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blieb ihm verschlossen. Angeregt durch
Michelangelos berühmte Skulptur malte er,
sichtlich zu raschem Verkauf bestimmt, in
Tempera auf Holz eine Pieta von 29 X 20 cm,
heute in Amerika (Abb. 4). Viel Geld
wird er damit nicht verdient haben; ein
Porträt Clovios war ein Geschenk an
diesen, und wieder war Greco durch die
Not gezwungen, seine Arbeit der Markt-
lage anzupassen. So entstand ein Bild
außerhalb seines Schaffcnsbcreiches, der ein
Stück Holzkohle anblasende junge im
Museum von Neapel. Greco muß mit
großen Plänen nach Rom gekommen sein,
denn er äußerte sich, er könnte das Jüngste
Gericht in der Sixtinischen Kapelle eben-
sogut wie Michelangelo, aber mit Ehrbar-
keit und Anstand malen. Deshalb von
Roms Künstlerschaft angefeindet, kehrte er
der Stadt den Rücken. Die zwei Jahre, die
er dort zugebracht hatte, waren für sein
Streben, aus seiner Sackgasse herauszu-
kommen, fruchtlos geblieben. Er hatte
seine Ersparnisse aufgezehrt und mußte
daran denken, seinen Geldbeutel wieder
aufzufüllen, denn er erkannte, daß er
Italien verlassen miißte, wenn er seine
künstlerische Mission erfüllen wollte. Einst!
weilen kehrte er nach Venedig zu Tizian
zurück. Seine eigene Produktion ruhte;
doch sein Schicksal stand nicht still. Am
2'). August 1576 raffte die Pest den greisen
Tizian dahin und schlug die Tür seiner
Werkstatt zu.
Noch im selben Jahre übersiedelte Greco
nach Spanien. Er verbrachte einige Monate
in Madrid, dann ließ er sich für immer in
Toledo nieder. Die Hälfte seines Lebens
War vertlossen, und noch immer hatte er
keine Gelegenheit gehabt, sein richtiges
Künstlertum zu zeigen. Nun Hagen ihm
große Aufträge gleichsam entgegen. Noch
in Rom waren seine Leistungen bescheiden;
nun in Toledo offenbarte sich mit einemmal
seine ganze Genialität. Schon das Format
seiner Gemälde imponiert. Die Himmelfahrt
Mariens in der Kirche Santo Domingo el
Antiguo in Toledo mißt 3,95 X2,28 m,
das Mauritius-Martyrium3 im Escorial
4,42 X3,02 m, das Orgaz-Begräbnis in Santo
Tome in Toledo sogar 4,80)(3,6O m.
Auch sonst lernen wir einen neuen Grcco
kennen. Die Arcbitekturattrappen sind in
Italien zurückgeblieben, und es gibt keine
müßigen Statisten mehr. Alles ist persön-
lich, keinen Vorbildern folgend und von
niemandem erlernbar. Die Themen sind
sorgsam verarbeitet, die Farben eigen-
williger, die Bewegungen lebendiger, die
Blicke seelenvoller. Die Lüsternheit Vene-
digs weicht Visionäre: Versenkung, das Bild
wird zum Gebet. Erschüttert steht man vor
dem Wunder solcher Wandlung und fragt
sich, wie es dazu gekommen war.
Es wäre verfehlt, den Anstoß dazu erst
in Toledo zu suchen. Der Umbruch in
Grecos Geisteshaltung kam nicht durch
seine Übersiedlung nach Spanien zustande,
sondern umgekehrt war diese die Folge
einer Läuterung, die sich in ihm irgendwo
in Italien vollzogen hatte. Den Weg hin
weist uns Greco selber in seinem Werke.
Er hat den heiligen Franz von Assisi
135mal gemalt, das macht rund ein Sechstel
seiner uns bekannten Bilder. Keinen andern
Heiligen hat er so oft dargestellt, und immer
wieder ist er zu ihm zurückgekehrt. Hier
muß des Rätsels Lösung zu finden sein.
In der Kirche Santa Croce in Florenz war
Greco durch Giottos Fresken auf Fran-
(Anmerkungfl siehe s. 29 uutm)
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