w Tor Leopolds I. (..L. P."?). Belgrader Festung, 172a
bis 1m
20 Wümcmbcrger Tor (uSmmbol-vzpija"). Zeichnung von
Pavle Vasit nach Anasus Jovznovik
ANMERKUNGEN 36 - 41
35 ]. B. Fischer von Erlach-Amsrellung usw., 46-47.
37 Dobroslav St. Pavloviä. Eines der ältesten erhaltenen
Bauwerke von Belgrad, Jahrbuch du Museums der Stadt
Belgnd. lll 1956. 273.
J! Obzwar die Fassade nicht in ausgesprochen barocken-n
Szil erbaut ist, gehört sie doch zufolge gewisser Charak-
teristika diesem Bauslil an. Auffallend ist, daß die Keller-
decke nicht gewölbt ist. sondern aus dicken, massiven
Pfosten angefertigt ist wic in einzelnen Häusem in Srmiski
Karlovci.
39 ßarozgna biblioleka (Volkshibliolhek) in Belgrad, sign.
r. .
49 Marija Dirtakviö. Ein neues Dokument zum Tor Karls VI.
in Belgrad, Jahrbuch des Museums der Stadt Belgrad,
Buch m - 1956. 121.
4' Piene du Colombier. Uarchitetlurc francaise en Alle-
mzgne au XVUI" Siäcle. I Tcxle, Presse: univcßitaircs
de Franee, 1956, 82.
mag vielleicht als Anzeichen dafür dienen,
daß in diesem Gebäude die Post war, denn
es befand sich hinter dem Vidin-Tor
(„Kayser Thor"), das sich am Beginn der
heutigen Dusanova-Straße befand, also am
Eingang zur Stadt. Die Tatsache, daß das
Emblem des schwarzen Adlers von den
Türken belassen wurde, spricht für die
Ansicht, daß es sich um kein Militärgebäude
handelte. A. Jovanovic sagt in seiner
Auiabiograpbie, daß sich die Wache knapp
am Eingang zum Vidin-Tor befand. je-
denfalls bestätigt die Bauart dieses Ge-
bäudes, daß auch die Österreicher Bauten
in einem Stil errichteten, der auch bal-
kanische Elemente enthielt, so z. B. die
Holzbalustrade am Wandelgang, und was
die Konstruktion betrifft, wurde Skelett-
füllung angewandt, „Bondruck" nach der
türkischen Fassung. Der Barock von Bel-
grad evolvierte also zuweilen auch in eine
bescheidene ptovinziell-balkanische Va-
riante.
Das einzige übriggebliebene Gebäude aus
der Zeit der Herrschaft Österreichs ist das
Haus in der Graöanicka-Straße Nr. 10
(Abb. 14-15). Sein Grundriß ist recht-
eckig, doch erfolgte später ein Zubau, der
ihm Galgenform verlieh. Das Haus besteht
aus Erdgeschoß und einer Etage, hat in
ersterem 5 Fenster und ein Tor und in
der Etage 6 Fenster. Das Dach ist ziemlich
hoch, was besondere Aufmerksamkeit er-
weckt, denn es ähnelt weder der Architektur
der balkanischen noch der türkischen Art,
sondern der Grenzerarchitektur in der
Wojwodina. Die Außenmauern sind aus
österreichischen Ziegeln (Größe 33 cm)
gebaut, mit einer Auflage aus Stein und
Mörtel von innen. Auch das Hausinnere
ähnelt nicht der türkisch-balkanischen Form
der Inneneinteilung. Obwohl das Hausinnere
Abänderungen erfahren hat, sind in ein-
zelnen Räumlichkeiten an den Türen noch
barocke Angeln (Abb. 16) krummer Form
erhalten, die denen in Häusern der Wojwo-
dina aus dem 18. Jahrhundert vollkommen
ähnlich sind. Durch diese Einzelheit er-
scheint bestätigt, daß sich immerhin ein-
zelne Bauten aus der Zeit des Barock er-
halten haben, vielleicht deshalb, weil sie
mit ihren Fassaden nicht die Aufmerksam-
keit der Türken - als staatliche Gebäude -
auf sich gelenkt haben 38.
Es gibt noch ein weiteres Gebäude, über
das etwas mehr bekannt ist, wenn auch
nicht genug, um es zur Gänze wie das
vorangegangene rekonstruieren zu können.
Das ist die Residenz des Belgrader Bischofs.
Spart hat sie überhaupt nicht eingezeichnet,
doch auf dem Plan eines unbekannten
Autors ist sie als „Raizische Bischofs Haus"
festgehalteni"). Dargestellt ist lediglich ein
Gebäude langgestreckten, rechteckigen
Grundrisses, vielleicht etwas schematisiert,
jedoch immerhin ähnlich jenem in dem
schon erwähnten Plan der Belgrader Fe-
stung vom Jahre 1784. Nach Sparrs Skizze
Nr. 12 zu schließen, besaß dieses Gebäude
an der Ostseite einen von einem Frontgiebel
in Dreieckform gekrönten Risalit. Sein
hohes Dach erinnert an das Dach des
Hauses in der Graöanicka-Straße Nr. 10
wie auch an die Dächer der Häuser in
Savamala und Karlsral, die auf Sparrs
Skizze Nr. 16 eingezeichnet sind. Dank
den von Radoslav Grujic erzielten For-
schungsergebnissen ist über das Innere
dieses Gebäudes etwas mehr bekannt.
Eine bestimmtere Idee von den barocken
Kennzeichen der Belgrader Architektur
kann auf Grund der erhaltenen Tore der
Festung gewonnen werden. Das schönste
und bedeutsamste ist dar Tvr Karl: VI.
(Abb. 17, 18). Es ist bis auf den heutigen
Tag in seiner nahezu ursprünglichen Form
bewahrt. Vor kurzem konnte auch das Jahr
seiner Errichtung dank Maria Birtascvic
festgestellt werden, die die Aufschrift von
einer einst an diesem Tor befindlichen
Platte veröffentlichte. Die Aufschrift lautet:
„D. M. A.? f Carolo VI f Roman -
Impera I Augusto [ Fidei Orthodoxae
Prupugnatore f Contra f Christianis H0-
stem f haec portae f magnii-ici operis l
expugnato Glorioso l belgrado l Surrexit l
MDLL CXXVVII IIII"40. Über dieses
Tor liegen auch Angaben aus der Be-
Jrhreihung der Belgrader Festung vom Jahre
1784 vor, wo es als „Bauwerk im dorischen
Stil" dargestellt wird. Das Tor hat zwei
Fassaden, eine Westliche und eine östliche.
Die Ostseite des Tores hebt sich durch eine
gewisse Überladenheit und Wiederholung
ähnlicher Elemente ab. Die Pilaster mit
ihren ringförmigen Wülsten wirken gegen-
über dem Bossenwerk der Tormauer mono-
ton, während sie auf der Westseite glatt
sind und sich in schönem Kontrast von der
Rustika-Grundliäche abheben. Der Oberteil
des Totes verdient besondere Aufmerksam-
keit. Das Tympanon an der Ostseite ist
elliptirrh, ähnlich den Tympanons von
Balthasar Neumann in Würzburg, das an
der Westseite balbkreiifirmzlq und von
regelmäßigerer Form. Auf dem ersteren
Tympanon sind in die Mitte eines Blumen-
ornaments zwei Buchstaben C eingekreuzt,
auf dem anderen ist eine Kartusche mit
Wappen mit Kanonenrohren, Fahnen und
einer Herrscherkrone dahinter. Zu beiden
Seiten des Tympanons an der Attika und
etwas tiefer an den Ecken befanden sich
viereckige dekorative Sockel, auf denen
Steinkugeln ruhten. Oberhalb des Tympa-
nons an der Ostseite befindet sich auf dem
Sockel eine große Trophäe mit Pauken,
Fahnen und einem Panzer in der Mitte.
In der Beulmeibung von 1784 wird dieses
Tor Vidin-Tor genannt. Sehr charakte-
ristisch ist das östliche Tympanon, das an
die Beurteilung von Neumanns Entwurf
für die Bischofsresidenz in Würzburg durch
Robert de Cotte erinnert: „II y avait 1a
beaucoup de la maniere italienne, mais
avec quelque chose d'allemand"41. Es muß
hervorgehoben werden, daß sich ähnliche
Tympanons auch auf dem Belvedere in
Wien zu beiden Seiten vorhnden. Das Tor
Karls VI. steht hinter diesem Stil in nichts
zurück, noch wirkt es etwa als provinzielle
Interpretation eines monumentalen Ge-
dankens. Es ist ganz im Gegenteil auf-
schlußreich als Beispiel, das die Originalität
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