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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 96)

Höheren Schule. der Weg als Maler begonnen 
werden. Es entstehen eine Reihe sehr schöner 
Landschaften, Doch scheint es. als hätte sich über 
das Leuchten der Farben ein trüber Schleier 
gelegt, und selbst dort, wo ersich mit dem Menschen 
auseinandersetzt, oft sind es die Frau und die 
Kinder. festgehalten in großen Kreidezeichnungen. 
kommt es zu einer Häufung düsterer Formen. nicht 
verwunderlich für einen Menschen der lange 
Jahre neben Tod und Verwesung lebte. In diesen 
Kreidezeichnungen holt er das Gehüget der vor- 
väterlichen Welt herein und die Hänge des Bisam- 
berges. das kleine Dorf Hagenbrunn ist Anlaß 
zu vielfältiger Arbeit. Wir Gnden die Blätter in 
allen jenen Ausstellungen, in denen eine junge 
Generation den Weg der Kunst fortsetzen will, 
im Art-Club. 1950 wird er Mitglied der Wiener 
Secession. und seither sind seine Arbeiten auf 
allen Ausstellungen des Hauses zu sehen, Auch 
gehört er in fast ununterbrochener Folge der 
Leitung der Secession an. 
Inzwischen hatte sich aber auch der Stil des Malers 
geändert. In der Wurzel eine romantische Natur, 
mit einem Organ für die feinsten Stimmungen in 
der Umwelt und den subtilsten Regungen im Men- 
schen ausgestattet, tritt nun zu dieser Art. die in 
den Jahren vorher die feinempfundenen Kreide- 
zeichnungen hervorgebracht hat. eine. man ist 
versucht zu sagen. barocke Strebung. Die Kreide- 
zeichnung wird aus der Hand gegeben. und im 
Graphischen tritt die Monotypie an ihre Stelle, 
das großformatige Ölbild kommt dazu. Wir finden 
in allen Werken eine Anreicherung von Formen 
und Elementen und in zunehmendem Maße ein 
dynamisches Bildgefüge. Das schon bisher Ver- 
schattete nimmt zu und die Palette wird van den 
wenigen hellen Farben gereinigt. Die Skala wird 
dunkler. ein Schwarz, ein dunkles Pariserblau. 
Grau und Braun werden dominant, nur mehr ein 
kalkiges Weiß lrrlichtert in magischer Weise. Hier 
setzt auch inhaltlich die Wendung von der visuell 
primär erlebten Welt zu einer erfundenen und 
geistig erlebten ein. Neue und irreale Wesen 
bevölkern seine Bildwelt. Vogelgestalten. Skelette 
treten in diese Kunst ein und Ketten bannender 
Augen durchlaufen seine Bilder. Ferne tauchen 
Erinnerungen an die magischen Lithos eines 
Odilon Redon auf. Freilich kann diese jetzige 
Kunst nicht ohne die vorherbestandene existieren. 
Doch der Weg ist eingeschlagen. der Kreutzberger 
zur gegenstandslosen Kunst führen sollte. 
Die Richtigkeit seines Weges wird bestätigt. 1952 
bekommt er beim Graphikwettbewerb in Inns- 
bruck einen Preis. und 1954 sind seine Arbeiten 
aufder Biennale in Venedig zu sehen. Überwiegend 
macht er jetzt Monotypien. Sie entsprechen in 
ihrer Schwere und Verdunklung seinem Waen. 
und die Titel dieser Blätter: ..Pflanzenturm". 
..Fleurs du mal". ..Zauberer". ..Maske". lassen 
ahnen. aus welchen Bezirken des Geistes diese 
Farmungen entstammen. Immer nach ein später 
Nachglanz einstiger Erlebniswelt. eine Welt aber 
auch des Phantastischen und des Surrealen: In- 
sekten, Totenblumen. Metamorphosen. 
Die Kollektivausstellung van 1957 in der Wiener 
Secession zeigte alles. was seinem augenblicklichen 
Stand entspricht. es sind das diese dunklen und 
magischen Monotypien. es sind seine farbschweren 
Ölbilder und nur wenige Kreidezeichnungen. Fast 
zu gleicher Zeit entsteht ein Werk, das damals 
noch wie fremd und ausgeschlossen im Gesamt- 
oeuvre Kreutzbergers stand. sich aber in der 
Folge doch als frühes Anzeichen einer neuen 
Wendung erweisen sollte. Ein Aufenthalt an der 
Ostsee in der Lübecker Bucht veranlaßt ihn zu 
einem Zyklus von Aquarellen. die wohl von der 
Landschaft her inspiriert sind. aber in glücklicher 
Weise beide Komponenten in Kreutzbergers 
Wesen vereinigen und vor allem farbig einen 
helleren Ton anschlagen. Einige dieser Blätter 
sind in den Besitz der Albertina übergegangen, wie 
ja das Werk Kreutzbergers vielfach in öffentlichen 
Sammlungen Österreichs und des Auslandes ver- 
treten ist. Das Gesamtwerk des Malers wurde vor 
allem aber 1960 durch die Verleihung des Staats- 
preises ausgezeichnet. und endlich wurdeeralsLehr- 
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