MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 227)

170 
Schülern über die Srylart des betreffenden Ornaments, dessen Verwen- 
dung etc. die nöthigen Belehrungen zu ertheilen." 
Seite 3: vDie Schüler sind bei jeder Zeichnung über die Stylart, 
Linienführung, Massenwirkung und Verwendbarkeit des Orna- 
mentes zu belehren." 
In gleicher Weise ist die Farbengebung zu erläutern. 
Seite 6: Es ist vdas Verständniss für den Bau und die organische 
Entwickelung der einzelnen Bestandtheile des Ornaments zu weckenn- 
Auch das Gedächtnisszeichnen wird betont, die Erklärung der Con- 
struction, die Materialrichtigkeit u. dgl. m. i 
Die ausschließliche Benützung alter typischer Muster enthält wohl 
auch den Hintergedanken, dass dann jeder Einzelne eine eigene (moderne) 
Cocnbination schon selbst finden wird. 
Dieser Vorgang des Selbstfindens neuer Combinationen der gegebenen 
Wurzelmotive sollte aber gleichfalls förmlich zergliedert und gelehrt 
werden, und das wäre diejenige Methode des freien Combinirens oder 
Componirens, wie sie an den einfachsten Beispielen gezeigt und eingeübt 
und somit auch bis zur untersten Stufe des Unterrichtes hinab erstreckt 
werden kann. 
Dies zu thun, wird zwar nicht direct vorgeschrieben, aber der Lehr- 
plan stellt es frei, dies an geeigneter Stelle aus eigenem Ermessen zu 
thun. Diese interessante Stelle (Seite n) lautet: "Die ornamentale 
Formenlehre wurde nicht als besonderer Gegenstand in den Lehrplan 
der gewerblichen Fachschulen aufgenommen, um den Lehrstoff nicht zu 
sehr auszudehnen; da sowohl beim geometrischen Zeichnen und beim 
elementaren Freihandzeichnen, als auch beim Freihandzeichnen nach 
Modellen und beim Fachzeichnen stets Gelegenheit geboten ist, auf die 
Grundzüge derselben zu verweisenm Also durch alle Stufen des Unter- 
richtes hindurch. . 
Bedeutsam ist diese Stelle vor Allem dadurch, dass hiedurch zum 
ersten Male deutlich eine wirkliche Lehre der or namentalen Formen 
dem Freihandzeichnen ebenso beigesellt ist, wie schon längst das archi- 
tektonische Zeichnen nur die praktische zeichnerische Ausführung der 
Styllehre oder Formenlehre ist. 
Die Stylisirung dieser Stelle zeigt deutlich, wie wir uns gegenwärtig 
gerade auf der Grenzscheide zwischen alter und neuer Lehrweise befinden. 
zwischen der Methode des Copirenlassens und der Methode durch förm- 
liche Vorträge zu wirken (wie bei der Styllehre) und im consequenten 
Anschluss daran, des Stellens von Compositions-Aufgaben. 
Noch sind die Detailfragen dieser Methode, was componirt werden 
soll, wie es componirt werden soll u. s. w., nicht klar gestellt; sicher 
kann es auch nicht sämmtlichen derzeit thätigen Lehrkräften zugemuthet 
werden, das Alles nun rnit einem Schlag aus sich selbst zu schöpfen und 
einheitlich richtig zu treffen. Der Unterrichtsverwaltung blieb somit ein
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.