Rüiena Hrbkovä
STERNBERGER FAYENCEN
1 Hum -ii mit Dlldclsltkpfcird, Höhe 19 cm. Stcnlbcrg,
um 800. Privatbesilz
2 Humgen mit Darstellung von Christi Geburt. H. 17 cm,
Stern crg. um 1800. Heimarkundlichi-s liisriruz. Olmülz,
Inv. Nr. E 9391
s Krug mit biblischen Dlßfellllngßh, HJO CHI, SlCrnbHg,
um 1805. Pxivinbcsilz
4 Dnsclbe Krug, Vordcrmsicht
5 Derselbe Krug. Deuil des Kxughalscs
ANMERKUNGEN 1 - 4
1 Karel Cminhonky: Moravski lidovi kenmika, j. Otto,
Prag, 1941.
z m: siiiaim führte die Aiimriii im AHRKIQC de! Tschecho-
llnwikiidlcn Akademie der Wisißflsthaflßn, Kabinett für
Elhnngaphie und Folkloxistik, Brülln (Brno) dllfdl.
1 Rhtcna Hrbkuvä: Olmlilzcr nyciimii, Mitmilunpblatr
ÜEI Ktriltlikffhllldl! dCf Schweiz, 1965, Nr. 66. s. 4-13.
4 Vcntcigzrungkalalog a" Kßrälmikilmlnlüng Alfred
Wzlche: 1mm von Mollhcin. AIIKÜOHSIIZU! Wiwfi. Wien.
1917. Älßfllfülllrllhtl 54.
Exzzrpicrt wurden die Mataialc aus dem Staatsarchiv
Txogpau (opm). Zwei telle Olmülz (Olomouc).
sigii. M 1715-1720, M 1 364737, 1744-1746.
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Sternberg ist ein kleines Städtchen, das in
einer lieblichen und hügeligen Gegend an
der Ausfallstraße nach Schlesien und Polen,
in der Nähe von Olmütz (Olomouc), im
nördlichen Mähren liegt. Auf einer An-
höhe erhebt sich die ehemals Fürst Liech-
tenstein'sche Burg mit ihren kostbaren und
erlesenen Kunstschätzen. Die Bürger-
häuser haben vollkommen den Baucharak-
ter vergangener Epochen bewahrt, und
von der regen kunsthandwerklichen Tätig-
keit der Bewohner zeugen zahlreiche Haus-
tore, deren Füllungen kunstvolle Holz-
schnitzereien im Empire- und Bieder-
meierstil aufweisen. Die Bewohner des
Städtchens waren meist Webcrmeister (beim
Exzerpieren der Matriken findet man
scitenlang keine andere Profession), die
auf ihren Handwebstühlen Hgurenreiche
Rokoko- und jagdszenen in den weißen
Lcinendamast webten.
Vom letzten Viertel des 18. bis in die
dreißiger Jahre des 19. jahrhunderts waren
in Sternberg mehrere Krügelmacher tätig,
die in kunsthandwerklichen Werkstätten
außerordentlich originelle und virtuos be-
malte Fayencen herstellten, die zu den
schönsten Erzeugnissen der Volkskunsr in
Mähren gehören. Ihre Abnehmer waren
die Webermeister und Handwerker und
die konservative Landbevölkerung, der
Porzellan zu vornehm und kostspielig er-
schien. Diese Volksfayencen wurden vom
Porzellan auch tatsächlich nur wenig be-
einHußt. Die Käufer schätzten die hand-
festen Arbeiten, die ihren Vorstellungen
und ihrem Geschmack vollkommen ent-
sprachen. Sie wollten etwas ganz Persön-
liches und Einmaliges haben, etwas das
nicht serienweise in Fabriken angefertigt
worden ist. Sie sahen es gerne, wenn auf
ihren Krügen ihr Name, ihr Wohnort und
auch Szenen, die auf ihre Profession Be-
ziehung haben, sowie Zunftembleme an-
gebracht wurden. Von besonderer Wich-
tigkeit ist es, daß auf den Sternherger
Krügen manchmal auch ihr Entstehungs-
ort Stemberg angegeben ist. Trotzdem
konnte es geschehen, daß die rege Tätig-
keit der Sternberger Krügelmacher im
Laufe der Jahre vollkommen in Vergessen-
heit geriet und daß sämtliche Sternherger
Fayencen dem mährischen Städtchen
Wischau zugewiesen wurden, das bis in
die neueste Zeit als Zentrum der Volks-
fayenceerzeugung angesehen wurde.
Erstmalig wurde die Existenz der Stern-
berger Krügelmacher im Jahre 1941 nach-
gewiesen]. Die Ausstellung von Olmützer
und Sternberger Fayencen, die im Jahre
1964 im Heimatkundlichen Museum in
Olmütz (Olomouc) und im Ethnographi-
schen Institut des Mährischen Museums
in Brünn (Brn0) als Resultat mehrjähriger
Studien der Autorin verlief 1, sicherte den
Starnberger ebenso wie den Olmützer
Fayencen3 ihren definitiven und fest um-
rissenen Platz unter den vielen mährischen
Volksfayencen, deren Tradition in der
Habanerproduktion wurzelt.