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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 96)

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Begegnung der inneren Verwandtschaft der 
modernen dinghaften Ausdruckskunst mit dem 
österreichischen Barock und einer unterbewußt 
wirkenden. ererbten Vorstellungswelt des Künstlers 
stellen seine graphischen Blätter der heimischen 
Barockarchitekturen unter Beweis, so der "Kaiser- 
trakt des Stiftes Klosterneuburg". 1924, Kreide. 
Historisches Museum der Stadt Wien. und die völlig 
ungewohnt gewählte Teilansicht der "Karls- 
kirche in Wien", 1930, Tusche, Feder und Pinsel. 
Die Altersgraphik des nun bereits 73jöhrigen 
Künstlers begnügt sich mit rhythmisch kühn aus- 
schwingenden Linien, die, als noch immer dem 
Naturbild verwandte Abstraktion. Menschenbild 
und Bewegung festhalten oder die in starrer 
Architektonik. in Wechselspiel von Helligkeit und 
Schwarz, das ehemalige, kubennahe Erleben zu 
einer Hieraglyphe des Vergönglichen verdichten. 
Als Maler erreichte Georg Pevetz in den zwanziger 
Jahren einen bedeutenden expressiven Kalorismus, 
der in seiner Unbündigkeit an die "Fauves" er- 
innert. Er malte blendende Porträts in systematisch 
durchgeführten Hell-Dunkel-Proportionen, model- 
lierte plastisch die Formen und gestaltete van 
innen her den darzustellenden Kopf in seiner 
charakteristischen Lichterscheinung. Das Porträt, 
"Der Kopf eines alten Mannes", 1922, ist im Besitz 
der Österreichischen Galerie. Noch bedeutender 
ist seine lebensgroße, moderne Komposition 
..Toter Sebastian", die 1927 geschaffen wurde und 
die neben der ebenfalls expressiv koloristischen 
"Kreuzigung", 1928 - sie wurde leider im Welt- 
krieg vernichtet - einen Höhepunkt in der Mal- 
kunst von Georg Pevetz darstellt. Farbentrunkene 
Landschaften und Stilleben beschließen das glück- 
hafte Jahrzehnt. 
Dann kamen Jahre der Not und Wirren und der 
Zweite Weltkrieg. Pevetz hat trotzdem in diesen 
dunklen Jahren viel gearbeitet. Damals kannte 
eine stilistische Lösung der Problematik einem 
der dinghaften Menschen- und Naturgestaltung 
verpflichteten Maler und Graphiker nicht gelingen. 
Die Zeit des geistigen Umbruchs war da. Eine 
Lösung wäre auch für Georg Pevetz nur im Rahmen 
einer im weitesten Sinne nicht angewandten. 
freien Kunst möglich gewesen. vielleicht im Schaf- 
fensfeld einer dinglosen Abstraktion. in dem zum 
Teil die Freunde seiner Pariser Zeit ihre geistige 
Erfüllung gefunden haben. 
Als Reserveoffizier zeichnete Georg Pevetz in nie 
unterbrochener Besessenheit auf losen Blättchen 
und Postkarten mit Blei, Feder und Buntstift 
Szenen des Kriegsalltages. Hundert dieser optischen 
Tagebuchblütter füllen die Mappen des Künst- 
lers. 
Um die fünfziger Jahre durchpulste wieder ein 
Kraftstrom den alternden Maler. Er erarbeitete 
seinen Alterssttl, Wieder dinghaft. aufbauend auf 
barocken Elementen, überschattet von der Technik 
seiner sakralen Kirchenfenster und bedingt vom 
Nachklang des starken kubistischen Erlebens der 
Pariser Zeit, malte nun Georg Pevetz große 
Bildkompositionen. in denen Mensch und Natur 
in die Struktur einer planimetrisch angeordneten 
Sphürik eingebettet wurden. Die früheren reinen 
und grellen Farben sind nun gedämpft und sorg- 
fältig gegeneinander abgewogen. Ziel des Strebens 
ist eine nahe an das Ornament gerückte Linien- 
sprache. Das wesentlichste Gemälde dieses Alters- 
stils ist die lebensgroße Komposition "Frauen im 
Bade". 
Wäre diese Stilvariante um ein Vierteljahrhundert 
früher in Erscheinung getreten. vielleicht hätte 
Europa darüber diskutiert. 
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