Peter Baum
WOHNEN IM JAHR 2000
UTOPIEN VON HEUTE-
REALITÄTEN VON MOR EN
lftdrExapühd ein tur das Jahr 2000 ent-
waifener Sessel mit der tiinktioit der Bevvu, tFtSr
erwetlercing, der dem ciutlagenhohen deutschen
Nachrichtenmagazin „Der Spicgc ' imirierhiri so
inter ant schien, daß er ihm in scincr Ausgabe
vom Lt. Dezember du Vorjahres nebst einer Ab?
bildilhg 29 Textzeile widmet hat in seinem
Ursprungsland au Jet" bei einem cleincn Kreis von
Eingeweihten bisher iedeiifulls kaurit Autseheit
erregt, g rchweige dcnn zu entsp c tendem
publizistischen Niederschlag getuhr Dieser
„Supersessel" aus Plastik und hand ernalter
PVCeHaube, der von drei Jungen, in Wien lc "nden
Oberosterreichern den beiden an der Tech-
nischen Hochschule bei Pralessor Schwanzer aus?
gebildeten Diplomingenieiiren Laurids Ortner
und Gunther Kelp (Pseudcimnt: Zam oviie dem
Maler Klaus Pinter -- tiir den vom deutschen
Mbbeltabrikanten Christian t-lolzapfet im l-tcrbst
19a? veranstalteten De gn-Vtlellbevrerb "lnter-
design 2000' tstriiiert wiurdc, erlebt in Ostere
reich dasselbe SClWlLlaGl, das beinahe allem Un-
gevttöltitliclten und fivnntgardistischeit hierzulande
beschieden ist: Man lachelt bestenfalls ubcr die
„modernistischc Spielerei" und belindet eine
fabrikationsntüßige Herstellung des Möbels tur
zu SClWIlCFlg.
Obwohl der „NllltdrEXpültClElfh die „vollkommene
Sitztreude" in A cht stellt. nicht nur einer,
sondern sogar zwei Personen Plalz bietet, und
darüber hinaus auch mit OlQUSllSClFODllSClTSN
Finessen aufz iarten hat wie kein zweites vere
gleichbares Produkyditrlte erin seinem Ursprungs-
land in absehbarer Zukunft nicht in Serie gehen.
Der clevere Christian Halzapfel, dessen Aus-
stellungsweltbewerb rriit dem Untertitel „Mobel
zum Wohnen und Arbeiten im Jahre 2000
730 Einsendungen aus 32 Landern verzeichnen
konnte und damit zu einem der gioläten und
bedeutendsten Design-Wettbewerbe der Welt
avancierte (Halzapfel investierte dafuir die runde
Summe von l25.000 {DM}, sicherte sich um einen
vergleichsweisen Spottpreis von 250 Dollar
(7500 S) als e r eine Option f ' den Entwurf.
Bedenkt man, dal} der attraktive Sessel im Astroe
nautenlook nach A _oben seiner Erzeuger
fabriksmüßig um 20 0 bis 3000 Schilling herzu-
stellen sein mulitc. zweifellos ein gutes Geschäft
von morgen.
Die drei iringen Ob te "cicher, die sich unter
dem lokal inspirierten Firmennamen „Haus-
Rucker-Co Laurids, Zamp, Pintcr" zum Teamwo
entschlossen haben, bei dem die einzelne Per-
sönlichkeit bewußt in den Hintergrund tritt, haben
aulY-er dem Ivtind-Expander bisher auch noch
einiges anderes am schöpferischen Kerbholz. Ihr
vorläufig publikuittsu-i camstes Objekt, ein in
grellen Pop-Farben bernolter, technisch allerdings
noch nicht ausgereitter „Ballon turzwei wurde
vor wenigen Monaten in Wien vor versammelten
Studenten, l-lausirieistcrinneit und auf dem Heim-
weg belündlichen Angestellten an zwei rostigen
Eisengestöngen aus dem Fenster einer im siebenten
Bezirk gelegenen Zinswahnung geschobeni um
einem lungen Paar als UrtlersChliJpl zur Verlobung
Zu dienen
Ähnlich wie beim MlVTÖrEXPOFtÜEF spielen auch
bei diesem Kunststotlballon, der zur Reise nach
innen einlädt und sich auch vorziiglich zum Auf?
stellen in der Wohnung eignet, Ernst und Ironie
zusammen. D00 vieles technisch unausgegoren ist
und gleichsam s izzenhatt anmulet, hat seinen
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