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Walther Maria Neuwirth
GEORG PEVETZ -
LEBEN UND WERK
Die künstlerischen Manifestationen der Wiener
zwanziger Jahre sind bereits ein interessantes
Kapitel der österreichischen Kunstgeschichte. lm
Gewirr starker geistiger Kraftlinien, einer funda-
mentalen, barocken Gesinnung, klassizistischer
Tendenzen, einer traditionellen. überwelken Aka-
demik. des Jugendslils und der damals im Aufbruch
befindlichen Expression steigt nun neben Ko-
koschka, Wiegele. Kolig, Faistauer und Boeckl
die dynamische Künstlerpersönlichkeit des Gra-
phikers und Malers Georg Pevetz immer deutlicher
empor. Kein anderer hat so wie er die verzweigte
Problematik seines Dezenniums prägnanter der
Nachwelt überliefert.
Seine bis zur Monumentalitüt gesteigerte Aus-
druckskunst und seine technische Vielseitigkeit
legen es nahe. ihn als den „Vollender der maleri-
schen Graphik des Wiener Expressionismus der
zwanziger Jahre" zu werten.
Einer aus dem Elsaß emigrierten Handwerker-
familie entstammend, im Jahre 1893 als Sohn eines
k. k. Staatsbeamten im südsteirischen Städtchen
Pettau. dem heutigen jugoslawischen Ptuj geboren.
tritt der akademische Maler. Graphiker und
Doktor der Kunstgeschichte Georg Pevetz 1920 in
die vorn Zusammenbruch der Monarchie schok-
kierte und zur stärksten künstlerischen Reaktion
aufgestachelte Kunst-Arena der ehemaligen Koi-
serstadt Wien.
Die ästhetischen Probleme lauteten Freiheit der
Kunst, Auflösung der Formen als Protest gegen
das Gestern, Suchen nach neuen Stilprinzipien
mit dem Bekenntnis einer möglichst kraftvollen
und vollkommen unakademischen Aussage.