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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 98)

der allgemeinen Stilentwicklung. Geschichte 
und Kunst treten vereinigt in Erscheinung. 
Unvergleichlich sichere Datierungen der 
Gegenstände ergeben sich dabei aus dem 
Umstand, daß Besteller und Meister gleicher- 
weise streng an fest vorgeschriebene Ter- 
mine gebunden waren. Der genauen histo- 
rischen Dokumentierung der künstlerischen 
Leistung ist in jedem Fall nachzuspüren, und 
dies ergibt die überraschendsten Auf- 
schlüsse. Der hochpolitische Anlaß macht 
die spezielle Waffenausrüstung nötig. Ihre 
erste Verwendung zu ganz besonderem 
Zweck ist entscheidend. 
Der technische Fortschritt seinerseits läßt 
sich nirgends besser Schritt für Schritt 
verfolgen als in dieser kaiserlichen Samm- 
lung. Die Verarbeitung jederlei Metalls, 
geschmiedet und gegossen, die Dekoration 
seiner Oberfläche in allen nur möglichen 
Manieren ist jeweils in frühesten und vor- 
bildhaften Beispielen vertreten. An den 
Kaiserhof kamen die ersten Angebote neuer 
Problemlösungen und Erfindungen. Viele 
technisch und organisatorisch hochbegabte 
Meister konnten mit hochinclividuellen, 
kostbaren Musterarbeiten in der Waffen! 
sammlung festgestellt werden. Wenn ihre 
Neuerungen sich für Heeres- und Massen- 
produktion eigneten, gingen sie in die 
Geschichte der frühen Serienerzeugung, der 
Manufakturen ein. Von den in Österreich 
wirksamen Meistern der Büchsenmacher- 
kunst des 17. und 18. Jahrhunderts waren 
in diesem Zusammenhang etwa zu nennen: 
Hans Schmidt in Ferlach, Simon Penzena 
eder, Josef Fruewirth und Bartholomeo 
Girandoni in Wien. 
Waren nun die einzelnen Kaiser als Besitzer 
von Leibrüstkammern Sammlerpersönlich- 
keiten im landläufigen Sinne, wie man von 
einem Gemäldesammler spricht? Auf einen 
Fürsten angewendet, der eine persönliche 
Rüstkammer anlegt, hat das Wort „Samm- 
ler" einen anderen Sinn. Sein Sammeltrieb 
holt nicht einfach aus irgend einer Gegend 
das Schönste und Interessanteste heran, 
ohne Bindung an den Vorbesitzer, ohne 
innere Beziehung zum ursprünglichen Ver- 
wendungszweck. In einer gewachsenen 
Waffensammlung handelt es sich um die 
Bewahrung des eigenen vornehmen Ge- 
brauchsgutes aus historischer Reminiszenz. 
Um Waffengut fremder Persönlichkeiten 
bemüht man sich nur soweit, wie diese 
WaEen persönliches Heldentum verkörpern, 
sofern sie an geschichtliche Höhe- und 
Wendepunkte geknüpft sind. 
Die gesamte Reihe der Herrscher ist mit 
der Neuaufstellung der Waffensammlung in 
ihrer sammlerisehen, will sagen anregenden 
und auftraggebenden Leistung, in ihrer 
Bedeutung als Waffenträger und -besitzer 
erkennbar. Kaiser Friedrich III. überliefert 
Prunkwaffen seit der Mitte des 15. jahr- 
hunderts (vielleicht sogar schon scin Vater 
Ernst von Steiermark einen Helm um 1400). 
Maximilian I. erweist sich wohl als der 
Größte auf unserem Gebiet in der Ge- 
schichte des ganzen Abendlandes. Seine 
burgundische und mailändische Erbschaft 
22 Hans Jakob Topf. Innsbruck m19: 
Kuriß (d1eiviert:l.l:ng:r Rcilerharnisch) Erzherzog Leo- 
polds v., Landesherrn von Tirol (1586-4632). (A 1514) 
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