MUSEUM DES 20. JAHRHUNDERTS
Frank Kupka
wenn von den Ariiangen der Moderne und
nüherhin der abslraklen Malerei die Rede
isi. beschafllql man sich zunachsi rbgelmaßig
mii den Namrn Kandinsky, Picabia, Mon-
drian, Raberi und Sonia Delaunay und an-
deren.
Dein 1871 in Opacna in Bohrnen geborenen
Frank (Franlisek) Kupka wurde es crsl in
den lelzleri Jahren zulell, zu den bedeuieridr
sien Pianieren der absirakien kiinsi gezdhil
und darnii auch einer breiteren Offenflichkeii
bekannl zu werden. obwohl er m wie
Bernard Dorival vcrmufef m "schon seil 1910i
vor allen andcrcn" abslraks gemali hai.
1912 sieiiie iedenialls Kupkci bereiis irn Salon
d'Aulomne in Paris zwei ungegensfandllche
Bilder aus. die qchariges Aufsehen erregien.
Darüber hinaus glbf es aber auch noch r
neben dallerlen Bildern der Fruhzcli
andere Fakien, die kuakas Eeisiiing als
Bahnbrecher der Malerei des 20 Johrhuriderfs
uniersireichen.
Nllf einer umfassenden. vom Kolnischen
Kurlslvercm ubernamnienen Aussiellung gab
s in den Manaien November und Dezember
des variahres - das Museum des 20. Jahr-
hunderis in Wien Gelegenheil, sich uber das
in vielem auÜersl Droblemaflsche und unlarr
schiedllche Schaffen Kuokas ausreichend zu
informieren und sclbsf abzuschalzen, inwie-
weil die Werke dieses Malers hisforische
Bedeuiung bcslfzcn. Neben so Olbildern
(wie Werner Hofmann bei der Eroffrlurig
fesisiellle, lehllen leider12 der bedeulcndsfcn.
zwischen 1910 und 1920 enlslandenen Bilder
Kupkas aus einer Pariser Prlvafsarnrnlung)
enihieli die Ekabsliian 23 Aauareiie und
Gouachen sawie 14 Zeichnungen, aus dem
Besllz des Muse: Nalianal d'Arl Madcrnc in
Paris, der Nciradiii Galerie in Prag. der
Galerie Karl Flliiker, Paris. und aus der
Sammlung von Frau Georges Mariinei-
KuDka.
Der reich bebildcrfc Katalog enlhiell auf-
schlußreiche und fur das Verslandnis des
Menschen Kupka naiwendige Tekie von
Berrlard Darival und Werner Hofrnahn
(„Kupka und Wien"), Sa wie aus der Refra-
speklive selbsl Gehen auch aus dcn Aus-
fuhrungcn dieser beiden Kunslexpcrfcn iene
großen Schwankun cn hervor. denen -
vor allem in der Z il vor 1910 - Kupkas
CEuvre unlcrwarfcn war und die eine verr
blrldliche zusammenfassende Wurdigung die-
ses Werkes in siilisiischer wie quallfaflver
Hinslchf uberaus erschweren.
Nach siudien an der Prager Akademie
418874891) glnq Kupka für funf Jahre nach
Wien, wo er in den salans der Geseiisehaii
schon bald als cin von einem Exlrem ins
andere fallender. „zynlscher Glossolar" in
Erscheinung lral (Ludrnilla Vachlovd in
einem Aulsalz in l-lefl 83 von „Alle und
moderne Kunsf").
In künsllerischer Hinsichl waren diese Wiener
Jahre fur Kupka. der damals noch nach
Anerkennung und akademischen Ehren
sirebie und alles eher denn ein echier Revo-
lufionclr war. alierdings ausgesprochen un-
ergiebig. kuakas ..Schinken" ieiier Jahre
imefleklierfen weder formal nach lhernalisch
das innen vorausgegangene Erlebnis der
rranzasischen izeaiisien und lmpresslonlslen"
(Werner Hofmann).
Kupka, dessen malerische Anfange zweifellos
auch eine ihrer Wurzeln im bohmischen
Barock des 17 und 1B. Jahrhunderls haben
(ein gewisser baracker Grundzug rindei sich
wiederhan auch in spaieren Arbeilen),
lernfe die franzosische Malerei zunachsl auf
einer Aussieiiung in Praq kennen. ging aber
e nach Beendigung seines Wiener Aufeni-
halles m im Jahre 1895 selbsf nach Paris.
In der franzaslschcn Melropole wurde Kupka
durch den iugendsiii angeregi. bisweilen
aber auch durch den Expressionismus und
Fauvismus beeiniium, wie auch aus einigen
AU der Aussiellung aezeigien Arbeiien hcr-
varging. Scincn Lebensunierhaii in Paris
besiriii Kupka von Honoraren rur Made-
zeichnungen, Reliqionsunlerrichf und seine
Taligkeii als sairiiisiisches Medium, spafer
auch durch seine Miiarbeii an salirisch-
anarchisiisehen Zeiischrifien.
1906 wurde er Mllglied des schon crwahnfen
Salon d'Aufomnc. Ab 1910 begann die wcscnf-
lichsfe Periadc seines gesarriien Schaffens.
Kupkus gcomcfrischrabsfrakfe Aniange zu
analysieren. fallf nlchi leiehi. Man gehi
iedcich nlchf iehi. in den welienbewegungen,
Lineamenls und Kurven des iugendsiils
sawie in Kupkas aesireben, Bewegung und
rhyihmische Bewegungsabläufe darzusieilen.
dominierende Einflulifakloren zu sehen.
Kuaka hiell sich in seinen fruhen Absirak-
iianen wiederhah und gleichermaßen as-
soziafiv-gefühlsbelanl wie inlellekluell an
Nafurvarsfellungen. ohne freilich Noiur
abbilden zu wollen. Ein wichliges und schorlcs
Werk wie das 1910 aernaiie, aus akkardariig
iibereinanderqelagerien Pinselsirichen kam-
paniene. chi-bmaiische Bild nNaeiurne"
kann als viclschichllger Deulungs- und
Bedeufungslrager fur die vielen in diesem
Beispiel zu einer gegluckien Synlhcsc zur
samrnengefafllen Besfrebungen und male-
rischen Eigenarien von damals angesehen
werden.
Neben dem Mamenl der Bewegung wird
kuakas CEuvre aber auch noch durch eine
ausgesprochen lyrische Tendenz ebensa wie
durch Darsieliungen im siiie reiner gee-
rrieirischer Absirakiien gekennzeichnei. Die
zuieizi genannlen Arbeiien finden sich vor
allem im saaiwerk. das verschiedenflich
durch raiianaie Uberlegungen basiirnmi
wurde. zuchi und Konlrolle, schiichiheii und
(versuchle) Anonyrnilafslnd die Wesensmerk-
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male van Bildern wie den zwischen 1'330
und 1933 enfslandehen "Absiraclionen".
Der geburiigc Tscheche und Wahlfrcinzase
Frank Kupka (1940 kaufle die Ischcchische
Reoublik (10 Bilder für ein Kupka-Museurn
an) siarb am 21. luni 1957 in Pulcaux. lhn,
nder slels ein innerlich zerrissencr Kunsller
war" (Dorival). zu den inleressanfesfen
Aullenseifcrn in der bildenden Kunsl der
ersfen lahrzchnle unseres Jahrhunderls zu
rechnen, schcinl angesichis einer Aussieliung
wie der in Wien gezelgfen eine Selbslver-
slandiichkeii (Abb. 4).
SECESSION
Müzenafenfum des "Blauen Adler"
Mii einer durchwegs audliiaisvellcn Ausslel-
iung rnadernar asferreichischcr Malerei.
Flasfik und Graphik in der Wiener Scccsslon
sieilie sich ersiniais der im Mai 1966 gegrünr
dele Verband ,.Der blaue Adlcr". eln aus
ararninenien Persanlichkeiien der Bau-
lndusirie und des Wirßchaflslebens besfehen-
der verein zur Forderung __zeiinaher Kunsl".
der Orfenilichkeli vor.
Die vereinigung. die aufGrund der zusam-
mense1zung ihres varsiandes in der Lage
sein sallie, zu einem wirksamen Fakiar der
angesirebicn Annäherung von Künsllern und
Publikum zu werden, will ihre fördernden
Maßnahmen keineswegs auf blane sammel-
ialigkeii baschranken. Man will vielmehr
ndie verainsziala durch akiiue Miiarbeii
prakflsch in die Tal urnsefzen" und die perr
sdnlichen Konlakle zu Kiinsllern akllvleren.
Von besbnderer ßedeuiiing erschaini lm
Zusammenhang darnii die Absichi, Ver-
bindung prlmür rnii jenen schbplerischen
Kraflen herzuslellen. die eine „enge ver-
bundenhcil zum Gels! unserer Zell doku-
menfieren". Dieses Bekennlnis des Verbandes
zur Maderne, zu einer aragressnien Kunsl,
also nlchl zu dem, was ohnedies gewohnhelfsr
maßig verankerl isi, darf daher in gleicher
Weise als Verfrauensvorschuß wie Ver-
pflichlung auigeiarii werden.
Die von Krisllan Solriffer und dern Maler
Prof. Paul Meissner organlslerle Aiissieiiung
machfe einerseils mil Arbeilen hckannl, die
bereiis von Milqliedern des "Blauen Adler"
angekauii wurden (Einzelpersonen und
Firmen), zeigie anderseiis aber auch eine
erlesene Auswahl von Gernalden, Zeich-
nungen und Skulpiuren. die nach Meinung
der Organisalarcn die bildende Kunsl
unseres Landes in vordersler Linic reprdsenr
fdflv verfrelen und für Ankaule empfahlen
werden konnen.
Obwohl mehrere inferessanle Plashken von
Reifer, Eder, Wolruba, iaeriarii, Leinieuner
und Pranll zu sehen waren, darninlerie in
der EXpOSlflOn eindeuiia die Malerei. Neben
dern „Erzberg" Herberf Boeckls. einer
blockhaflen „Figur" Walter Eckcrls, einer
neuen figuraliven Arbeii von Paul Nlcissner
und einigen Beispielen der Wiener schule
beaegneie man ersiranglgen Bildern von
Jirka, Pelcr Bischof. Maria Decleva. Hans
Krenn, Johann Fruhmann, Ernsf lnsaini
Oswald Oborhuber, Hans Sfaudacher. Max
Weiler. Karl Plaiinei- und Heinrich Siindl.
unier den Graphikern fielen vor allem
Arnulf Rainer. Rudolf Schanwald, Hrdlicka.
Haflehner. Gunlher Kraus, Frohncr, Phlllip.
Flora und Hermann Painilz auf. Als cinz1ger
keramiker irai kuri Ohnsarg nachhallig in
Erscheinung.
Hoffenflich begunsligf diese sehenswerte und
wichiige Aussiellung auch weiierhin lene
Enlwicklung. die sich ihre iniiiaiaren err
warien (Abb 5 10).
ZENTRALSPARKASSE
Alfred Kubin
Anlüllllch des Erscheinens der großen Kubin-
Biographie Wieland Schrnieds im saizburger
Residenz-Verlag veransfallefe die Zeniral-
Sparkasse der Gemeinde VVlCn eine beieni
dlsiinguierie Sanderaussiellung von so aus-
gewahlien Zeichnungen aus dem der Alber-
iina gchorigcn Nachlaf! des Meisiers von
Zwickledl.
Dr. Erwin Miisch. einer der profundesfen
Kubin-Kenner in Wien, slellie die Auswahl
zusammen. Dabei beruckslchllglc er wieder-
holl auch weniger bekannle, doch nlchfs-
desloweniger sehr aufschlußraiche. beein-
druckende und schane blailer, die den zeich-
rierlschen Rang dieses graßen cinzeigangers
in der Graphik des 20. iahrhunderis guiiig
unierslreichen.
Nach reprüsenlaliven KubinrAusslellungcn in
der Alberlina. in Hannover und Munchen
sawie kleineren Expasifionen in Salzburg
und Wien, die alle innerhalb der lclzfen
Jahre sfaflfandcn und auf eine Kubln-Hausse
hinauslaufen, erhob sich angesichls dieser
neuerlichen Kublrl-lnlilialive selbslversfandlich
die Frage nach deren Nalwendigkeil, was
durch cincn bloßen Hinweis auf das Er-
scheinen des umfangreichen Kubin-Buches
allerdings nichi hinldngllch genug beani-
worlel erschien. Nichis gegen Ari und Qua-
liiai der sehenswerfen Aussieilungl Es sollle
jedoch nichl iiardringiiehsie Aufgabe rnor
dernen Mazcnalcnlums sein, hislorische Aus-
sienungen zu zeigen, die anderswa enfr
Sprechender am Plalz waren und nichi crsf
der kuliurpaliiisehen Weichensleliung be-
durferi. uni uberhauai zusfande zu kemmen.
Das Geld, das dieses Sbarkasseriinsiiiui fur
die Farderurig zeiigenbssiseher Kunsl zur
verrugung sielli, rnußle _ nach gezieiier
als bisher e ausschlleßlich darihin iließen.
wo sansi eben kaum iernand zu geben und
zu handeln barell isi.
Die Zcilspanne, dlE durch die Exporlale
abgesfeckl wurde, reichle von 1900 bis 1955,
BILDTEXTE 4716
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o-aassiasui
Frank Kupka, „vers ia Dro . 1930
(aus der Aussieilung des Kunsllers irn
Museum des 20, Jahrhunderis, Wien)
Blick in die Aussieliung dcs „Blauen
Adler" in der Wiener Scccsslon
wander ßeriani. siehender weiblicher
Aki, 194a. H. 70 cm
waher Eckeri, Figur, waz. oi, SOXSÖCm
Anfon Eehrnden, Landschafl mii Spieger
iung, 1'565.Ül.61)(7Zcrn
Hans Slaudacher, Kruzirikaiian, 19.56.
OLIOOXZOO crn
kiki Kogclnik. Robols, 196a. Slernpel,
Tusche und Crayan auf Papier, 59x 39cm
(Abb. s 10 aus der Aussieiiuna des
..biauen Adlers" in der Wiener secessibn)
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Zeichnung van Pierre Balfcnsoerger (aus
der Aussieliung des Schweizer Kunsilers
im iniernaiianaien Kunsllerclub - lKC.
Wlcn)
Jahannes iiien. lm lahr1965 zur Refra-
suekiiue des kunsiiers in der Galerie
nachsi si. Sfephan. Wlan
Achi Profoiypen zeigin walier Pichler
in der Galerie nachsl si. SfEDhClll, Wien
Lucla KellnenAauarell
Kur! Mlkula. Nafurbefrachlilng (Abb 11.
12 aus der Aussiellung der beiden
Kunsller in der Galerie siubenbasiei.
Wien)
Bayer H.. Landschaflssfilleben, 19m (aus
der Aussiellung des lnnsbruckcr Kunsllers
in der Galerie Basllisk, Wien)