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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 94)

jeden von uns. Zeichnungen dieser Ari sind 
Kammerkunsl. sie bedürfen des immer wieder 
erneuenen, verständnisvollen Umgangs mit Zeich- 
nungen, einer inlimen Bekanntschaft mit den Ge- 
setzmüßigkeiten guten Zeichnens. Publikum solcher 
Ar1 isi bei uns nur sehr dünn gesöl. Und darin liegl 
die Erklärung für die „Verspötung" der erslen 
Ausstellung Annelises und auch die Erklärung für 
die Diskrepanz zwischen der guten Aufnahme 
durch die Krilik und dem geringen Verkaufserlös 
der Ausstellung. 
Zu sagen bleibt: Unser Zeiialier isl besessen von 
Schablonen und Stereotypen. wie sie vor allem 
durch die unendlich vielen Reproduktionsverfahren 
und Massenmedien verbreilet und in unser aller 
Bewußisein gehömmerl werden. Wer in solcher 
Situaiion nichl versiehl. in sich die Ausgangslage 
alles Zeichnens zu erhalten. nämlich das ewig- 
gen an die Wirklichkeit ein gut trainiertes Auf- 
fassungsvermögen. Der Betrachter braucht die 
gleiche geschulte Sensibilität wie der Künstler 
selbst. Und es ist seine Schuld. wenn er sie nicht 
hat. 
Wer nun gar den Kampf zwischen Chaos und 
Ordnung, wie er sich in jeder spontan-sensitiven 
Zeichnung im Ringen um Kontur, um Verdich- 
tung, um Schwerpunkte abspielt. zum Gegenstand 
des Kunstgenusses machen soll, der ist zur geisti- 
gen Mitbeleiligung aufgerufen. Gerade das ist es 
aber. was dem breiteren Publikum schwerfüllt. Es 
ist festgebannt in Schablonenvorstellungen, die 
ihm nichts zu denken übriglassen. 
So bleibt nur zu hoffen. daß es kompromißlosen 
Künstlern wie Annelise gelingt, wenigstens einige 
aufnahmebereite einzelne aus der Masse los- 
zureißen. 
6 Annelise Karger, Passanten. 1966
	        
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