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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 98)

mern, von denen das Haus umgeben war, 
hatten wir in einem Keller alles versteckt, 
was besonders kostbar war: Möbel, Bilder, 
Statuen, Porzellan usw. Dieses Versteck 
blieb wirklich unbemerkt, obwohl das Haus 
voll von Menschen war, bis fünf Tage vor 
der Evakuierung der Franzosen eine Ver- 
abscheuenswürdige aus dem Haus selbst 
das Geheimnis verriet 7 innerhalb von 
wenigen Stunden war alles geplündert. Das 
gleiche geschah in Petrowski. Seit lSjahren 
habe ich ein enormes Kapital in meine 
Bücher gesteckt; vier Tage vor meiner 
Abreise hat ein Bibliothekar aus der Stadt, 
Das Haus, vielmehr das Skelett, steht, 
aber die Franzosen haben nicht ein Fenster, 
nicht eine Tür übrig gelassen. Das gleiche 
ist von meinem Haus in Moiajsk zu be- 
richten, das meine Frau seit Jahren ver- 
schänert hat . . f" 
Nach Kriegsende ging das nun obdachlos 
gewordene Ehepaar auf Reisen. Den Winter 
1814[15 verbrachten sie in Wien, wo der 
Bruder Andre die Interessen Rußlands auf 
dem Kongreß vertrat, und stiegen in 
seinem Palais auf der Landstraße ab. 
Der Tod des Grafen Leon am 21. November 
1818 war für seine Frau der Beginn einer 
der sie betreut und einen Katalog gemacht 
hat, ihren Wert auf 400.000 Rubel geschätzt. 
Nicht ein Band ist übrig geblieben. Schließ- 
lich habe ich etwas verloren, was mit Geld 
nicht zu ersetzen ist. Mein Gärtner in 
Petrowski, der seit 10 Jahren in meinen 
Diensten ist, warf meinen Bauern den 
Mangel an Eifer vor, den sie nach dem 
Abzug der Franzosen zeigten, um die Ver- 
wüstungen zu beheben - in der gleichen 
Nacht legten sie an zwei Stellen Feuer in 
meinen Glashäusern, die neben anderen 
Seltenheiten ung. 50 prachtvolle Orangen- 
und Zitronenbäume enthielten, wie sie, 
außer dem Kaiser, niemand in Rußland 
besitzt. Von den Häusern wie von den 
Pflanzen ist nur Asche zurückgeblieben. 
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schweren Zeit. Zu der Trauer über den 
Verlust des geliebten Mannes kam der 
Kampf um die Hinterlassenschaft, denn 
Leons Testament, in dem er seine Frau als 
Alleinerbin eingesetzt hatte, wurde von 
seinem ältesten Bruder Alexei angefochten. 
Der Streit dauerte drei Jahre; während 
dieser Zeit verfügte Gräfin Maria über 
keinerlei Einkommen und mußte in einer 
armseligen Souterrainwohnung hausen. Als 
sie dann aber die uneingeschränkte Ver- 
fügungsgewalt über ein sehr großes Ver- 
mögen bekam, wurde sie, im Alter von 
fast fünfzig Jahren, zu der als „Comtesse 
Leon Rasumofsky" in der gesamten euro- 
päischen Gesellschaft von Wien bis Paris 
und von Petersburg bis Neapel bekannten 
Großer Salon in Paris. A uarell. 2a x36 cm 
Blauer Salon in St. Pncrs urg, Große Molxkaja-Stnlk 
Aquarell, 1346. 22,50 x a2 m. 
Kleiner gelber Salon in St. Petersburg. Aquarell. 1x46 
zs x a4 Cm
	        
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