einen Stierkopf mit Fleischbarte zeigtll;
an einem anderen sieht man eine Wein-
traube 32, ein dritter führt an derselben
Stelle ein Brezel33. Im Gegensatz zur
Hollabrunner Gruppe besaß die Langen-
loiser Gruppe eine längere Lebensdauer,
ihre Hauptproduktion lag erst nach 1800,
die Erzeugung reichte fast bis an die
Schwelle unseres Jahrhunderts.
Die Jt. Pältner Gruppe beginnt mit dem
schon erwähnten sogenannten Jagdkrug
von 1756, der typisch profane Jagdmotive
aufweist 34. Die Leibung des nächsten
Kruges (Abb. 8) aus dem Jahr 1769 besitzt
fünf senkrechte Furchen und entsprechende
Abflachungen. In fünf Arkadenkartuschen
befinden sich verschiedene Heiligendar-
stellungen: Agnes, Ursula, Barbara uncl
Christina 35. Im übrigen sind hier religiöse
Themen durchaus geläuiig. Zwei Stücke
wiederum (Abb. 13) tragen am Bauch
einen Stierkopf mit Signatur und Jahres-
zahllö. Kartuschen mit Jahreszahlen ohne
weitgreifcndere Ornamentik finden sich
seltener. Rein weltliche Motive hingegen
sind in ihrer Schilderung besonders aus-
führlich. So zeigt z. B. ein beiderseits be-
malter Doppelhenkeltopf mit niederem
Hals aus dem Jahre 1796 auf der einen
Seite eine Bandlkramerin und auf der
anderen einen Kraxentrager mit Krauthobel
in der Hand37, während an einem Krug
von 1827 zwischen zwei Stufenbäumen ein
spielender Baßgeiger dargestellt istlß. An
einem weiteren aus dem Jahr darauf sieht
man einen Vogel auf einem Stein zwischen
Stufenbäumen39. Ein besonders inter-
essantes Stück dieser Gruppe ist ein Scherz-
krug mit der Signatur „S. Martin" zwischen
aufgemalten Blüten und dem Namen
„Martin Dombek" aus dem Jahte 1848,
an dessen Innenboden ein grün glasierter
Frosch aufgesetzt istwl Obwohl nicht über-
mäßig viele Stücke dieser Gruppe erhalten
sind, war sie lange sehr lebenskräftig, bis
zum Ende der achtziger Jahre sind noch
verschiedene Exemplare nachweisbar.
Die Firrlzauer und die dieser verwandte
Lßohzrxdarjfer Gruppe sind die letzten. Wie
schon erwähnt, wissen wir vom ältesten
datierten Stück, einem Fayencekrug mit
Weberemblem aus dem Jahr 1743, daß er
aus der Werkstätte des Tobias Dorner
stammt". Erst weit später, aus 1767, ist
uns als nächste Arbeit ein Krug des Hafners
Ferdinand Sterer in Brunn an der Schnee-
bergbahn bekannt (Abb. 7), der als Tauf-
geschenk für Johann Georg Haas ange-
fertigt und mit der Signatur IGH versehen
wurde". Bezeichnenderweise ist er an
seiner Vorderseite mit einem hl. Georg im
Kampf mit dem Drachen in Bandkartusche
geschmückt. Er stellt einen der wenigen
Belege dar, aus dem sich nachweisen läßt,
daß solche Gefäße als Taufgeschenke eigens
angefertigt wurden. Der nächste (Abb. 10)
fällt formal gesehen etwas aus dem Rah-
men. Er besitzt fast Kugelform und einen
niedrigen zylindrischen Halskragen, wäh-
rend man in seiner grünen Kranzkartusche
die Jahreszahl 1780 und zwei Schreiber-
schlangen sieht43. Ein weiterer (Abb. 11)
26
zeigt an seiner Vorderseite Frntegeräte und
etwas rechts davon einen n trinkenden
Bauern". Ikianchmal existieren Gleich-
stüeke wie zwei Krüge mit Darstellungen
„Noah am Rebstock" aus dem selben
Jahrß. Neben profanen Themen stehen
gelegentlich religiöse. Viele Gefäße jedoch
tragen aber auch nur Kranzkairtuschen,
Blüten, Signaturen, Hausnummern und
Jahreszahlen (Abb. 15). Charakteristische
Exemplare nach 1800 besitzen öfters Kar-
tuschen aus Hahnentritt- und Punktreihen-
kombinationen in den vier Scharffeuer-
farben. Manchmal finden sich da und dort
Zeugnisse einer Rotmalerwerkstätte, wie
z. B. ein Krug aus dem Jahr 1822 mit einer
im übrigen gar nicht so häuhg auftretenden
Zinnmonticrung, dessen Leihung viermal
melonenartig senkrecht gerieft ist. An ihm
sehen wir aufgemalt zwei aufgerichtete
Löwen mit einem dreigenagelten Herz,
darüber eine dreizackige Krone mit Kreuz
und der Signatur l.l", beiderseits davon
stehen Blütensprossc, als Bodenmarke ist
ein L aufgemaltüv. Andere Krüge dieser
Werkstätte wiederum ' igen gängige Wall-
fahrtsmotive oder einfache Volksszenen.
(Abb. 16).
Neben diesen Hauptproduktionsstätten
stehen natürlich einige kleinere, deren
Bedeutung wesentlich geringer war. Anzu-
merken ist jedoch, daß, besonders in der
Spätzeit nach 1800, immer wieder aus dem
Nordosten, Osten und Südosten Nieder-
österreichs, vor allem aus Mähren, der
Slowakei" und dem Burgenland Majolika
und Hafnerwaren eingeführt und abgesetzt
wurden, wodurch oft formale Zusammen-
hänge und Überschneidungen mit der ein-
heimischen Majolika zustande kamen.
Demgegenüber haben aus dem Westen
höchstens Gmunden und Salzburg, viel
weniger die Steiermark und Böhmen Ein-
fluß besessen. Bei all dieser Vielfalt von
Majolikaerzeugnissen darf aber nicht ver-
gessen werdcn, daß daneben die Hafner
selbstverständlich einfaches Hafnergeschirr
weiterhin produzierten und bis zum Beginn
des 20. Jahrhunderts im bäuerlichen Haus-
halt absetzten. Vifaren diese (Seräte täglich
in Verwendung, so galten die Maiolika-
geräte vielfach als festliches Tafelgeschirr.
Mit der rationellen fabrikmäßigen Erzeu-
gung von Steingut und Porzellan in läöhmen
und Mähren und nicht zuletzt in Nieder-
österreich selbst kam dann um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts langsam das
Ende der Hafnerei und der Majolika-
erzeugung. Die neue Sachlichkeit ver-
drängte das Handwerk, das sich wirtschaft-
lich nicht mehr halten konnte, auch der
Geschmack wandelte sich. Nur im Be-
reich der kunsthandwerklichen Erzeugung
reichte es gelegentlich zu epigiwnenhafter
Tradierung alter Herstellungsmethoden und
Formen. Obwohl heute diese handwerk-
lichen Iraditionen so gut wie völlig über-
schichtet sind, gibt es manchmal Anzeichen
dafür, daß geschickte Kompromisse zwi-
schen alten l-iberliefertingen und gediegenen
persönlichen Leistungen eine neue Auf-
wärtsentwicklung einleiten.