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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 3)

Schiebung über Eck erreicht, welche dem Ankommenden eine 
abwechslungsvolle Übersicht bietet und das Ganze größer 
erscheinen läßt. Zugleich wurde der Charakter des Massen- 
grabes dadurch erreicht, daß um die I-Iauptstele sechs kleinere 
im Sechseck gruppiert wurden. Es lag nahe, sich bei dieser 
Gelegenheit an antike Formen zu halten. Die Stelen sehen 
denn auch wie antike Altäre mit kräftigem Volutentorus aus, 
sind aber von wuchtiger, jeden Zierrat ausschließender Ein- 
fachheit; zwei breite, sich quer über den Torus hinziehende 
Hohlkehlen, sowie die glänzend schwarzen, mit vergoldeten 
Bronzeknöpfen angenagelten Syenittafeln bilden die einzigen 
Ausnahmen. Das entspricht auch dem Charakter des schwer 
zu bearbeitenden Materials, graugesprenkeltem, nur wenig ge- 
 
VIlI. Ausstellung 
der Arts and Crafts n _ ' _ _ _ _ 
Society, London. glatteten Granits. Die Urnen sind in Nischen verteilt, welche 
T'lf2äh:;""m"' in die niederen Verbindungsmauern der Stelen eingeschnitten 
E Y C VOD _ n l , , 
Benmd Cunm, sind und zwar - was fur solche Anlagen sehr wichtig ist, so, 
ausgeführt w" F- daß kein Platz bevorzugt erscheint. Die I-Iauptstele ist nach 
x. Sh 1d  .. . 
e o" oben etwas verjungt, uberragt die anderen bedeutend und 
trägt als charakteristischen Schmuck einen bronzenen Dreifuß mit goldener 
Flamme. An seinem unteren Teil hängt eine bronzene Lorbeertänie. 
Ohne jeden figurlichen Schmuck, mit einem Minimum von Ornamentik, 
also mit fast gänzlicher Vermeidung des Symbolischen, ist hier eine bedeu- 
tende Wirkung erzielt. Sie beruht wie bei den Grabmälern Baaders im Grunde 
auf einer negativen Idee: Alles Zufällige, Unwesentliche, leichter Zerstörung 
Ausgesetzte fehlt, nur das Massive, Unzerstörbare, Ewige bleibt. 
Wie das Einzelgrab, das Familiengrab dem Wechsel religiöser An- 
schauungen unterliegen, so folgt auch deren Gruppierung, das Gräberfeld, in 
verschiedenen Zeiten bestimmten Voraussetzungen, die aber nicht nur durch 
religiöse Gründe, sondern auch durch solche der Sicherheit, Gesundheit und 
andere weltlicher Art geleitet werden. Der harmonische Eindruck eines 
Gräberfeldes ist wesentlich durch seine Anlage und sein Verhältnis zur 
Natur bedingt. Auf den Besucher ägyptischer Totenstädte wirkt neben der 
imposanten Einheitlichkeit der Anlage die Majestät der Wüsteneinsamkeit 
mit dämonischer Gewalt. Das Labyrinth unterirdischer Gänge, die Auf- 
häufung gigantischer Mauermassen entsprach nicht nur den Anforderungen 
eines geheimnisvollen, zeremoniösen Totenkultus, sondern bot auch Sicher- 
heit gegen Raub und ansteckende Krankheiten. Sanitäre Rücksichten waren 
es vor allen, welche Griechen und Römer veranlaßten, ihre Toten außerhalb 
der Stadt zu beiden Seiten der Heerstraßen zu bestatten und auch hiebei 
prägte sich die großartige Einheitlichkeit der Anlage, der lange, abwechslungs- 
reiche Zug, in welchem sich einfache Stelen, altarartige Aufbauten, auf 
Treppenanlagen erhöhte Sarkophage, Säulen, Tempelchen und Pyramiden 
aneinander reihten, der Schmuck von Blumen und Buschwerk, die weiten 
landschaftlichen Perspektiven, mit Zaubermacht dem Gemüt ein. Noch
	        
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