Nur wenig mehr wissen wir über das Aus-
sehen eines Vorhanges im Theater in der
Leopoldstadt in Wien; ein kolorierter Stich
von Severin Buemann unterrichtet uns
darüber. Der Vorhang zeigt ebenfalls eine
parnassische Allegorie, den Aufstieg zu den
Hallen der Kunst versinnbildlichend. Sein
Schöpfer hieß Josef Platzer (1751f1806)6,
der, in Prag geboren. wo er bei Franz Wolf
ausgebildet worden war, auf Veranlassung
des Fürsten Kaunitz nach Wien gegangen
sein soll. Dort zeichnete er sich vornehm-
lich durch das Entwerfen von Theater!
dckorationen aus. 1789 wurde er ordent-
liches Mitglied der Wiener Akademie; 1795
erhielt er die Ernennnung zum Kaiserlichen
Kammermaler.
Platzers Vorhang löste 1789 die von Kaspar
Fibich gemalte alte satirische Kurtine der
Leopoldstädter Bühne ab, die dieses Haus
wahrscheinlich seit dem Gründungsjahre
1781 geziert hatte. liibiehs Vorhangbild
stellte, bezeichnend für die Rolle des
Wiener Volkstheaters in der ölTenrlichen
Wertschätzung, Kasperls Triumph über die
Gegner der Volksmusik dar. Es ist also in
seinem Motiv ganz und gar außensciterisch.
J. F. Schink, der der Firöifnungsvorstellung
beiwohnte, hat diesen Vorhang 1785 in
seinen Briefen über das Thcaterwesen in
Wien beschrieben 7.
Daß eine so kunst- und theaterfreudige
Stadt wie Wien auch später, vor allem im
19., ja noch im 20. Jahrhundert auf dem
Gebiet der allegorischen Vorhangmalerei
einen besonderen Rang eingenommen hat,
überrascht nicht sonderlich. Die Haupt-
entwicklung fällt in dieser Stadt ins 19. Jahr-
hundert, ja, sogar in dessen zweite Hälfte.
In Wien gab es damals nicht bloß gemalte
Haupt- und Zwischenvorhänge, sondern
auch die „Eisernen Vorhänge" sind oft-
mals, und noch im 20. JahrhundergGegen-
stand malerischer Bemühung gewesen. Das
Burgtheater beispielsweise besaß einen Si-
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eherheirsvorhang, den Hermann Burghart
gemalt hatte; 1941 noch erließ die Stadt
Wien eine Ausschreibung für die Bemalung
des Sicherheitsvurhanges für die Volksoper.
Den ersten Preis trug Franz Kralieek
davon, dessen Entwurf die bekanntesten
Figuren der deutschen Oper in freier
künstlerischer Komposition auf dem Vor-
hanggemälde vereint. Der Sicherheitsvor-
hang des Akademierheaters wurde 1939