Das Siebdruckverfahren. in seinen vielfältigen
Möglichkeiten tratz der prinzipiellen Einfachheit
des Werkprozesses kaum auszuschöpfen. scheint
vor Jahrhunderten bereits in China angewandt
worden zu sein. Aber erst auf seinem Weg über
Japan an die amerikanische Paziükküste und
danach weiter bis Europa konnte sich diese Technik
so ausbreiten, daB sie heute allgemeiner und
gepflegter Besitz von Künstlern aller Ausdrucks-
arlen werden konnte. Ihr prinzipiell flüchiger
Charakter (die Farbe sitzt stets leicht erhaben
über dem Papier), der durch die Verwendung von
Schablonen nach betont wird, lüßt sie zunächst als
für eine betonte Flüchenkunst geeigneter erscheinen
als für das Erzielen malerisch-freier Komponenten.
Inzwischen hat man aber mit diesem Verfahren so
reiche Erfahrungen machen können. daß es für
viele Künstler kaum nach ein Problem darstellt.
auch diese Technik all ihren Absichten dienstbar
zu machen, ihre Sanderart gleichzeitig aber auch
zu bewahren. sie nicht zu vergewaltigen.
In Österreich hat das Siebdruckverfahren nach
nicht allzuviele Anhänger unter den Künstlern
gewinnen können, obwohl man erleben konnte.
wie die übrigen druckgraphischen Techniken (zu
denen der von ihnen prinzipiell unterschiedene
Siebdruck freilich nur bedingt zu zählen ist) in
diesem Land von zum Teil hervorragenden Künst-
lern einer neuen Blüte entgegengeführt werden
konnten. Wenn sich Maler als Graphiker oder
wenn sich Künstler als Nur-Graphiker betätigen,
beschäftigen sie sich meist mit den Abarten der
Radierung, der Lithographie und dem Holzschnitt,
Unter den Ausnahmen würe Johann Fruhmann
hervorzuheben, auch Hans Krenn hat sehr schöne
Siebdrucke geschaffen. Ein Künstler. der sich
jedoch nahezu ausschließlich auf das Siebdruck-
verfahren zur Realisierung seiner Absichten stützt.
ist der 1936 in Stockerau geborene Adi Holzer.
der seit längerer Zeit mit Unterbrechungen in
Kopenhagen lebt und in Wien erstmals in einer
Ausstellung der Galerie Verkauf im Jahr 1965
aufgetreten war. im vergangenen Jahr hatte ihn
die Alberlina auch für die Internationale Graphik-
biennale in Laibach nominiert.
lm vorwiegend farbigen Siebdruck hat Holzer vor
allem eine Reihe von lllustrationszyklen geschaffen.
die ein Thema weniger illustrieren als vielmehr
begleiten, paraphrasieren, mit eigenen Var-
stellungen bereichern wollen - Serien von
Blättern. die es ihm überdies ermöglichten. auch
Abwandlungen im technischen Bereich zu demon-
strieren. Holzer ist an der Materie selbst, an den
gegebenen Möglichkeiten und somit nicht primär
am Auflagendruck. sondern an einer Erprobung
der Mittel interessiert. Was seine Siebdrucke
charakterisiert, ist zum Beispiel. daß er mehrere
Farben von einem Sieb druckt. die Struktur des
Siebs sehr augenfüllig nützt und aus übereinander
liegenden Lagen in deren Verbindungen oder
Übergängen reizvolle Effekte zieht. Das Traum-
hafte seiner Kompositionen wird dadurch be-
sonders unterstrichen, ebenso aber auch die Präzi-
sion des Ausdrucks von derTechnik, die sorgfaltigste
Überlegung fordert.
Holzers Siebdrucke werden durch ein Neben- und
Übereinander zeichnerisch-lockerer, skizzenhafter
Elemente sowie durch Flächen oder Tönungen
charakterisiert. die zum Teil an das Spritzver-
fahren bei der Lithographie denken lassen, die
jedoch dem Mitwirken der Struktur des Siebs
zu verdanken sind. Exakte Planung und technische
Sauberkeit lassen beide Mittel zur Geltung kommen.
Bei seinen zweifarbigen Blättern wird der Grund-
ton, über den die Zeichnung gedruckt ist, durch
negative Aussparungen oder "Störungen" eben-
falls verlebendigl. Damit demonstrieren Holzers
Drucke zahlreiche Möglichkeiten, sie regen an
und lassen erkennen, wie reich die Skala dieses
graphischen Herstellungsprozesses aufgeföchert
werden kann, wenn man gelernt hat. sich der in
diesem Medium verborgenen Feinheiten zu be-
dienen. seinen Geheimnissen auf die Spur zu
kommen.
Da die Reproduktion vom farbigen Reichtum der
Holzefschen Siebdrucke nichts mehr erkennen
ließe, müssen wir uns zur Illustration dieses Bei-
trags mit der Wiedergabe von zweifarbigen Bei-
spielen. in denen die Zeichnung dominiert, be-
schränken. Da auch diese Reproduktionen stark
verkleinert werden mußten (es handelt sich um
großformatige Blätter), kann die reizvolle Wir-
kung, die vor allem aus Holzers Farbblüttern
spricht, nicht oder nur andeutungsweise belegt
werden.
2 Adi Heizer, "Fiulkus sellsame Träume - gewidmet
dem Paniomimen Ludislaus Fiulka". Siebdruck in
zwei Farben. 1967
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