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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 99)

11. Jahrhunderts. Weiters existiert noch 
die Südmauer der einst zwischen den 
Türmen nach Westen vorspringenden recht- 
eckigen Apsis zu einem guten Teil im Auf- 
gehenden. In dem westlich des Südturmes 
liegenden, jetzt zu einem Kesselraum um- 
gebauten Raum „R" der archäologischen 
Graburig von 19593 sind ihre Außenwand 
sowie die Westfront des Südturmes mit 
drei eingemauerten skulptierten Römer- 
steinen im Erdgeschoßbereich teilweise 
sichtbar. Die Innenwand dieser Apsis- 
südmauer zeigt im Obergeschoß vor dem 
Eingang in den Freskenraum ihre frei- 
gelegten Kalktuffquader. Weiterer Mauer- 
bestand der Apsis ist durch die erwähnte 
Grabung, welche Fundamentuntersuchun- 
gen ausgelöst hatten, unterirdisch fest- 
gestellt worden. Ihre Nordwestecke kann 
konserviert unter trittfesten Glasplatten, 
über denen eine Metalltüre liegt, in der 
vom Stiftshof zum Kirchenhauptportal 
führenden Vorhalle besichtigt werden. Fer- 
ner ist ihr Verlauf im Fußbodenpflaster des 
Obergeschosses, vor dem jetzigen Eingang 
in den Freskenraum, durch andersartig ver- 
legte Konglomeratplatten markiert. 
Diese rechteckige Westapsis war in ihrem 
unteren Bereich der ältere Arm einer von 
L. Eckhart ergrabenen kreuzförmigen 
Krypta des benediktinischen Erstbaues; 
ihr Vorhandensein ist durch mittelalterliche 
Quellen belegt. Es handelte sich um eine 
Anlage mit den lichten Maßen von ca. 
11,55 m für beide Arme in der Art eines 
sich dem griechischen annähernclen lateini- 
schen Kreuzes. Ihre Nord-Süderstreckung 
war markiert durch die Ausdehnung der 
bestehenden Westturmanlage, die Wlest- 
Ost-Achse hat einerseits den Unterbau der 
zwischen den Türmen vorspringenden 
Westapsis gebildet, zum anderen Teil ragte 
sie ostwärts podiumartig in das alte Lang- 
haus. Die lichte Höhe des in der Nord- 
Süd-Achse sicher kreuz(grat)gewölbten 
Raumes betrug ca. 3,5 m, ob der West-Ost- 
Arm ebenso oder bloß tonnengewölbt war, 
ist ungesichert. Als zum Teil 0ber- und 
unterirdischer Bau (Krypta-Estrieh i 2 m 
unter der Oberkante des jetzigen Kirchen- 
pilasters) bedingte sie die Hochlage der 
darüber befindlichen Raumteile des alten 
Westchores. 
Nach den Quellen müssen sich drei Altäre 
in der Lambacher Westkrypta befunden 
haben. Allerdings War dies nicht der ur- 
sprüngliche Zustand: zwei von ihnen 
Wurden erst 1299 (hl. Katharina und Mat- 
garetha) und 1330 (Allerheiligen) geweiht, 
scheiden für die Gründungszeit also aus. 
Der erste Altar im Raum war dem Proto- 
martyr Stephanus geweiht und stand in 
Media azpelle, also im Mittelkompartiment 
der kreuzförmigen Anlage. Es kann ange- 
nommen werden, daß seine Weihe zeitlich 
noch vor der des darüberliegenden Marien- 
altares (1089) des West- und Hauptchores 
erfolgt ist. Ein analoger Fall früherer Krypta- 
Weihe läßt sich in Münsterschwarzach, dem 
Mutterkloster Lambachs, nachweisen. Von 
den Altären konnten bei der Grabung 
keine Spuren gefunden werden, da barocke 
Fundamentvormauerungen sowie ein 
Fluchtgang einen guten Teil des alten 
Estrichs zerstört haben. Erhalten hat sich 
hingegen eine unter Verwendung antiker 
Marmorspolieng angelegte Wandnische im 
kirchenseitigen Kryptaarm, in welcher der 
Ausgräber eher eine Grabstiitte (für Ossuar 
oder Sarkophag) als einen Altar sehen 
möchte. Vielleicht war es das Grab Ar- 
nolds II., des Vaters Adalberos, der nach 
Ausweis der Quellen ebenfalls als Stifter 
anzusehen ist und von seinem Sohne nahe 
beim Altar des Protomartyrs Stephanus 
bestattet worden sein konnte. 
Auch Fragmente einer Bemalung des 
Raumes konnten entdeckt und teilweise 
abgenommen werden. Hervorzuheben sind 
darunter Reste der Darstellung eines jüng- 
Jten Gerichte: H), welche Vorderhand in 
den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes 
verwahrt werden. 
Johannes III. von Dachsberg hat den 
Stephanus-Altar 1433 aus der Krypta ent- 
fernt. Noch 1482 ist von der pnrlairrbn die 
Rede. Erst nachher werden ihre ober- 
irdischen Teile eingeschlagen und der 
Raum eingeebnet. Eine Freilegung des 
Raumfragmentes konnte aus verschiede- 
nen, vor allem statischen Gründen nicht 
in Betracht gezogen werden. Vom unter- 
irdischen Bestand ist heute lediglich die 
oben erwähnte Nordwestecke des west- 
lichen Armes (Westsapis-Unterbau) zu 
sehen. 
Weitere Reste aus den Tagen Adalberos 
sind zwei frühromanische Säulen mit atti- 
schen Basen und Würfelkapitellcn. Sie 
befanden sich früher, in Teile zerlegt, in 
der Vorhalle der Kirche und im Pfortenhof. 
Ihre Zusammenfügung und Aufstellung im 
Erdgeschoß des Stiegenaufganges zu den 
Fresken ist rezent, die ursprüngliche L0- 
kalisierung unbekannt"). Von großem 
Interesse sind die Schlußfolgerungen, 
welche sich aus dem Material ergeben: es 
handelt sich um Buntsandstein, der seine 
Heimat in Mainfranken und der Rheinpfalz 
hatll. Daher muß angenommen werden, 
daß das Gestein oder sogar bereits fertig- 
gestellte Architekturglieder zumindest teil- 
weise aus dieser Gegend, aller Wahrschein- 
lichkeit nach direkt aus dem Mutterkloster 
Ivlünsterschtvarzach am Main, zum Bau der 
Kirche und des Klosters nach Lambach 
transportiert worden sind. 
Im gleichen Sticgenhausraum ist hinter 
einer Abschrankung das Ergebnis einer 
weiteren, 1965[66 im Zuge der Herstellung 
dieses neuen Aufganges erfolgten Not- 
grabungll offen belassen. Zur Linken des 
Betrachters ist die Westwand des Nord- 
turmes mit der oben sichtbaren Beton- 
ummantelung der Entlastungskonstruktion. 
Im unteren Teil sieht man das zum Teil 
verputzte, zum anderen Teil das frei- 
liegende, NagelFluh-Quaderung zeigende 
Turmmauerwerk mit Baufuge und einem 
offenbar älteren unteren Bestand. In der 
Flucht der Turmnordwand liegt eine Tür- 
ANMERKUNGEN 1 712 
Vnvhemerkung: ( uellcn- und Literaturhinweise müssen im 
Rahmen dieser bcxsicht bcschrärxkt werden. Eine Gcsmnt- 
publikzlion wird durch den Vcrfasscr vorbereitet. 
l Mm. Germ. HisL, Diplom. Heinr. IV., Nr. 70: veruncch- 
rcres (e) königl. Bestätigungsdiplom vom m. Februar 
1061. Mnn. Gelm. Hi ., Scriplores XII. 1287136: Vim. 
vcrfaßt zwischen 1197 und 1200 von unbekanntem Lam- 
bacher Mönch, am baten überliefert in dcm als Auto- 
?:?h angesehener: Petgamcnl-Codex uv der Lambachcr 
(i rsbibliothck. Ebenda, 138 A 147: Mirzcula, vom gleichen 
Verfasser, 1202{O3, mit Nachträgen. Von der Vita und 
den Miracuia Neuausgabe: Vitz Szncti Adalbcrouis, 
hcnusgeg. und übersetzt von I. Schmale-Du (Quellen und 
Forschungen zur Gmchichm des Bistums und Hochslifrcs 
Wurzburg Vlll), Würzburg 1954. 
Grundlegend für die Auswertung des Qucllenmatcrials: 
E. Trinks. Die Gründunpurkundcn und Anfänge de: 
Bcncdiktinerklosrcrs Lambach, in: Jahrb. des Obcröstcrr, 
Musealvcrcinu, ss (1930). s. 77-152. Ferner wichtig: 
P. Szhmieder, Breve chronicon monasicrii U. M. Virginis 
Lambaoausis. Lenrii 1865, p. 1-5: 141., Argumcnm 
cultus um Adalhcronis, cpiscoFi Wirceburgensis, Wien 
135a; Gjurilsrh, Adalbero, Gra von Wcls und Lambnch, 
Bischof von Würzburg und Gründer de! Benediktiner- 
stiftcs Lambich in Oberösterreich. Braunschweig 1887, 
bes. S. 33-39 und 121-127; P._I.]6lg, Die Verehrung 
des hl. Adalbcro in historischer Sicbr. in: Würzburger 
Diözeszngcschichubläner 13 (1951), S. 206-216; 111., 
Die Hain-rar und die Vorfahren des hl. Adalbero. Grafen 
von Lambach-Wels. Bischofs von Würzburg, 1045-1090, 
ebenda 14fl5 (I9SZISS). S. 2357247; K. Hnller, Zwei 
Lambacher Bihiiolheksverzeirhniss: dvs 13. jahrhundcrrs, 
 
in: Mitte-il. d. lustit. für Östurr. Geschichtsfmschung 64 
(1956), S. 262- 276. bes. 268727 A. Weudehom, Bischof 
Adalbcro von Würzburg (104521090) zwischen Papst 
und Kaiser, in: Studi (iregtiriani Vl (1959-1961). 
S. 1477164; 111.. Die Bistümer der Kirchenprovinz 
Mainz. Das Bistum Würzburg. Teil 1: Die Hischofsreihc 
bis 1254, in: Gcrmani: Szcra. Neue Ful L' 1. Teil 1. 
Berlin 1962, S. 1007117. bes. S. 104, 109, 1:12, 113-116. 
K. Hallingev 0513., Gnrzr-Kluny. Studien zu den mona- 
stisrhen Lebensformen und Gc nsätzen im Hochmittcl- 
alter, in: Studia Anselmiana hilosnphica Theologica, 
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nlüllu OSll, Zur Geschichte der oherösrerr. Benediktiner- 
klöstcr im Mittelalter. in: Chrisll. Kunstblätter 99 (1961). 
S. 33740. bes. S. 38. 
W. M. Srhmid, Der Ring Kaiser Heinrichs iV.. in: Münch- 
ner Inhrbuch der bild. Kunst Vl (1911). S. 13725, bes. 
S. Z2; A. Wendelmm, in: Germania Sacra, a. a. O., S. 102. 
W. Wnrßenbarh-Il. Hnhzmann. Deutschland: Geschichts- 
quclleu im Mittelalter. Deutsche Kaiserzeit. lJd. l. 3. Heft 
(Berlin 1940), s. 369; A. Krause 0513.. Das Dreigcstirn 
Altmann, Gebhard und Adalbcro, in: Der Heilige All- 
mämn, Bischof von Passau. Sein Leben und sein Werk, 
Festschrift zur 900-Jahr-Feier, Görtwcig-St. Füllen 1965, 
S. 39 7 47. 
Vira, c. s; Lambach. Stifubibliozhek, Cud. perg. uv, 
(o1. SV; Srhnmle-Otl. loc. cit., p. 3611 
P(iu;) Szhhnieder), Die Grabstinc des hl. Bischof Adalbero 
von Würzburg (1045-1090) m der Benediktinerstifls- 
Kirche Lambacli. in: Oberöstcrreichisther Preßvereiu- 
Kalender, IV (1885), S. 32-37. 
Die hochmittelallcrlichen Quellen geben nicht genügend 
Anhaltspunkte über den Kirchcnbau. Sie sind zu ergänzen 
dllrCh eine in spltmittelalterlichen Urkunden und Händ- 
schriften erhalten: Überlieferung zur Baugcschiditc. Alu- 
gewcrtet bei: P. Schmieden Notizen zur älteren Bau- 
geschieht: der Stiftskirche und des Klosters Lambach, in: 
Mirtlieil. der Centr. Comm. zur Erforschung und Er- 
haltung der Baudenkmale 1l (1866). S. 15726; K. Heller. 
in: Öslerr. Kuustropographic XXXlVlll (1959), S. 78i90; 
B. ULM. Die Westanlage der Stiftskirche zu Lambach, 
' tl. Kunstblittcr 99 (1961). S. 52-62 und N. Wi- 
hl a], Beobachtungen zur: Krypta und zum Wcslchor der 
ersten Klosterkirche der Benediktiner in Lambach, in: 
9. Iahrb. des Muscalvcreines Welt (1962163), S. 48764. 
Fur die Ergrnlrnng der Krypta grundlegend: L. Edeka", 
Die unterirdischen Räume im Westleil der Stiftskirche 
von Lambach. in: Christi. Kunslhl. 99 (1961), S. 41751. 
1:1.. Obcrösterr. Kirchen in archinlogischcr Schau, in: 
jahrb. d.  Musezlvereincs. 106 (1961). S. 172. Weitere 
Nolgrabungen! a. vnirlmiizz. Ausgrabung im sugcnannlen 
Mnurcrhoferl des Jiftcs Lambach. in 12. jahrb. des 
Musealvereines WClS (1965166), s. 11- , 10,. ebenda, 
1a. 1b. (1966167). s. 10, 12. 
5 L. Erklllzrt, in: Christ]. KunslbL. a. a. O., S. 46 und 51, 
Anm. 1a; sich: ferner den Gru1dpl2n ebenda. Beilage 
zur 2. Ul-nschlagwite. F; handelt sich um den ehern. 
"Rntlenraum". beirezbar von der das Hauprpoml der 
Kirche mit dem Sliflshof verbindenden Vorhalle; 1Tent- 
lich nicht zugänglich. 
9 Insgesamt Wurden bei der Grabung elf zumindest teilweise 
der Sepulkralsphire angehürcndu römische Spolien im 
Maucrwerk ilsrgtcllr, jedoch zum Teil in siru belassen. 
Sie dürften von einem dem Burgen- und Kirchmbzu 
vorangehenden monumenralcn antiken Grahbau stam- 
men. L. Erkhnn, Christ]. KunstbL, a. a. 0., S. 50 und 51, 
Anm. 5. 
W Zwei weitere Säulen dieses Typus befinden sich einge- 
nuuurr im Schweinestall des Radler-Gutes in Trauu 
Nr.6. Östcrr. Kunsllopßgraphil: Bd. XXXlVllI (Wien 
1959), S. 35, 83 und 166. 
H Sämtliche Malcrialangahtn basieren auf einem Unter- 
suchungsbericht des Geologen nr. j. Sthndler. Linz. 
11 G. Yänrhrligg, a.a. O. 
 
 
 
	        
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