MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 99)

Rüiena Hrbkovä 
STERNBERGER FAYENCEN 
1 Hum -ii mit Dlldclsltkpfcird, Höhe 19 cm. Stcnlbcrg, 
um 800. Privatbesilz 
2 Humgen mit Darstellung von Christi Geburt. H. 17 cm, 
Stern crg. um 1800. Heimarkundlichi-s liisriruz. Olmülz, 
Inv. Nr. E 9391 
s Krug mit biblischen Dlßfellllngßh, HJO CHI, SlCrnbHg, 
um 1805. Pxivinbcsilz 
4 Dnsclbe Krug, Vordcrmsicht 
5 Derselbe Krug. Deuil des Kxughalscs 
ANMERKUNGEN 1 - 4 
1 Karel Cminhonky: Moravski lidovi kenmika, j. Otto, 
Prag, 1941. 
z m: siiiaim führte die Aiimriii im AHRKIQC de! Tschecho- 
llnwikiidlcn Akademie der Wisißflsthaflßn, Kabinett für 
Elhnngaphie und Folkloxistik, Brülln (Brno) dllfdl. 
1 Rhtcna Hrbkuvä: Olmlilzcr nyciimii, Mitmilunpblatr 
ÜEI Ktriltlikffhllldl! dCf Schweiz, 1965, Nr. 66. s. 4-13. 
4 Vcntcigzrungkalalog a" Kßrälmikilmlnlüng Alfred 
Wzlche: 1mm von Mollhcin. AIIKÜOHSIIZU! Wiwfi. Wien. 
1917. Älßfllfülllrllhtl 54. 
Exzzrpicrt wurden die Mataialc aus dem Staatsarchiv 
Txogpau (opm). Zwei telle Olmülz (Olomouc). 
sigii. M 1715-1720, M 1 364737, 1744-1746. 
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Sternberg ist ein kleines Städtchen, das in 
einer lieblichen und hügeligen Gegend an 
der Ausfallstraße nach Schlesien und Polen, 
in der Nähe von Olmütz (Olomouc), im 
nördlichen Mähren liegt. Auf einer An- 
höhe erhebt sich die ehemals Fürst Liech- 
tenstein'sche Burg mit ihren kostbaren und 
erlesenen Kunstschätzen. Die Bürger- 
häuser haben vollkommen den Baucharak- 
ter vergangener Epochen bewahrt, und 
von der regen kunsthandwerklichen Tätig- 
keit der Bewohner zeugen zahlreiche Haus- 
tore, deren Füllungen kunstvolle Holz- 
schnitzereien im Empire- und Bieder- 
meierstil aufweisen. Die Bewohner des 
Städtchens waren meist Webcrmeister (beim 
Exzerpieren der Matriken findet man 
scitenlang keine andere Profession), die 
auf ihren Handwebstühlen Hgurenreiche 
Rokoko- und jagdszenen in den weißen 
Lcinendamast webten. 
Vom letzten Viertel des 18. bis in die 
dreißiger Jahre des 19. jahrhunderts waren 
in Sternberg mehrere Krügelmacher tätig, 
die in kunsthandwerklichen Werkstätten 
außerordentlich originelle und virtuos be- 
malte Fayencen herstellten, die zu den 
schönsten Erzeugnissen der Volkskunsr in 
Mähren gehören. Ihre Abnehmer waren 
die Webermeister und Handwerker und 
die konservative Landbevölkerung, der 
Porzellan zu vornehm und kostspielig er- 
schien. Diese Volksfayencen wurden vom 
Porzellan auch tatsächlich nur wenig be- 
einHußt. Die Käufer schätzten die hand- 
festen Arbeiten, die ihren Vorstellungen 
und ihrem Geschmack vollkommen ent- 
sprachen. Sie wollten etwas ganz Persön- 
liches und Einmaliges haben, etwas das 
nicht serienweise in Fabriken angefertigt 
worden ist. Sie sahen es gerne, wenn auf 
ihren Krügen ihr Name, ihr Wohnort und 
auch Szenen, die auf ihre Profession Be- 
ziehung haben, sowie Zunftembleme an- 
gebracht wurden. Von besonderer Wich- 
tigkeit ist es, daß auf den Sternherger 
Krügen manchmal auch ihr Entstehungs- 
ort Stemberg angegeben ist. Trotzdem 
konnte es geschehen, daß die rege Tätig- 
keit der Sternberger Krügelmacher im 
Laufe der Jahre vollkommen in Vergessen- 
heit geriet und daß sämtliche Sternherger 
Fayencen dem mährischen Städtchen 
Wischau zugewiesen wurden, das bis in 
die neueste Zeit als Zentrum der Volks- 
fayenceerzeugung angesehen wurde. 
Erstmalig wurde die Existenz der Stern- 
berger Krügelmacher im Jahre 1941 nach- 
gewiesen]. Die Ausstellung von Olmützer 
und Sternberger Fayencen, die im Jahre 
1964 im Heimatkundlichen Museum in 
Olmütz (Olomouc) und im Ethnographi- 
schen Institut des Mährischen Museums 
in Brünn (Brn0) als Resultat mehrjähriger 
Studien der Autorin verlief 1, sicherte den 
Starnberger ebenso wie den Olmützer 
Fayencen3 ihren definitiven und fest um- 
rissenen Platz unter den vielen mährischen 
Volksfayencen, deren Tradition in der 
Habanerproduktion wurzelt.
	        
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