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namentlich in der Vermehrung und Erhöhung der Lasten, welche die Unterthanen zu
tragen hatten. Infolge der Türkeneinfälle war Krain verarmt, die Landesvertheidigungs-
anstalten erforderten enorme Opfer, in vielen Gegenden hatte sich die Bevölkerung gelichtet,
viele Gründe und Huben lagen unbebaut; trotzdem war man mit der Forderung immer
größerer Geldleistungen an die Krainer herangetreteu. Der achtjährige Krieg mit den
Venetianern machte neue Geldbeiträge nothwendig und die allzu rasch steigende allgemeine
Landessteuer erzeugte in allen Bevölkerungsschichten große Unzufriedenheit. Daneben ist
jedoch auch bei den Grundherren ein Streben nach Vermehrung ihrer Einkünfte deutlich
wahrzunehmen. Man begnügte sich nicht mehr mit den in den Urbarien verzeichneten
Geldgiebigkeiten, Frohnden und Lasten, sondern suchte durch „neue Fündlein" das Ein
kommen zu steigern. Die Bauern klagten, daß eine und dieselbe Steuer zwei- oder dreimal
eingehoben werde, daß die Roboten über Gebühr verniehrt wurden, so daß ihnen kaum
Zeit zum Essen übrig bleibe. Sie jammerten ferner über die vielen neuen Manchen, über
die Beschränkung des Fischerei-, Holz- und Weiderechtes, über die Entwerthung des
Geldes u. s. w.
Allen diesen „neuen Fündlein" setzten die Bauern ihre »starn prnvän« (ihr „altes
Recht") entgegen und verlangten die Abschaffung der Neuerungen. Die unmittelbare
Veranlassung zum Aufstand gab der tyrannische Pfandinhaber der Herrschaft Gottschee,
Georg von Thurn, und dessen gewaltthätiger Pfleger Sterzen, welche im Jänner 1515
von den gereizten Gottscheern überfallen und getödtet wurden. Der Aufruhr verbreitete
sich mit großer Schnelligkeit über Billichgratz, Lack, Eisnern, Radmannsdorf, Veldes und
die Wochein. Die Bauern bildeten einen Bund, der bald gegen 20.000 Mitglieder zählte
und durch Krain, Untersteiermark und Südkärnten ertönte das aufrührerische Lied:
virux», Io vknx, ie vlrup, ubo^n Airmfrm!" — „Nur zusammen, du armes Bauernvolk!"
Die krainischen Stände wendeten sich an den Kaiser um seine Vermittlung, und als dessen
Commissäre im April 1515 in Laibach erschienen, fanden sie daselbst 5!000 bis 6.000
Bauern versammelt, welche beschlossen, eine Abordnung an Maximilian zu schicken und
ihm ihre Beschwerden vorzutragen. In Augsburg trafen sie den Kaiser, der sie geduldig
anhörte und dann aufforderte, die Waffen niederznlegen und auseinanderzugehen, wogegen
er Abhilfe versprach. Die Bauern gaben dem Kaiser das Versprechen innezuhalten, was sie
jedoch nicht hielten. Denn nachdem sich auch die Bürger von Rndolsswerth der Bewegung
angeschlossen hatten, begann die Berennnng nnd Plünderung der herrschaftlichen Schlösser.
Schwerenbach bei Rndolsswerth, Maichau, Arch, Thurn am Hart, Nassenfnß, Savenstein,
Rnckenstein, Neudegg fielen in ihre Hände, während sie Ortenegg, Reifnitz nnd Rothen-
bnchel bei Stein erfolglos belagerten. Da der Aufstand auch nach Steiermark und Kärnten
hinübergriff und wiederholte kaiserliche Mandate zum Auseinandergehen erfolglos blieben,