Nä
Alois Vogel
DER MALER UND GRAPHIKER
ANTON WICHTL
1 Anlon wurm. Eichendorff spazier! im Wienerwald.
Graphik
Im Frühjahr 1937 war in der WienernAlbertina"
eine große Kubin-Ausstellung zu sehen, die
327 Objekte zeigte. Sie machte einen überaus
starken Eindruck auf den in der 7. Klasse stehen-
den Gymnasiasten Wichtl. Es ist nicht van der
Hand zu weisen, daß der Meister aus Leitmeritz
den Künstler sehr beeinflußte und manches davon,
verwandelt und gewandelt in Wichtls Werk, bis
heute geblieben ist.
Anton Wichti ist geborener Badener. 1920 er-
blickte er in der alten Kurstadt in der Nähe Wiens
das Licht der Welt. Der Knabe schon zeichnete
leidenschaftlich gerne. In der Mittelschule entwarf
und malte er die Bühnenbilder für die Schul-
aufführungen am Badner Stadttheater, und bereits
1937 stellte er das erstemal, gemeinsam mit
anderen Künstlern, aus. Es war kein allzugroßer
Sprung. von diesen frühen Neigungen zur Berufs-
wahl eines Architekten. Wichtl rnußte aber nach
einigen Jahren Praxis erkennen, daß er in diesem
Beruf, auf Grund der Finanziellen Beschränkungen
durch die Auftraggeber, nicht das konkretisieren
konnte, was er als gut, richtig und notwendig er-
achtet hatte. S0 kam es, daß er sich wieder ganz
der Malerei zuwandte.
Zu diesem Entschluß trug wohl nicht unmaßgeblich
auch der Kontakt mit Herbert Boeckl bei. 1947
lernte Wichtl den großen Meister und Lehrer
kennen. besuchte ihn oft, und in Briefen tauschten
die beiden ihre Gedanken aus. Den frühen fünf-
ziger Jahren entstammend. liegen von Anton
Wichtl hauptsächlich Ölbilder vor. Neben Studien
und Landschaften. die auf Cezanne weisen, schuf
er Bilder mit symbolischen Inhalten. Der Farb-
auftrag und die Auswahl zeigen schon einen be-
stimmten Weg, den der junge Maler einzuschlagen
gewillt war. Ein kurzes Zwischenspiel abstrakt
gemalter Bilder - Wichtl versuchte sich in infor-
meller Weise auszudrücken - war bald vorüber.
Dieser Künstler brauchte den Gegenstand, er liebt
die Natur. die Welt, die greifbaren. sichtbaren,
mit den Augen abtastbaren Dinge zu sehr, als daß
er. auch in seinem Schaffen, von ihnen lassen
mochte. Nicht, daß er darum dem Geistigen ab-
hold würe! ln mehr als einem Dutzend eng-
beschriebenen Heften schlagen sich seine gedank-
lichen Auseinandersetzungen mit allen Problemen
dieser Weit tagebuchartig nieder. Es will uns
jedoch scheinen. daß diesem außerordentlich
fleißigen Maler die Metapher näher liegt als das
Symbol. Daher sind jene Bilder symbolischen
Inhalts auch nicht seine besten.
Wir sehen nun einerseits Arbeiten - es handelt
sich ausschließlich um Ölbilder - mit einer
starken Tendenz zu einer literarischen Aussage.
anderseits aber wieder Arbeiten. die eine Erfas-
sung der unserer Erscheinungswelt immanenten
Strukturen zum Inhalt haben.
Bei ersteren erreicht der Künstler mit einer Ause
wahl ungebrüuchlicher Sujets, in Verbindung mit
uns bekannten historischen Geschehen, eine eigen-
tümliche Spannung. Die Lange der Titel regen
zum Nachdenken an. Bei vielen in dieser Art
gemalten Bildern fallt die nahezu simple Direkt-
heit auf, und wir müssen an spölgatische Altar-
werke unserer Alpenländer denken. wo ebenfalls
auf einer Reihe zusammengehöriger Blätter. mit
einem dem Volke damals noch bekannten Voka-
bular. ein besonderer Vorfall liebevoll und ein-
deutig geschildert wurde. Auch der Humor kommt
hier sehr oft auf seine Rechnung. in dem zweiten
Fall wendet sich Wichtl aber hauptsächlich der
Landschaft zu. Auch hier will er vermitteln. Es
39