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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 4, 5 und 6)

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genusse durch Teilnahme an einer Opernvorstellung begehen. - Der 
Vorhang war vor einem Bilde von Tod und Verklärung gefallen. Wenige 
Minuten später griff ihn der Tod aus der großen Schar derer, welche das 
Spiel verließen, heraus; ein daherrasendes Automobil, vor dem er durch 
einen raschen Riß nur seine Frau retten konnte, ging über ihn hinweg. 
Bitter konnte sein Lebenswerk nicht vollenden. Doch tragisch unvoll- 
endet ist im Grunde alles Menschenwerk, ja kann immer nur aus dem Leide 
über nie Gewordenes voll gewürdigt werden, auf dessen dunklem Grunde 
es als siegreiches Gelingen erscheint. Amerika nahm sein Werk als ein 
volles und in der allgemeinen Trauer wurde offen und feierlich vor allem 
dem berechtigten Stolze auf ihn Ausdruck gegeben, den man als Sohn des 
Landes betrachtete: als solchen hatte man ihn immer behandelt und geliebt. 
Etwas stiller legt fünf Jahre später seine alte Heimat diesen bescheidenen 
Kranz um seine Urne. 
 
MÖBELENTWÜRFE DER ElVlPIRE- UND BIE- 
DERMEIERZEIT so VON HARTWIG FISCHEL- 
WIEN sc- 
IE Entwicklung und Ausbildung der Möbelformen so- 
wie des Zusammenhanges zwischen Möbel und 
Wandgestaltung während der Zeit, welche man 
die Biedermeierzeit zu nennen pflegt, lohnt aus 
verschiedenen Ursachen eine eingehendere Be- 
trachtung. 
Die große Sympathie, welche den Leistungen 
der Möbeltischlerei jener Epoche wieder zuge- 
wendet wird, nachdem sie längere Zeit unbeachtet 
blieben und gering geschätzt wurden, beruht auf 
der gerechten Anerkennung ihrer handwerklichen 
sowie formalen Qualitäten, ihrer Brauchbarkeit und Gefälligkeit. Zugleich 
wirkt durch sie ein Stimmungsgehalt auf die bürgerlichen Nachkommen jener 
Zeit, der aus der abgeschlossenen, zielbewußten und selbstsicheren Art ent- 
springt, durch welche diese Arbeiten sowohlSolidität wie Behagen bekunden. 
Anderseits kann es nicht wundern, daß man für Leistungen Interesse 
findet, die alle Eigenschaften ehrlicher und tüchtiger Qualitätsarbeit zeigen. 
Sie sind nicht von der Gunst fürstlichen Mäzenatentums, nicht vom mate- 
riellen Überfluß einer wirtschaftlich glänzenden Epoche hervorgerufen, 
sondern entsprechen den Bedürfnissen einer Mittelklasse arbeitsamer, 
wohlhabender Bürger. Sie entstammen einer Zeit, in der das Handwerk 
noch einen goldenen Boden hatte, in der Gedeihen und Genießen nicht in 
lauten, prunkvollen Formen betätigt wurde, dafür vorwiegend intimer, aber 
darum nicht minder intensiver Natur war.
	            		
Es ist deshalb interessant zu untersuchen, auf welchem handwerk- lichen und wirtschaftlichen Boden diese so ausgebreiteten und mannig- faltigen Arbeiten ihre Entwicklung fanden, welche Wandlungen ihre Form- gebung und Durchbildung durchgemacht haben. Man kann die Arbeiten aus der ersten Hälfte des XIX. jahrhunderts nur dann recht verstehen, wenn man auf diejenigen des XVIII. zurückblickt, mit denen sie viele Zusammen- hänge verbinden, wenn auch das Zwischenspiel klassischer und fremd- ländischer Einiiüsse eine Unterbrechung der Tradition brachte und die Forrngebung auf anderer Basis aufbaute. Das süddeutsche und speziell das Österreichische Möbel der späteren Barockzeit besitzt besondere Qualitäten. Schwung und Formfreudigkeit jener Zeit haben im Mobilar der Prunkräume nur einseitig Gelegenheit zur Entfaltung gefunden. Die Gebundenheit archi- tektonischer Gliederungen, der geringe Bedarf an Typen für die Repräsen- tationsbedürfnisse wirkten V _ V bildung für den Wohnraum, auf den Möbelbau der Emp- ' W sowohl bürgerlichen wie fangsräume lähmend. Um geistlichen Ursprungs. Ins- so intensiver war seine Aus- besondere die Schrankmöbel Zimmereinrichtung aus dem "Journal des Luxus und der Maden", Weimar x8o7 waren vortrefflich. Die heute unter dem Namen Sekretär- und Tabernakel- schränke bekannten Typen mit ihrer Kombination von Kommode, Sekretär und Aufsatzkasten können so recht als prächtige Zeugen für die handwerklich wie formal hochstehende Möbeltischlerei jener Zeit gelten (siehe die Ent- Würfe und Stiche von Rumpp). Handwerklich ist die an Einfällen reiche Bauart, die den mannigfaltigsten Bedürfnissen gerecht wird, und die an- ziehende Materialbehandlung hervorzuheben. Die Möbelstücke sind zumeist furniert und poliert und bringen an den meisterhaft behandelten geschwun- genen Flächen den schönen Effekt reizvoller Maserungen und Färbungen einheimischer Holzgattungen in vielerlei Kombinationen zur Geltung. Vor- treffliche und oft sehr reiche Einlegearbeiten beleben die Flächen, die eben nicht bloß durch Materialreiz, sondern mehr noch durch den Schmuck der flächenhaft behandelten Ornamente wirken sollen. Hier ist die Schmuck- freude einer sehr zum Prunk und Formenreichtum neigenden Zeit in das bürgerliche Milieu übertragen. Diese Arbeiten wirken heute wohl in unseren Räumen als Glanzstücke und Kostbarkeiten, sind aber verglichen mit den überaus reichen geschnitzten und vergoldeten Möbeln der damaligen Fest- räume als relativ noch anspruchslos zu bezeichnen.
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