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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 97)

zigung und die Fayencekacheln in Stuttgart 
mit dem Urteil Salomons. Neben der Dame 
sitzt ein Singvogel, übergroß gezeichnet, 
und rechts und links stehen Blumen und 
Blattstauden in primitiver Zeichnung. Die 
beblättcrten Säulen sowie die Schraffierung 
kommen in dieser Art öfters auf den späten 
Kraut-Kachelnlß vor. Die Szene wird 
durch einen gemalten Architekturrahmen, 
bestehend aus beblatterten Säulen, darüber 
ein gespannter Bogen aus Blattwerk im 
Stile der Renaissance, eingefaßt. Durch die 
Datierung 1552 hätten wir es mit einer 
verhältnismäßig frühen gemalten Kachel 
der Kraut-Werkstatt zu tun, da die Fayence- 
kaeheln an den anderen Öfen um 1572 
anzusetzen sind. 
Die deutschen Fayencen tragen oft eine 
Datierung, die wir bei den Arbeiten anderer 
Länder vermissen. In der Schweiz sind 
aus dieser Zeit bisher kaum derartige 
Fayencekacheln mit gesicherter lokaler 
Zuweisung bekannt, und die farbig ge- 
malten Fayencekacheln des Zuger Hafners 
aus der 1. (P) Hälfte des 16. Jahrhunderts 
sind wesentlich flüchtiger in der Zeichnung, 
auch dominieren schon neben Blau in Blau 
die Farben Gelb und Grün (Landesmuseum 
Zürich). Erst am Ende des 16. Jahrhunderts 
und besonders im 17. Jahrhundert sind uns 
Fayencekacheln beziehungsweise Öfen be- 
sonders aus den Werkstätten von Winterthur 
zahlreich erhalten. Diese sind dann durch- 
wegs farbig, wobei Gelb und Grün dominie- 
ren, daneben Blau und Mangan. Die Malerei 
auf den Kacheln ist außerordentlich virtuos 
und gekonnt und sticht somit von den 
Fayencekacheln deutscher Herkunft des 
16. Jahrhunderts völlig ab. Immerhin ist 
die Diskussion um die Züricher Kachel 
von 1552 noch in der Schwebe. 
Eine buntbemalte Fayenceplatte, die H. K. 
1563 bezeichnet und als eine gesicherte 
Arbeit unseres Meisters anzusehen ist, 
befand sich vor dem Kriege auf Burg 
Kreuzenstein an der Donau und war von 
Walcher-M0lthein17 als eine Arbeit des 
Hans Kraut beschrieben worden. Das 
Stück ist leider im letzten Krieg vernichtet 
worden. Immerhin ist eine Abbildung 
erhalten, die die Malweise des Meisters zeigt. 
„Die Darstellung mit der Abschiedsszene 
des Verlorenen Sohnes ist laut Walcher 
nach einem Stich von H. S. Beham (Pauli, 
Kritisches Verzeichnis, Blatt Nr. 33) ko- 
piert. Auch die Überschrift Pater da mihi 
porcionem substanciae, quae ad me redit" 
kehrt hier wieder (Walcher, S. 465.). Die 
Burgruine auf dem Beham'schen Blatt 
im Hintergrund hat der Fayencemaler zu 
einem Palast ausgebaut, und zwar mit viel 
Verständnis für italienische Formen. Da 
die Signatur H. K. sich auf keinen Italiener 
beziehen kann, ist auch hier eine Südtiroler 
oder Schweizer Herkunft anzunehmen, 
meines Erachtens Hans Kraut! Neben Blau 
kommen hier die Farben Grün, Gelb und 
Mangan in Verwendung. Die Malweise ist 
viel unsicherer und naiver als auf den süd- 
deutschen klassischen Fayencekacheln." 
Nun wird aber im Landesmuseum in 
Stuttgart (Inv. Nr. 1922126) eine große
	        
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