Zeit durchaus geläufig und auch die bil-
dende Kunst kennt solche Vorstellungen".
Besitzt die Lambacher Darstellung tat-
sächlich eine ambivalente Bedeutung dieser
Art 7 was noch näher zu prüfen sein
wird -, so läge hier eine mittelalterliche
„politische" Bildmanifestation 45 von hohem
geistesgeschichtlichen Interesse vor.
8 Herode: gib! dem Antipnler hundert Ta-
lente 46. Vor einer Architekturkulisse (Palast
mit Portal) steht rechts der greise Herodes
und weist mit der Rechten auf einen Geld-
beutel, den der gegeniiberstehcnde Anti-
pater in seiner Linken hält. Durch diese
Bestechung versucht der König vergeb-
lich, den Sohn und Nachfolger vom Kreis
der Verschwörer fernzuhalten.
9 Ende de: Heroder47. Kurz vor seinem Tod
unternimmt der kranke König einen Selbst-
mordversuch mit dem Apfelmesser. Achiab
stürzt von links hinzu und verhindert das
Vorhaben. Hinter dem Krankenlager eine
von drei kleinen Dämonen bevölkerte
Architektur mit zwei Arkaden. In der
größeren vorne eine Frau, wohl Salome,
die Schwester des Königs, dahinter Diene-
rin; in der linken ein junger Mann, wahr-
scheinlich der Kerkermeister des Antipater.
Zwischen Architektur und Bettstatt ein
kleiner Tisch, darauf Giebelkrone und
armillae (Armreifen) des Königs.
10 Traum de: jwephtw (Abb. 4). Nachdem
Herodes gestorben ist, erscheint der Engel
dem schlafenden Joseph in Ägypten. Der
Gottesbote berührt mit der Rechten im
Redegestus den Nimbus Josephs, während
er in der Linken ein Langszepter hält.
Joseph hat das Haupt auf die Rechte ge-
stützt.
11 Riirkkebr der H]. Familie au: Ägypten 49.
Joseph folgt dem Geheiß des Engels. Er
schreitet voran, gefolgt von einem Jüng-
ling, der den Reiseproviant (Ringbrote und
Weinfäßchen) auf einem Stab geschultert
trägt. Diese Person erwähnt das Evange-
lium nicht: es ist der später mit dem Herren-
bruder Jacobus identifizierte Sohn des
Joseph. Die Erzählung folgt hier, in An-
lehnung an die byzantinische Ikonographie,
den die Rein nach Belblehemm und damit
auch die Fluch! nach Ägypten ausdeutenden
Apokryphen, wenn auch nicht in der
gleichen Anordnung der Personen. Hinter
Joseph ist Maria mit dem Kind auf der
Eselin. Aus dem Portal der reichen Stadt-
architektur schaut eine Frau der abreisenden
Gruppe nach. Möglicherweise ist es Aigyp-
tn:, die Personifikation des Landes, wie sie,
entgegengesetzt angeordnet, oft auf den
Darstellungen der Flucht nach Ägypten im
Osten, vor allem in den Malereien der
kappadokischen Höhlenkirchen51, vor-
kommt. Die Anordnung dieser Gestalt, das
Verlassen der Stadt durch die Hl. Familie
und endlich das vorangehende Herodes-
Ende bestätigen, daß es sich hier nicht um
die Flurbt, sondern um das so selten dar-
gestellte Ereignis der Rückkehr handeln
muß.
12 Zulälfjähnlger jeiu: im Tempeln. Der
Knabe sitzt zwischen zwei Gelehrten-
gruppen - links sechs, rechts sieben
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