Insgesamt sind uns also 35 Mitglieder der
Familie Zamponi als Zinngießer bekannt.
Freilich dürfte ihre Gesamtzahl noch wesent-
lich höher gewesen sein, läßt sich aber aus
Mangel an sicheren Quellen nicht mehr
feststellen. Wenn auch die Matriken der
Pfarre Forno d'Ornegna vom frühen 16.
Jahrhundert bis zur Gegenwart lückenlos
vorliegen, so ist doch wegen der großen
Anzahl der dort verzeichneten Zamponi
(weit über 300), deren Vornamen sich oft
wiederholen, eine eindeutige Identifizierung
der als Zinngießer bekannten Familien-
mitglieder nur in Wenigen Fällen möglich.
Der Katalog bringt - ohne Rücksicht auf
vorhandene Objekte - eine Aufstellung
sämtlicher bekannter Zinngießer Zamponi
und ihrer Lebensdaten, soweit sie zu er-
forschen waren. Zu den 30 von Wolfbauer
und Hintze veröHentlichten Marken konn-
ten noch weiter 20 neu gefunden oder zuge-
schrieben werden. Da die bisher bekannten
Marken zum großen Teil ungenau wieder-
gegeben sind, wurden mit Hilfe des umfang-
reichen Vergleichsmaterials alle Marken neu
gezeichnet. Die folgende Aufstellung bringt
ein kurzgefaßtes Verzeichnis aller bekannten
Zinngießer der Familie Zamponi:
STEIERMARK
Graz: Raimund Anton Z., aus Leoben,
1850-1924; Rudolf Z., 1892-1930
judenburg: Johann Joseph Z., aus Forno,
1815-1862.
Knitleßeld: Joseph Maria Z., 1795.
Levben: Johann Baptist Policarp Z., aus
Forno, 1721-1792; Franz Joseph Z.,
aus Forno, 1739-1792; Joseph Andreas
(L) Z., aus Leoben, 1759-1775; Joseph
Andreas (II.) Z., aus Forno, 1772-1837;
Wilhelm (II.) Z., aus Forno, 1786-1810;
Joseph Andreas Z., um 1790-1831;
Joseph Z., aus Forno, 1799-1820;
Johann Anton Policarp (III.) Z., aus
Forno, 1813-1885; Joseph Andreas (IV.)
Alois Z., aus Forno, 1836-1852.
Illariagell: Anton Z., (siehe Wiener Neu-
stadr!)
Illurau: Wilhelm Joseph Dionysius Z.,
aus Forno, 1719-1795; Joseph Maria
Z., um 1770-1832; Johann Policarp
Z., um 1780-1823; Ambros Joseph
Maria Benedikt Z., aus Forno, 1781 bis
1843.
DEUTSCHLAND
Engen in Baden: Anton Z.,1755-1768; Peter
Z., aus Forno, 1765-13-14; Johann
Baptist Z., aus Forno, 1782-1828.
Knrlrruhe: Johann Blasius 7.., aus Sesto,
1725.
Xcbänberg in Baden: Peter Z., 1786-1797.
Aus den zahlreichen in der Ausstellung ver-
tretenen Exponaten seien hier nur einige
als Beispiel herausgegriifen: Eßteller mit
gcschweiftem Proiilrand (Abb. 1), flache
kreisförmige Tirrhrrboner mit konzentrisehen
Rillen (Abb. 2), ovale Anrirlzlexrhürreln mit
steilem Hohlkehlenrand und gesehwcifter
Proiilkante (Abb. 3), Knäzlelrrllürreln mit
Durchmessern von 12 bis 33 cm (Abb. 4),
ein kleines Derkelkrüglein mit palmetten-
förmiger Daumenrast (Abb. 5) sowie eine
reich konturierte Derkellerrine in der Art des
zweiten Barock (Abb. 6). Von besonderem
Interesse ist ein Alarkenxlempel mit der
Meistermarke des Anton ZJWiener Neu-
sradt (Abb. 7). Zur Ergänzung werden
Arßlxiualien aus dem Steiermärkischen Lan-
desarchiv gezeigt (Zunftprotokolle, Auf-
dingbücher, Kaufverträge usw.), wie auch
eine Reihe von Bildnixren des Leobener
Meisters Joseph Andreas (II.) Z. (Abb. 8)
und dessen Xßhnupflahnkdore, welche sich
noch heute im Besitz der Familie Zamponi
befindet (Abb. 9). Ein eigenes Kapitel bil-
den die Arbeiten des am 7. Dezember 1850
in Lcoben geborenen RnimunzlAnlorl Z.: im
Gegensatz zu seinen Vorfahren hat er sich
vor allem mit der Herstellung von Zier-
stücken befaßt. Entscheidend für sein Werk
war die Zusammenarbeit mit dem Gründer
des Kunstgewerbemuseums am Joanneum,
Professor Karl Ißfllßf (1850-1908). Lacher
lieferte im Sinne des Historismus Entwürfe
für Zinngegenstände, bei denen er sich stark
an Formen und Ornamenten orientierte,
welche ihm in der Sammlung des Museums
in Fülle zur Verfügung standen. S0 wurden
zum Beispiel die geätzten Groresken auf der
breiten Fahne eines Zierteller: (Abb. 10)
getreu den Ornamenten einer durchbroche-
nen SchloB-Abdeckplatte im Deckel einer
süddeutschen Eisentruhe des 17. Jahrhun-
derts nachgebildet. Und eine große ÄYIJIeif-
kann: (Abb. 11), die für die Pariser Weltaus-
stellung im Jahre 1900 von Lacher entwor-
fen und von Raimund Anton Z. ausgeführt
wurde, ist nachgerade ein Musterbeispiel
für die eklektizistischc Denk- und Arbeits-
weise des ausgehenden 19. Jahrhunderts:
der schildtragende Greif auf dem Deckel ist
auf mehreren Zunftkannen aus dem 17.
Jahrhundert in der Sammlung des Museums
wiederzuünden, ebenso die Form des reich-
geschwungenen Henkels und die umlaufen-
den Reifen aus Messing. Die gravierte Dar-
stellung auf dem Schild, ein tanzendes
Bauernpaar, entspricht (seitenverkehrt)
einer Gouaehe von Johann Lederwasch in
der sogenannten Fohnsdorfer „KnafH-
Handschrift", die sich heute in zwei Exem-
plaren im Besitz des Steiermärkischen Lan-
desarchivs befindet.
Wenn auch RudalfZu der Sohn des Raimund
Anton, in der Werkstätte seines Vaters ge-
arbeitet und auch dessen Marke („R
ZAMPONI") verwendet hatte, so ist docl
mit dem Tode Raimunds am 14. Mai 1921
und dem gleichzeitigen Erlöschen SClIICI
Konzession das Zinngießergewerbe in de
Steiermark ausgestorben. Rudolf Z., der un
1900 in Paris in die Lehre gegangen war um
von dort den Einfluß des „modernen Stils"
mitgebracht harte (Abb. 12), hat seiner
Vater nur um wenige Jahre überlebt.
In einer Zeit, in der das ZinngieBergexxYerb
nahezu ausgestorben ist, in welcher Technil
und Arbeitsweise dieser Handwerker nu
noch wenigen Fachleuten und Liebhaber:
aus eigener Anschauung bekannt sind, wil
diese Ausstellung als Beitrag zur Sicherung
und Bewahrung der noch vorhandenei
Zeugnisse sieirischer Handwerksgeschichtw
aufgefaßt werden. Es ist ja im wesentlichen
unserem Jahrhundert vorbehalten geblie
ben, nicht nur das Außergewöhnliche, durcl
die Qualität seiner künstlerischen Gestal
ÜBRIGES ÖSTERREICH
Grein: Zamponi, 19. Jhdt.
Pillen: Johann Z., vor 1917.
Salzburg: Carl Anton Z., aus Forno, 1760
bis vor 1833; Wilhelm Anton Vinzenz
Fortunat Z., aus Forno, 1807-1838.
Xlejr: Ambros Z. d. Ä., aus Forno, 1804 bis
1856; Ambros Z. d. J., 1886-1899.
Wien: Johann Z., vor 1828; Joseph Z., vor
1831.
Wiener Neuxtadt: Wilhelm Z., 1814; Anton
Z., aus Fomo, 179071862.
BÖHMEN
Karlxbad: Andreas Z., 1779; Joseph Z.,
1779.
30
9
tung Überragende, sondern auch di
unscheinbaren, bescheidenen Gegenstand
des täglichen Gebrauchs in die Forschun
einzubeziehen. Auch sie verdienen Beacl
tung: durch den Adel ihrer Form, die sie
auf Grund jahrhundertclanger Bcxwiährun
herausgebildet hat, durch ihre Vermittlei
rolle für die Kenntnis der Lebensweis
breiter Bevölkerungsschichten in ve'
gangenen Kulturperinden und nicht zulet:
auch in unserem Falle als Zeugen für d
Tätigkeit von Handwerkern, die ihr G:
werbe durch zwei Jahrhunderte in d:
Steiermark beziehungsweise in Mitteleuro}:
ausgeübt haben.
Anxou 2., Wiener Ncmxadx: Maxkenstem l ("Z1
chenciscn"). Stahl. L 14 n-n (Kunstgewcr mm"
Graz, lnv.- r. 0975)
Brusxhild des joseph Andnas (11.) z., Lesben. 01 2
Leinwand. unsigmerl. 27,7x2l.2 cm (Eh: Zampo:
judcnburg)
äoßcph Andreas (11.) Z., Lcohcu: Schnupftabzkdtx
.9 x45 x 2.2 cm. (Flsa Zarnponi, Judmburg)
Raimund Anton z.. Gxar Zicrrellcr. Dm. 34,8 (
(Kunstgcwerbcmusuum Graz. lnvrNr. 058)
Raimund Anton Z., Graz: Schleifkannc. H. 65 an, Dl
24 cm (Kumtgewcrbcmuscum Graz. [nv.-Nr. 12497)
RudolfL, Graz: Zicnellex. Dm. 35 cm (Kunstgcwerb
museum Cm, lnv.-Nx. 0341)