Diese neue „Wafiensammlung" innerhalb
der „Hofmuseerf auf dem Maria-Theresien-
Platz kämpfte allerdings, wie auch alle
anderen hier vereinigten Sammlungen, trotz
aller Großartigkeit des Gebäudes des
Kunsthistorischen Museums, von Anfang
an mit der Raumnot. So mußten Hunderte
von Gewehren zum Teil allerhöchster
Qualität in den Hofstallungen verbleiben.
Auch eine Serie von Gardewaffen blieb
ausgeschlossen. Ganz abgesehen davon,
daß heute noch - 1952 neu organisiert -
auf Schloß Arnbras, als Teil des Kunst-
historischen Museums, die größte Schloß-
rüstkammer in situ vor allem von Har-
nischen des 15. bis 17. Jahrhunderts steht,
die es in der abendländischen Welt gibt.
(In ihrer Kategorie wären die Südtiroler
Churburg und etwa Kopenhagens Rosen-
borg zu nennen.)
Der Aufbau der Waffensammlung, wie sie
im Kunsthistorischen Museum stand, sowie
die Anlage ihrer Inventare zeigten jedoch
immer noch die Nachwirkungen ihrer Ent-
stehung aus verschiedenen Teilen. Es gab
da einen Tumietsaal, obwohl doch in den
vielen Harnischgarnituren der Kriegs-
waifensäle unzählige Verstärkungs- und
Wechsclstücke für die verschiedensten Tur-
nietformen mit enthalten waren. Es gab
einen Saal „Oriei-it" in Nachfolge der alten
„Türkenkammerl" des 16. bis 18. jahr-
hunderts, obwohl türkische und gar unga-
rische orientalisierende Waffen auch anders-
wo in verschiedenen Sälen zu finden waren.
Es gab zwei Säle Jagdwaffen, und doch
Jagdgewehre und jagdpistolen in anderen
Zusammenhängen.
Noch die Neuaufstellung von 1936 in der
Neuen Burg, die wesentlich mehr Aus-
stellungsfläche erbrachte, Wies einen Saal
VII: Turnier und einen Saal VIII: Schuß-
walfen auf. Die restliche Hofgewehr-
kammer der Hofstallungen war in der
ersten österreichischen Republik (ebenso
wie die Wagenburg bis 1951) der „Waffen-
sammlung" angegliedert. Sie konnte jedoch
lediglich depotmäßig verwahrt werden.
Durchgeordnet und immer wieder erneut
Wissenschaftlich bearbeitet (von August
Grosz, Thomas T. I-Ioopes, Hans Schedel-
mann), blieb sie doch in ihrer ganzen Bc-
deutsamkeit dem Publikum unerschlossen,
den Fachleuten mangels Publikationen weit-
gehend unbekannt.
Darin ist nun eine beträchtliche Wandlung
eingetreten. So gut wie sämtliche Hand-
feuerwaffen sind systematisch ausgestellt,
in zeitlicher Folge nach Herkunftsländern,
Erzeugungsstätten und nach Meistern. Die
ganze Sammlung hat so gut wie keine
Depots mehr aufzuweisen.
Phasen der Stilentwicklung benennt man
in Österreich nicht nach seinen Herrschern,
obwohl man mit gleicher Berechtigung
etwa von einem „Stil Maximilian I." oder
„Stil Karl VI." sprechen könnte, wie man
in Frankreich selbstverständlich vom „stylc
Louis XIV, XV, XVI" spricht.