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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 99)

Zeit durchaus geläufig und auch die bil- 
dende Kunst kennt solche Vorstellungen". 
Besitzt die Lambacher Darstellung tat- 
sächlich eine ambivalente Bedeutung dieser 
Art 7 was noch näher zu prüfen sein 
wird -, so läge hier eine mittelalterliche 
„politische" Bildmanifestation 45 von hohem 
geistesgeschichtlichen Interesse vor. 
8 Herode: gib! dem Antipnler hundert Ta- 
lente 46. Vor einer Architekturkulisse (Palast 
mit Portal) steht rechts der greise Herodes 
und weist mit der Rechten auf einen Geld- 
beutel, den der gegeniiberstehcnde Anti- 
pater in seiner Linken hält. Durch diese 
Bestechung versucht der König vergeb- 
lich, den Sohn und Nachfolger vom Kreis 
der Verschwörer fernzuhalten. 
9 Ende de: Heroder47. Kurz vor seinem Tod 
unternimmt der kranke König einen Selbst- 
mordversuch mit dem Apfelmesser. Achiab 
stürzt von links hinzu und verhindert das 
Vorhaben. Hinter dem Krankenlager eine 
von drei kleinen Dämonen bevölkerte 
Architektur mit zwei Arkaden. In der 
größeren vorne eine Frau, wohl Salome, 
die Schwester des Königs, dahinter Diene- 
rin; in der linken ein junger Mann, wahr- 
scheinlich der Kerkermeister des Antipater. 
Zwischen Architektur und Bettstatt ein 
kleiner Tisch, darauf Giebelkrone und 
armillae (Armreifen) des Königs. 
10 Traum de: jwephtw (Abb. 4). Nachdem 
Herodes gestorben ist, erscheint der Engel 
dem schlafenden Joseph in Ägypten. Der 
Gottesbote berührt mit der Rechten im 
Redegestus den Nimbus Josephs, während 
er in der Linken ein Langszepter hält. 
Joseph hat das Haupt auf die Rechte ge- 
stützt. 
11 Riirkkebr der H]. Familie au: Ägypten 49. 
Joseph folgt dem Geheiß des Engels. Er 
schreitet voran, gefolgt von einem Jüng- 
ling, der den Reiseproviant (Ringbrote und 
Weinfäßchen) auf einem Stab geschultert 
trägt. Diese Person erwähnt das Evange- 
lium nicht: es ist der später mit dem Herren- 
bruder Jacobus identifizierte Sohn des 
Joseph. Die Erzählung folgt hier, in An- 
lehnung an die byzantinische Ikonographie, 
den die Rein nach Belblehemm und damit 
auch die Fluch! nach Ägypten ausdeutenden 
Apokryphen, wenn auch nicht in der 
gleichen Anordnung der Personen. Hinter 
Joseph ist Maria mit dem Kind auf der 
Eselin. Aus dem Portal der reichen Stadt- 
architektur schaut eine Frau der abreisenden 
Gruppe nach. Möglicherweise ist es Aigyp- 
tn:, die Personifikation des Landes, wie sie, 
entgegengesetzt angeordnet, oft auf den 
Darstellungen der Flucht nach Ägypten im 
Osten, vor allem in den Malereien der 
kappadokischen Höhlenkirchen51, vor- 
kommt. Die Anordnung dieser Gestalt, das 
Verlassen der Stadt durch die Hl. Familie 
und endlich das vorangehende Herodes- 
Ende bestätigen, daß es sich hier nicht um 
die Flurbt, sondern um das so selten dar- 
gestellte Ereignis der Rückkehr handeln 
muß. 
12 Zulälfjähnlger jeiu: im Tempeln. Der 
Knabe sitzt zwischen zwei Gelehrten- 
gruppen - links sechs, rechts sieben 
10
	        
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