Karcl Holeäovsky
SEZESSIONISTISCHE
PLAKATKUNST IN BÖHMEN
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts voll-
zogen sich in den böhmischen Ländern
ebenso wie im übrigen Europa durch-
greifende Veränderungen auf allen Ge-
bieten des kulturellen Lebens. Vor allem
die Sezession wurde zu deren ausdrucks-
vollstem Träger und formte grundsätzlich
die neuen künstlerischen Anschauungen. Die
Anregungen dazu kamen aus verschiedenen
europäischen Kulturzentren nach Böhmen.
Anfänglich waren es Wien und München,
später trat aber noch Paris hinzu, das nicht
nur bei der Entstehung der tschechischen
Sezession, sondern überhaupt beim Auf-
kommen der modernen tschechischen Kunst
die unumstrittene Hauptrolle spielte. Da-
neben gewann auch der indirekte, jedoch
nicht zu übersehende Einüuß der angel-
sächsischen Länder und Belgiens, vor
allem in der angewandten Kunst, an Be-
deutung. Die Reaktion auf den sterilen
akademischen Historismus und Naturalis-
mus entstand aber nicht nur durch die
zahlreichen fortschrittlichen Impulse aus
dem Ausland, sondern erwuchs auch aus
der Originalität der Begabungen und aus
der Vitalität der jungen, in den neunziger
Jahren hervortretenden Künstlergeneration,
die der tschechischen Sezession die ihr
eigene Form eines lyrischen Symbolismus
aufprägte. Zu dem weiten Interessengebiet
der sich neu formenden sezessionistischen
Bestrebungen in Böhmen gehörte auch das
Plakat, eines der bedeutendsten zeitgenössi-
schen Kunstdokumente aus jener von
schöpferischer Gärung erfüllten Zeit der
Jahrhundertwende. Hier, ebenso wie in
den deutschsprachigen Nachbarländern, er-
reichte dieser Kunstzweig erst um das Jahr
1900 und im Verlauf des ersten Jahrzehnts
unseres Jahrhunderts seinen Höhepunkt,
also mit einem beträchtlichen zeitlichen
Abstand zu Frankreich und England, wo
es bereits um ein Jahrzehnt früher auf dem
Gebiet der Plakatkunst zu einem für ganz
Europa und die Vereinigten Staaten vor-
bildlichen Aufschwung gekommen war.
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