zeitgenössische Ereignisse, keine ein- 
zige aber auf seine steirische Heimat. 
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