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rierung. Die geschmeidige Eleganz der
Linie, das Melodiöse der Figuration und das
Sentimentale des Ausdruckes lassen die
Arbeiten dem Geiste des Jugendstils zu-
ordnen.
Der junge Schiele wurde von vielen künst-
lcrischen Kräften beeinilußt. S0 wissen wir,
daß er von den Bildern Hodlers, van Goghs
oder Munchs, die er in Ausstellungen in Wien
kennenlernen konnte, fasziniert war. Diese
Eindrücke haben sich auch in einzelnen Wer-
ken niedergeschlagen. Von nachhaltiger Wir-
kung war jedoch nur die Begegnung mit
Gustav Klimt (1862-1918). Wir haben bei
der Betrachtung der Zeichnungen schon des
öfteren auf Klimfsche Anregungen hinge-
wiesen. Mit Klimt ist Schiele erstmals 1907
in näheren Kontakt getreten. Er studierte
damals bei Griepenkerl, von dem keine
künstlerischen Anregungen auf ihn aus-
gingen. Klimt wurde so für geraume Zeit
zum eigentlichen Lehrmeister Schieles. In
den Jahren, in denen unsere Zeichnungen
entstanden sind, ist die Verbindung zu dem
älteren Mentor am stärksten. Aber wie die
Blätter zeigen, ist Schiele nicht einfach dem
Stile Klimts verfallen. In den Bildern bleibt
er noch am ehesten der ornamentalen Flä-
chenkunst Klimts verhaftet, in den Zeich-
nungen dagegen ist er freier und selbstän-
diger. Er hebt sich durch seine zu barocker
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Schlifcndcs Paar. 32 x30 Cm. Monngnxnmicrl, nich
dauern. Um 1909
Stehende: Liebespaar. 31 X3414 cm. Kupf- und Scham
hzarc der Frau rot in Fzrbslifr. Snümpre grün in Fzrbstifl
Monogramnxicrl. nicht daxicrx. Um 1909
Guslav Klimx. Der Kuß. 1908. Wien. Öueneiehikh.
Galerie
Liebespaar. 31.5 X295 cm. Haare der Frau rot in Farb
um. Munogrammicrt. nicht datiert. Um 1909
Mädchenkcpf. 315x225 cm. m pc rot in Aquarell
Lippen rot in Aquarell. Signiert: Sc iclc Egon o9