DER BILDHAUER
FRANZ ANTON COUFAL
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Wer die Entwicklung des 1927 in Eichgraben, NÖ..
geborenen Franz Anton Coufal verfolgt. wird
merken. daß es im Zuge seiner Persönlichkeit
liegt. das Starre und schwer Lastende der Körper
zu überwinden und bewegt in den Raum zu
stoßen.
Der Künstler studierte. nachdem er vorher die
Graphische Lehr- und Versuchsanstalt absolviert
und dann das Schlosserhandwerk erlernt hatte,
von 1953 bis 1959 bei Professor Wotruba Bild-
hauerei. Diese Schule ist nicht spurlos an seinem
Schaffen vorbeigegangen. Wotrubas Kuben. die
strenge vertikale Betonung und die Verankerung
mit der Erde wird in Coufals frühen Arbeiten
noch ersichtlich. Die erste Kollektive des Künste
lers 1961. in der Galerie Fuchs in Wien, zeigte
uns einen Überblick über diese Arbeitsperiode.
und wir kannten schon hier feststellen. daß in
etlichen der gezeigten Figuren ein Streben zur
Höhe beginnt, ein tastendes Ausgreifen in den
Raum. Coufal versucht schon jenes Erdhafte und
Schwere. das die großartige Standfestigkeit der
Wotrubdschen Figuren, ihr massives Aufeder-
Welt-Stehen, ausmacht. zu überwinden. Eine in
den Raum greifende Schwerpunktverlagerung gibt
jenen Steinskulpturen des jungen Künstlers erst-
mals einen Zug zum Spirituellen. der wohl in
einer anderen Weltanschauung als der Wotrubas
seine Wurzeln hat.
Die Branzegüsse. die in ihrer Konzipierung auf
das Jahr 1962 zurückgehen. lösen den geschlosse-
nen Körper schon weit mehr auf. Zwar finden
wir auch bei der „Schreitenden" aus diesem
Jahre noch die kräftige Basis, doch schon im
ersten Drittel veröstelt sich die hochstrebende
Figur, umschließt eine kleine Durchbrechung, um
sich im oberen Drittel in drei Arme auszubreiten.
Von dieser Figur ist es dann nur mehr ein Schritt
zur „imaginären Figuration", einer jener Bronze-
güsse. die im Laufe des Herbstes entstanden und
im Dezember 1964 in Wien ausgestellt waren.
Auch hier sind. wie bei allen Arbeiten Coufals,
die humanen Züge sofort faßbar, es wird aber
auch der große Schritt in bezug auf die Er-
oberung des Raumes ersichtlich. den der Künstler
gemacht hat. Die von den ausgreiienden Stegen
umfaßten Zwischenräume werden als wesentliches
Element in die Komposition einbezogen und be-
kommen durch die umschließende Struktur eine
neue Wertung, das Ausgreifen ist nach mächtiger
geworden und setzt sich bis in die extremsten
Teile fort. Die Formen haben einen so eigen-
ständigen Duktus bekommen, daß sie gerade in
ihren anatomischen Abweichungen den Sinn-
gehalt noch betonen. So reckt sich eine dieser
Figuren gleich einem mächtigen Hüter oder
einem großen Propheten in den Raum.
Auch ..Das Paar" ist mit gleichen Mitteln gestaltet.
nur daß hier die Formen viel stärker einschließend
gebraucht werden. Die beiden einander gegen-
über stehenden oder sitzenden Figuren werden in
der Mitte durch einen rosettenförmigen Teil
optisch gebunden und in diesem weiblichen Rund
wie von einer Spange (eine alte erotisch-aphrodi-