viel derber, meist n1it einem abnorm hohen
Relief, das sich vom Medajllengrund scharf
abhebt. Auch die Durchführung ist weniger
sorgfältig als die Stücke, die für das Tages-
licht bestimmt und damit der Kritik aus-
gesetzt waren. Neben diesen, nennen wir
sie höiisehe Medaillen, hat Pomis aber auch
eine ganze Reihe ansprechender Porträt-
medaillen von hervorragenden Zeitgenossen
geschaffen und dabei auch sein Selbstbildnis
nicht vergessen. Dieses medaillistische
Selbstporträt ist schon dadurch interessant,
daß es zwar 1715 unter den römischen
Erwerbungen im „Journal" des kaiserlichen
Antiquitäteninspektors Karl Gustav Heraeus
aufscheint, aber dann aus Wien verschwun-
den und erst viel später im British Museum
zu London wieder aufgetaucht ist. Man
mutmaßt, daß die heute schon durch die
Persönlichkeit des Dargestellten kostbar
gewordene Medaille aller Wahrscheinlich-
keit nach der Sucht des Direktors Abbe
Franz Neumann, die kaiserliche Münz-
sammlung von vermeintlich unbedeutenden
Stücken auf „obskure" Personen zu säu-
bern, zum Opfer gefallen ist. Das Joanneum
besitzt nur einen modernen Nachguß.
Außer sich selbst hat Pomis dann noch den
Landeshauptmann der Steiermark, Sieg-
mund Friedrich Freiherrn von Herberstein,
dann den Besitzer der berühmten Riegers-
burg in der Oststeiermark, Hans von
Stadel, und seine Gemahlin Barbara Freiin
von Königsperg und Pernstein und eine
Reihe anderer Privatpersonen modelliert.
Ein besonders ansprechendes Stück ist die
Hochzcitsmedaille auf Ferdinands II.
Günstling, den Freiherrn (späteren Für-
sten) Hans Ulrich von Eggenberg, und
seine Gemahlin Sidonia Freiin von
Thannhausen (1620). Auch eine Medaille
auf den Gurker Bischof Johann Jakob
Freiherrn von Lamberg (gest. 1630) gehört
in diese Kategorie. Lamberg war übrigens
auch von Hans Zwigott in zwei Präge-
medaillen festgehalten worden, als derenVor-
lage die Medaille des Pomis gedient hat.
Dank Kaiser Ferdinands II. ist Pomis zum
Medailleur der Gegenreformation gewor-
den, nicht zuletzt infolge des Umstandes,
daß der Kaiser wie auch sein Vater Karl
eine ausgesprochene Vorliebe für Schau-
münzen besaß. Pomis wurde von ihm zum
Zeichen seiner Anerkennung in den Adels-
stand erhoben und ihm ein Wappen ver-
liehen.
Pomis gehört, wenn man sein ungleich-
mäßiges medaillistisches Gesamtwerk be-
trachtet, nicht zu den ganz großen seines
Faches, dies schmälert aber keineswegs die
Bedeutung, „die er für die erzherzogliche
Residenz und für die Medaille des Früh-
barocks im besonderen besaß . . . Was sich
aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt des
17. Jahrhunderts an Gußmedaillen erhalten
hat, knüpft an die Arbeiten Giovanni Pietro
de Pomis an. So hat er im Gegensatz zur
bisherigen Meinung, wenn auch nicht
Schule gemacht, so doch wenigstens die
Vorlage für Denkmünzen geliefert, deren
Anlaß sich vielfach mit jenem deckt, der
ihm schon so manchen Auftrag zukommen
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ließ: die Errichtung von Kirchen und
Klöstern."
Neben diesem universell begabten Künstler
fällt sein biederer Zeitgenosse, der schon
genannte Hans Zwigott, Goldschmied und
Eisenschneider der Grazer Münze, stark ab.
Er ist eben nur ein geschickter Kunsthand-
werker ohne besondere künstlerische Ambi-
tionen, dies beweisen auch die beiden von
ihm nachweislich geschaffenen Kleinode,
die eine mit dem Porträt des Erzherzogs
Karl, die andere mit dem Wappen der inner-
Österreichischen Länder für den Hofsekretär
Hans Vetter von Burgfeistritz, die er in Gold
und farbigem Email herstellte. Für die letzt-
genannte, von den innerösterreichischen
Landständen gestiftete Medaille, erhielt
Zwigott einen Macherlohn von ZO Gulden.
Aus der klassischen Zeit der Medaille, dem
Beginn des 16. Jahrhunderts, sind unter
den Exponaten der Ausstellung noch die
beiden wuchtigen Bronzestücke auf Maxi-
milians I. Freund, den steirischcn Landes-
hauptmarm Sigismund von Dietrichstein,
und auf den berühmten Rußlandfahrer
Sigismund von Herberstein zu erwähnen.
Ihr Schöpfer war der Altaugsburger Hans
Schwarz, der wohl der bedeutendste deut-
schc Medailleur seines Zeitalters gewesen
ist. Herberstein wurde übrigens auch noch
von einem anderen Medailleur, dem von
Nürnberg nach Wien übersiedeltcn Joachim
Dcschler modelliert, und zwar in dem
kaftanähnlichen kostbaren Gewand, das er
auf einer Gesandtschaftsreise in die Türkei
vom Sultan als Präsent erhalten hatte. Auch
dem Linzer Medailleur Ludwig Neufahrer
sind einige Medaillen auf steirische Per-
sonen zu verdanken, so die auf den Erbland-
hofmeister Johann Freiherrn HolTmann
zu Grünbüchel und Strechau, während die
Medaille auf den Admonter Abt Antonio
Graziadei (gest. 1491) keinen geringeren
zum Autor hat als Bertoldo di Giovanni,
den Lehrer des Michelangelo. Severin
Brachmann hat den 1582 verstorbenen
letzten Hoheneck porträtiert, Mathes
Gebel den aus Judenburg stammenden
Nikolaus Körbler, angeblich Admiral
Kaiser Karls V., bei der Eroberung von
Tunis im Jahre 1535 usw.
Mit der Verlegung der Residenz von Graz
nach Wien ist die kurze Episode der durch
einen hervorragenden Künstler repräsen-
tierten steirischen Medaillen so gut wie
erloschen.
In den folgenden Jahrhunderten gibt es
keine eigentliche steirische Medaille mehr.
1772 wird die Grazer Münzstätte aufge-
lassen. Wien und die noch in Betrieb
stehenden übrigen Münzstätten sind durch
die bei ihnen angestellten Stempelschneider
die Träger der österreichischen Medailllstik
geworden. Einer von ihnen, der 1774 in
Graz geborene Karl Wurschbauer, war im
Südosten der Monarchie, im siebenbürgi-
schen Karlsburg, tätig. Von ihm stammt
eine ganze Anzahl guter Medaillen; aber
sie beziehen sich fast alle auf seine sieben-
bürgische Umwelt, auf Kalendermedaillen
und zeitgenössische Ereignisse, keine ein-
zige aber auf seine steirische Heimat.
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