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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 99)

ren einigermaßen „kubisierende" Bewei- 
nung Christi. Die früher irrtümlich Will- 
mann zugeschriebene hl. Dreifaltigkeit 
(nach 1700; Warschau, Muzeum Narodowe) 
weist eine brillant funkelnde Oberfläche 
auf 33. In dieselbe Zeit gehört zweifelsohne 
auch die großzügige, farbig schimmernde 
und lyrisch ausklingende Marienklagc, die 
ebenfalls ein selbständiges Bild in der Art 
einer Skizze darstellt (München, Bayerische 
Staatsgemäldesammlungen, jetzt in Augs- 
burg, Städtische Kunstsammlungen) 34. 
Seine Gedanken hat Liska auch in einer 
graphisch höchst interessanten Zcichnungs- 
handschrift festgehalten. Die allem An- 
schein nach früheste Anbetung der Könige 
(um 1690; Nationalgalerie) sticht von den 
folgenden durch ihre feine, klare und feste 
Federlinie ab. Mittels nervös-zackiger 
Striche und leichter Tuschllecke erzielte 
Liska einen dramatischen Eindruck in der 
Graphitzeichnung mit der Himmelfahrt 
Mariä (um 1695; Nationalgalerie). Von 
kleineren Zeichnungen sind die Vorlagen 
zu einer der fünfzehn Illustrationen in 
Augustinus Sart0rius' „Verteutsehten Ci- 
stercium Bis-tertium" (1708) zu nennen, 
das den für Böhmen durch Brauns Brücken- 
statue charakteristisch gewordenen Her- 
zensaustausch („Amplexus") der hl. Luit- 
gard ikonographisch kodißzierte (Nürn- 
berg, Germanisches Nationalmuseum)35. 
Ein Zeugnis für Liskas zeiehnerisches 
Können sind auch die Thesenblätter. Eines 
wurde für einen Ossegger Zisterzienser 
(gestochen von Bartholomaus Kilian II, 
gestorben 1696, mit einem Chronogramm, 
1709) und ein ikonographisch anspruchs- 
volleres für Johann Wlenzel Kunas von 
Michalovice (gestochen von Johann Tscher- 
ning, 1695) geschaffen. 
Liska gehört zu den größten und wichtig- 
sten Persönlichkeiten der böhmischen Ba- 
rockmalerei. Er milderte und harmonisierte 
Willmanns düstere und manchmal fast 
grausame Drastik. Dies erreichte er mittels 
einer reichen Farbgebung, meistens mit 
rotbrauner Dominante. Nach den zuerst 
lyrisch und dann expressiv zugespitzten 
Anfängen dieser Farbgebung (deren Merk- 
male noch spätere Skizzen Liskas behalten 
haben und zu fast luministischen Folge- 
erscheinungen führten) kam er vor der 
Jahrhundertwende zu einer lockeren, flocki- 
gen Handschrift und kultivierten Kolori- 
stik, die eine freie, das Rokoko Vorzeich- 
nende Note zum Anklingen brachte. An 
der Schwelle des 18. Jahrhunderts trat dann 
eine Zusammenballung kompositioneller 
Bindungen hervor, die die Figurenumrisse 
klarer hervortreten läßt. Sie wird jedoch 
auch weiterhin von einer parallelen Strö- 
mung begleitet, die durch eine energische 
und dynamische Pinsclführung gekenn- 
zeichnet ist (vor allem in kleineren Altar- 
blättern). Durch den tiefen und andauern- 
den Einliuß, den Liäka auf Peter Brand], 
Wenzel Lorenz Reiner und andere kleinere 
Meister ausübte, gehört sein Werk zu den 
Fundamenten der hoch- und spätbarocken 
Malerei Böhmens. 
24 Hunlnellluhrtlxialiä, um um. Prag. Nmuxxmlgallcric 
ANMERKUNGEN 33? 35 
11 s. Klass. M.Willm:1nn. Breslau, m2, s. 135. 1.62,Anm. 
14a, 165. Im. Nr. 3. Abb. 125; P. 1mm. Rcstaurovini . . ., 
Pam. pÖCe, xxvn. M267, s, 14. 
M n. Klau. M. Willmann. s. 1:4, 162, Annl. 144, 145, 171, 
1m. Nr. 157. Abb. 132; man" Kadaü-Kaadcn, Sammlung 
m. Bernd: Abh. in: B. ßwhm. Deutschc Malerei des 
Barock, Königslcin i. T., 1967. Abb. 63. 
15 E. Hubalmi Barock in Böhmen, München. 1964 S. 204, 
326, Kat. Nr. 131 (Abb), schreibt unbegründet die In- 
ventiou der "AmplexusWKLnnpositinn Willmann zu und 
bezeichnet die Zeichnung als süddeulsch nach dem Liäkä- 
Stich; vgl. P. Preis, in: Nbmecki obraz öexkähu baroku. 
Umßnl, XV, 1967. . Neumnnn, ]. K. Liikä, Umini, 
XV, 1967. S. 298. Avb. 30. 
  
31
	        
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