Höheren Schule. der Weg als Maler begonnen
werden. Es entstehen eine Reihe sehr schöner
Landschaften, Doch scheint es. als hätte sich über
das Leuchten der Farben ein trüber Schleier
gelegt, und selbst dort, wo ersich mit dem Menschen
auseinandersetzt, oft sind es die Frau und die
Kinder. festgehalten in großen Kreidezeichnungen.
kommt es zu einer Häufung düsterer Formen. nicht
verwunderlich für einen Menschen der lange
Jahre neben Tod und Verwesung lebte. In diesen
Kreidezeichnungen holt er das Gehüget der vor-
väterlichen Welt herein und die Hänge des Bisam-
berges. das kleine Dorf Hagenbrunn ist Anlaß
zu vielfältiger Arbeit. Wir Gnden die Blätter in
allen jenen Ausstellungen, in denen eine junge
Generation den Weg der Kunst fortsetzen will,
im Art-Club. 1950 wird er Mitglied der Wiener
Secession. und seither sind seine Arbeiten auf
allen Ausstellungen des Hauses zu sehen, Auch
gehört er in fast ununterbrochener Folge der
Leitung der Secession an.
Inzwischen hatte sich aber auch der Stil des Malers
geändert. In der Wurzel eine romantische Natur,
mit einem Organ für die feinsten Stimmungen in
der Umwelt und den subtilsten Regungen im Men-
schen ausgestattet, tritt nun zu dieser Art. die in
den Jahren vorher die feinempfundenen Kreide-
zeichnungen hervorgebracht hat. eine. man ist
versucht zu sagen. barocke Strebung. Die Kreide-
zeichnung wird aus der Hand gegeben. und im
Graphischen tritt die Monotypie an ihre Stelle,
das großformatige Ölbild kommt dazu. Wir finden
in allen Werken eine Anreicherung von Formen
und Elementen und in zunehmendem Maße ein
dynamisches Bildgefüge. Das schon bisher Ver-
schattete nimmt zu und die Palette wird van den
wenigen hellen Farben gereinigt. Die Skala wird
dunkler. ein Schwarz, ein dunkles Pariserblau.
Grau und Braun werden dominant, nur mehr ein
kalkiges Weiß lrrlichtert in magischer Weise. Hier
setzt auch inhaltlich die Wendung von der visuell
primär erlebten Welt zu einer erfundenen und
geistig erlebten ein. Neue und irreale Wesen
bevölkern seine Bildwelt. Vogelgestalten. Skelette
treten in diese Kunst ein und Ketten bannender
Augen durchlaufen seine Bilder. Ferne tauchen
Erinnerungen an die magischen Lithos eines
Odilon Redon auf. Freilich kann diese jetzige
Kunst nicht ohne die vorherbestandene existieren.
Doch der Weg ist eingeschlagen. der Kreutzberger
zur gegenstandslosen Kunst führen sollte.
Die Richtigkeit seines Weges wird bestätigt. 1952
bekommt er beim Graphikwettbewerb in Inns-
bruck einen Preis. und 1954 sind seine Arbeiten
aufder Biennale in Venedig zu sehen. Überwiegend
macht er jetzt Monotypien. Sie entsprechen in
ihrer Schwere und Verdunklung seinem Waen.
und die Titel dieser Blätter: ..Pflanzenturm".
..Fleurs du mal". ..Zauberer". ..Maske". lassen
ahnen. aus welchen Bezirken des Geistes diese
Farmungen entstammen. Immer nach ein später
Nachglanz einstiger Erlebniswelt. eine Welt aber
auch des Phantastischen und des Surrealen: In-
sekten, Totenblumen. Metamorphosen.
Die Kollektivausstellung van 1957 in der Wiener
Secession zeigte alles. was seinem augenblicklichen
Stand entspricht. es sind das diese dunklen und
magischen Monotypien. es sind seine farbschweren
Ölbilder und nur wenige Kreidezeichnungen. Fast
zu gleicher Zeit entsteht ein Werk, das damals
noch wie fremd und ausgeschlossen im Gesamt-
oeuvre Kreutzbergers stand. sich aber in der
Folge doch als frühes Anzeichen einer neuen
Wendung erweisen sollte. Ein Aufenthalt an der
Ostsee in der Lübecker Bucht veranlaßt ihn zu
einem Zyklus von Aquarellen. die wohl von der
Landschaft her inspiriert sind. aber in glücklicher
Weise beide Komponenten in Kreutzbergers
Wesen vereinigen und vor allem farbig einen
helleren Ton anschlagen. Einige dieser Blätter
sind in den Besitz der Albertina übergegangen, wie
ja das Werk Kreutzbergers vielfach in öffentlichen
Sammlungen Österreichs und des Auslandes ver-
treten ist. Das Gesamtwerk des Malers wurde vor
allem aber 1960 durch die Verleihung des Staats-
preises ausgezeichnet. und endlich wurdeeralsLehr-
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