zigung und die Fayencekacheln in Stuttgart
mit dem Urteil Salomons. Neben der Dame
sitzt ein Singvogel, übergroß gezeichnet,
und rechts und links stehen Blumen und
Blattstauden in primitiver Zeichnung. Die
beblättcrten Säulen sowie die Schraffierung
kommen in dieser Art öfters auf den späten
Kraut-Kachelnlß vor. Die Szene wird
durch einen gemalten Architekturrahmen,
bestehend aus beblatterten Säulen, darüber
ein gespannter Bogen aus Blattwerk im
Stile der Renaissance, eingefaßt. Durch die
Datierung 1552 hätten wir es mit einer
verhältnismäßig frühen gemalten Kachel
der Kraut-Werkstatt zu tun, da die Fayence-
kaeheln an den anderen Öfen um 1572
anzusetzen sind.
Die deutschen Fayencen tragen oft eine
Datierung, die wir bei den Arbeiten anderer
Länder vermissen. In der Schweiz sind
aus dieser Zeit bisher kaum derartige
Fayencekacheln mit gesicherter lokaler
Zuweisung bekannt, und die farbig ge-
malten Fayencekacheln des Zuger Hafners
aus der 1. (P) Hälfte des 16. Jahrhunderts
sind wesentlich flüchtiger in der Zeichnung,
auch dominieren schon neben Blau in Blau
die Farben Gelb und Grün (Landesmuseum
Zürich). Erst am Ende des 16. Jahrhunderts
und besonders im 17. Jahrhundert sind uns
Fayencekacheln beziehungsweise Öfen be-
sonders aus den Werkstätten von Winterthur
zahlreich erhalten. Diese sind dann durch-
wegs farbig, wobei Gelb und Grün dominie-
ren, daneben Blau und Mangan. Die Malerei
auf den Kacheln ist außerordentlich virtuos
und gekonnt und sticht somit von den
Fayencekacheln deutscher Herkunft des
16. Jahrhunderts völlig ab. Immerhin ist
die Diskussion um die Züricher Kachel
von 1552 noch in der Schwebe.
Eine buntbemalte Fayenceplatte, die H. K.
1563 bezeichnet und als eine gesicherte
Arbeit unseres Meisters anzusehen ist,
befand sich vor dem Kriege auf Burg
Kreuzenstein an der Donau und war von
Walcher-M0lthein17 als eine Arbeit des
Hans Kraut beschrieben worden. Das
Stück ist leider im letzten Krieg vernichtet
worden. Immerhin ist eine Abbildung
erhalten, die die Malweise des Meisters zeigt.
„Die Darstellung mit der Abschiedsszene
des Verlorenen Sohnes ist laut Walcher
nach einem Stich von H. S. Beham (Pauli,
Kritisches Verzeichnis, Blatt Nr. 33) ko-
piert. Auch die Überschrift Pater da mihi
porcionem substanciae, quae ad me redit"
kehrt hier wieder (Walcher, S. 465.). Die
Burgruine auf dem Beham'schen Blatt
im Hintergrund hat der Fayencemaler zu
einem Palast ausgebaut, und zwar mit viel
Verständnis für italienische Formen. Da
die Signatur H. K. sich auf keinen Italiener
beziehen kann, ist auch hier eine Südtiroler
oder Schweizer Herkunft anzunehmen,
meines Erachtens Hans Kraut! Neben Blau
kommen hier die Farben Grün, Gelb und
Mangan in Verwendung. Die Malweise ist
viel unsicherer und naiver als auf den süd-
deutschen klassischen Fayencekacheln."
Nun wird aber im Landesmuseum in
Stuttgart (Inv. Nr. 1922126) eine große