11. Jahrhunderts. Weiters existiert noch
die Südmauer der einst zwischen den
Türmen nach Westen vorspringenden recht-
eckigen Apsis zu einem guten Teil im Auf-
gehenden. In dem westlich des Südturmes
liegenden, jetzt zu einem Kesselraum um-
gebauten Raum „R" der archäologischen
Graburig von 19593 sind ihre Außenwand
sowie die Westfront des Südturmes mit
drei eingemauerten skulptierten Römer-
steinen im Erdgeschoßbereich teilweise
sichtbar. Die Innenwand dieser Apsis-
südmauer zeigt im Obergeschoß vor dem
Eingang in den Freskenraum ihre frei-
gelegten Kalktuffquader. Weiterer Mauer-
bestand der Apsis ist durch die erwähnte
Grabung, welche Fundamentuntersuchun-
gen ausgelöst hatten, unterirdisch fest-
gestellt worden. Ihre Nordwestecke kann
konserviert unter trittfesten Glasplatten,
über denen eine Metalltüre liegt, in der
vom Stiftshof zum Kirchenhauptportal
führenden Vorhalle besichtigt werden. Fer-
ner ist ihr Verlauf im Fußbodenpflaster des
Obergeschosses, vor dem jetzigen Eingang
in den Freskenraum, durch andersartig ver-
legte Konglomeratplatten markiert.
Diese rechteckige Westapsis war in ihrem
unteren Bereich der ältere Arm einer von
L. Eckhart ergrabenen kreuzförmigen
Krypta des benediktinischen Erstbaues;
ihr Vorhandensein ist durch mittelalterliche
Quellen belegt. Es handelte sich um eine
Anlage mit den lichten Maßen von ca.
11,55 m für beide Arme in der Art eines
sich dem griechischen annähernclen lateini-
schen Kreuzes. Ihre Nord-Süderstreckung
war markiert durch die Ausdehnung der
bestehenden Westturmanlage, die Wlest-
Ost-Achse hat einerseits den Unterbau der
zwischen den Türmen vorspringenden
Westapsis gebildet, zum anderen Teil ragte
sie ostwärts podiumartig in das alte Lang-
haus. Die lichte Höhe des in der Nord-
Süd-Achse sicher kreuz(grat)gewölbten
Raumes betrug ca. 3,5 m, ob der West-Ost-
Arm ebenso oder bloß tonnengewölbt war,
ist ungesichert. Als zum Teil 0ber- und
unterirdischer Bau (Krypta-Estrieh i 2 m
unter der Oberkante des jetzigen Kirchen-
pilasters) bedingte sie die Hochlage der
darüber befindlichen Raumteile des alten
Westchores.
Nach den Quellen müssen sich drei Altäre
in der Lambacher Westkrypta befunden
haben. Allerdings War dies nicht der ur-
sprüngliche Zustand: zwei von ihnen
Wurden erst 1299 (hl. Katharina und Mat-
garetha) und 1330 (Allerheiligen) geweiht,
scheiden für die Gründungszeit also aus.
Der erste Altar im Raum war dem Proto-
martyr Stephanus geweiht und stand in
Media azpelle, also im Mittelkompartiment
der kreuzförmigen Anlage. Es kann ange-
nommen werden, daß seine Weihe zeitlich
noch vor der des darüberliegenden Marien-
altares (1089) des West- und Hauptchores
erfolgt ist. Ein analoger Fall früherer Krypta-
Weihe läßt sich in Münsterschwarzach, dem
Mutterkloster Lambachs, nachweisen. Von
den Altären konnten bei der Grabung
keine Spuren gefunden werden, da barocke
Fundamentvormauerungen sowie ein
Fluchtgang einen guten Teil des alten
Estrichs zerstört haben. Erhalten hat sich
hingegen eine unter Verwendung antiker
Marmorspolieng angelegte Wandnische im
kirchenseitigen Kryptaarm, in welcher der
Ausgräber eher eine Grabstiitte (für Ossuar
oder Sarkophag) als einen Altar sehen
möchte. Vielleicht war es das Grab Ar-
nolds II., des Vaters Adalberos, der nach
Ausweis der Quellen ebenfalls als Stifter
anzusehen ist und von seinem Sohne nahe
beim Altar des Protomartyrs Stephanus
bestattet worden sein konnte.
Auch Fragmente einer Bemalung des
Raumes konnten entdeckt und teilweise
abgenommen werden. Hervorzuheben sind
darunter Reste der Darstellung eines jüng-
Jten Gerichte: H), welche Vorderhand in
den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes
verwahrt werden.
Johannes III. von Dachsberg hat den
Stephanus-Altar 1433 aus der Krypta ent-
fernt. Noch 1482 ist von der pnrlairrbn die
Rede. Erst nachher werden ihre ober-
irdischen Teile eingeschlagen und der
Raum eingeebnet. Eine Freilegung des
Raumfragmentes konnte aus verschiede-
nen, vor allem statischen Gründen nicht
in Betracht gezogen werden. Vom unter-
irdischen Bestand ist heute lediglich die
oben erwähnte Nordwestecke des west-
lichen Armes (Westsapis-Unterbau) zu
sehen.
Weitere Reste aus den Tagen Adalberos
sind zwei frühromanische Säulen mit atti-
schen Basen und Würfelkapitellcn. Sie
befanden sich früher, in Teile zerlegt, in
der Vorhalle der Kirche und im Pfortenhof.
Ihre Zusammenfügung und Aufstellung im
Erdgeschoß des Stiegenaufganges zu den
Fresken ist rezent, die ursprüngliche L0-
kalisierung unbekannt"). Von großem
Interesse sind die Schlußfolgerungen,
welche sich aus dem Material ergeben: es
handelt sich um Buntsandstein, der seine
Heimat in Mainfranken und der Rheinpfalz
hatll. Daher muß angenommen werden,
daß das Gestein oder sogar bereits fertig-
gestellte Architekturglieder zumindest teil-
weise aus dieser Gegend, aller Wahrschein-
lichkeit nach direkt aus dem Mutterkloster
Ivlünsterschtvarzach am Main, zum Bau der
Kirche und des Klosters nach Lambach
transportiert worden sind.
Im gleichen Sticgenhausraum ist hinter
einer Abschrankung das Ergebnis einer
weiteren, 1965[66 im Zuge der Herstellung
dieses neuen Aufganges erfolgten Not-
grabungll offen belassen. Zur Linken des
Betrachters ist die Westwand des Nord-
turmes mit der oben sichtbaren Beton-
ummantelung der Entlastungskonstruktion.
Im unteren Teil sieht man das zum Teil
verputzte, zum anderen Teil das frei-
liegende, NagelFluh-Quaderung zeigende
Turmmauerwerk mit Baufuge und einem
offenbar älteren unteren Bestand. In der
Flucht der Turmnordwand liegt eine Tür-
ANMERKUNGEN 1 712
Vnvhemerkung: ( uellcn- und Literaturhinweise müssen im
Rahmen dieser bcxsicht bcschrärxkt werden. Eine Gcsmnt-
publikzlion wird durch den Vcrfasscr vorbereitet.
l Mm. Germ. HisL, Diplom. Heinr. IV., Nr. 70: veruncch-
rcres (e) königl. Bestätigungsdiplom vom m. Februar
1061. Mnn. Gelm. Hi ., Scriplores XII. 1287136: Vim.
vcrfaßt zwischen 1197 und 1200 von unbekanntem Lam-
bacher Mönch, am baten überliefert in dcm als Auto-
?:?h angesehener: Petgamcnl-Codex uv der Lambachcr
(i rsbibliothck. Ebenda, 138 A 147: Mirzcula, vom gleichen
Verfasser, 1202{O3, mit Nachträgen. Von der Vita und
den Miracuia Neuausgabe: Vitz Szncti Adalbcrouis,
hcnusgeg. und übersetzt von I. Schmale-Du (Quellen und
Forschungen zur Gmchichm des Bistums und Hochslifrcs
Wurzburg Vlll), Würzburg 1954.
Grundlegend für die Auswertung des Qucllenmatcrials:
E. Trinks. Die Gründunpurkundcn und Anfänge de:
Bcncdiktinerklosrcrs Lambach, in: Jahrb. des Obcröstcrr,
Musealvcrcinu, ss (1930). s. 77-152. Ferner wichtig:
P. Szhmieder, Breve chronicon monasicrii U. M. Virginis
Lambaoausis. Lenrii 1865, p. 1-5: 141., Argumcnm
cultus um Adalhcronis, cpiscoFi Wirceburgensis, Wien
135a; Gjurilsrh, Adalbero, Gra von Wcls und Lambnch,
Bischof von Würzburg und Gründer de! Benediktiner-
stiftcs Lambich in Oberösterreich. Braunschweig 1887,
bes. S. 33-39 und 121-127; P._I.]6lg, Die Verehrung
des hl. Adalbcro in historischer Sicbr. in: Würzburger
Diözeszngcschichubläner 13 (1951), S. 206-216; 111.,
Die Hain-rar und die Vorfahren des hl. Adalbero. Grafen
von Lambach-Wels. Bischofs von Würzburg, 1045-1090,
ebenda 14fl5 (I9SZISS). S. 2357247; K. Hnller, Zwei
Lambacher Bihiiolheksverzeirhniss: dvs 13. jahrhundcrrs,
in: Mitte-il. d. lustit. für Östurr. Geschichtsfmschung 64
(1956), S. 262- 276. bes. 268727 A. Weudehom, Bischof
Adalbcro von Würzburg (104521090) zwischen Papst
und Kaiser, in: Studi (iregtiriani Vl (1959-1961).
S. 1477164; 111.. Die Bistümer der Kirchenprovinz
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bis 1254, in: Gcrmani: Szcra. Neue Ful L' 1. Teil 1.
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P(iu;) Szhhnieder), Die Grabstinc des hl. Bischof Adalbero
von Würzburg (1045-1090) m der Benediktinerstifls-
Kirche Lambacli. in: Oberöstcrreichisther Preßvereiu-
Kalender, IV (1885), S. 32-37.
Die hochmittelallcrlichen Quellen geben nicht genügend
Anhaltspunkte über den Kirchcnbau. Sie sind zu ergänzen
dllrCh eine in spltmittelalterlichen Urkunden und Händ-
schriften erhalten: Überlieferung zur Baugcschiditc. Alu-
gewcrtet bei: P. Schmieden Notizen zur älteren Bau-
geschieht: der Stiftskirche und des Klosters Lambach, in:
Mirtlieil. der Centr. Comm. zur Erforschung und Er-
haltung der Baudenkmale 1l (1866). S. 15726; K. Heller.
in: Öslerr. Kuustropographic XXXlVlll (1959), S. 78i90;
B. ULM. Die Westanlage der Stiftskirche zu Lambach,
' tl. Kunstblittcr 99 (1961). S. 52-62 und N. Wi-
hl a], Beobachtungen zur: Krypta und zum Wcslchor der
ersten Klosterkirche der Benediktiner in Lambach, in:
9. Iahrb. des Muscalvcreines Welt (1962163), S. 48764.
Fur die Ergrnlrnng der Krypta grundlegend: L. Edeka",
Die unterirdischen Räume im Westleil der Stiftskirche
von Lambach. in: Christi. Kunslhl. 99 (1961), S. 41751.
1:1.. Obcrösterr. Kirchen in archinlogischcr Schau, in:
jahrb. d. Musezlvereincs. 106 (1961). S. 172. Weitere
Nolgrabungen! a. vnirlmiizz. Ausgrabung im sugcnannlen
Mnurcrhoferl des Jiftcs Lambach. in 12. jahrb. des
Musealvereines WClS (1965166), s. 11- , 10,. ebenda,
1a. 1b. (1966167). s. 10, 12.
5 L. Erklllzrt, in: Christ]. KunslbL. a. a. O., S. 46 und 51,
Anm. 1a; sich: ferner den Gru1dpl2n ebenda. Beilage
zur 2. Ul-nschlagwite. F; handelt sich um den ehern.
"Rntlenraum". beirezbar von der das Hauprpoml der
Kirche mit dem Sliflshof verbindenden Vorhalle; 1Tent-
lich nicht zugänglich.
9 Insgesamt Wurden bei der Grabung elf zumindest teilweise
der Sepulkralsphire angehürcndu römische Spolien im
Maucrwerk ilsrgtcllr, jedoch zum Teil in siru belassen.
Sie dürften von einem dem Burgen- und Kirchmbzu
vorangehenden monumenralcn antiken Grahbau stam-
men. L. Erkhnn, Christ]. KunstbL, a. a. 0., S. 50 und 51,
Anm. 5.
W Zwei weitere Säulen dieses Typus befinden sich einge-
nuuurr im Schweinestall des Radler-Gutes in Trauu
Nr.6. Östcrr. Kunsllopßgraphil: Bd. XXXlVllI (Wien
1959), S. 35, 83 und 166.
H Sämtliche Malcrialangahtn basieren auf einem Unter-
suchungsbericht des Geologen nr. j. Sthndler. Linz.
11 G. Yänrhrligg, a.a. O.