für ihre Zwecke geeigneten Platzes auf
dieser Fläche hoffen könne. Im Liechten-
steinischen Garten in der Roßau, dessen
jährliche Miete IOOO fl. betrug, befanden
sich zwar einige Glashäuser, doch be-
durften diese vorerst umfassender Repara-
turen, um sie für Ausstellungen benützen
zu können. So wurde für die Frühjahrs-
ausstellung des Jahres 1860 der auf dem
damaligen Wasserglaeis befindliche alte
Cur-Salon gemietet. Die Glashäuser als
auch der Portikus in der Roßau, die sich
in verwahrlostem Zustand befanden, wurden
von dem Architekten Franz Poduschka, der
dem Ausschußrat der Gesellschaft ange-
hörte, mit geringen Unkosten wiederher-
gestellt.
DIF, GENEHMIGUNG EINES BAU-
PLATZES AN DER RINGSTRASSE
Zum zweitenmal tauchte die Möglichkeit
zur Erwerbung eines Gartens auf den
Stadterweiterungsgründen im Juni 1860
auf, als Johann Freiherr von Mayr, der als
Kassakurator seit 1857 mit energischer
Hand die zerrütteten finanziellen Verhält-
nisse der Gesellschaft wieder halbwegs in
Ordnung gebracht hatte, auf der in diesem
Monat abgehaltenen Generalversammlung
bekanntgab, „daß in dem neuen Stadt-
erweiterungsplan in der Nähe des Volks-
gartens 13 für eine Blumenhalle gesorgt sei
und der Gesellschaft die Aussicht nahe-
liege, den seinerzeit angesuehten Platz für
ein Ausstellungsgebäude zu erhalten, nur
müßte hiefür beizeiten neuerlich hohen
Ortes angesucht und dürfte die Realisierung
dieses Planes auf Actien ermöglicht wer-
den"14. Von den Mitgliedern der Ver-
sammlung wurde diese Frage jedoch nicht
weiterhin erörtert, da die eigene, auf fünf
Jahre gemietete Lokalität in der Roßau
genügend Zeit ließ, um diese Frage zu
entscheiden. Immerhin war die Frage eines
eigenen Grundstückes für die Gesellschaft
doch von so großer Wichtigkeit, daß man
nicht säumte, sich näher über den Sach-
verhalt zu unterrichten. S0 setzte sich
Vizepräsident Baron von Hohenbruck als
offizieller Vertreter der Gartenbaugesell-
schaft in dieser Angelegenheit noch im
Spätherbst 1860 mit Sektionsrat Dr. Mat-
zinger von der Stadterweirerungskommis-
sion in Verbindungß, welcher den Vor-
schlag zur Errichtung einer Blumenhalle
vor dem Karolincntorelö an Sektionsrat
Löhr, der Vertreter des Innenministeriums
in Bauangelegenheiten und ebenfalls Mit-
glied der Stadterweiterungskommission war,
weiterleitete. Dieser befürwortete die Wahl
des Platzes, verwies aber schon auf die
notwendige Beschränkung von Höhe und
Ausdehnung der Baulichkeiten in bezug
auf die Widmung dieses Platzes als Öffent-
liche Parkanlage, die schon im offiziell ge-
nehmigten Stadterweiterungsentwurf mit
Rücksicht auf die dominierende Stellung
des Palais Coburg festgesetzt worden war.
Löhr erwog damals außerdem, ob man die
Hauptachse der Anlage nicht in die ver-
längerte Hegelgasse verlegen soilte, um den
Einblick und Eintritt in den Garten vom
Ring her freier zu gestalten, und führte an,
daß ein Vorfahrtsarrangement aus der
Richtung der Hegel- und der Cobdengasse
zum gartenseitigen Eingang des Gebäudes
vor allem durch die neben dem (Ioburgi
schen Palais projektierten Markthallen ge-
stört werden würdeli
Nach diesen ersten positiven Andeutungen
der Staatsverwaltung begab sich eine von
den Vizepräsidenten Graf liugen Czernin,
Graf August Breuner, Dr. Eduard Fenzl
und Baron von Hohenbruek gebildete
Deputation im März 1861 mit einer schrift-
lichen Eingabe zum Staatsminister Ritter
von Schmerlingl7 und unmittelbar darauf
zum Handelsminister Grafen von Wicken-
burg, die beide ihre vollste Unterstützung
zusagten. Im seltsamen Kontrast zur günsti-
gen Aufnahme hohen Ortes stand dagegen
das beharrliche Stillschweigen des Magi-
strates, der eine Einladung, einen Vertreter
in das mit dieser Angelegenheit befaßte
Ausschußkomitee zu entsenden, vorerst
ohne Antwort ließ. Bei der Stadterweite-
rungskommission war es Sektionsrat
Dr. Matzinger, der mit den Vorverhand-
lungen in der Angelegenheit „Gartenbau-
gesellschaft" betraut worden war. Dieser
erwirkte die deiinitive allerhöchste Bewilli-
gung des Bauplatzes vom 7. Mai 1861 in
der allerhöchsten Entschließung vom
7. Juni 18611?! unter einer Reihe fest-
gesetzter Bedingungen, die vnr allem die
Ausdehnung der Bauten und den Nachweis
ihrer Hnanziellen Deckung betrafen, der
binnen eines halben Jahres zu erfolgen hatte.
DIE FINANZIERUNG
Im August 1861 wurde die Errichtung von
ebenerdigen Verkaufsgewölben zu beiden
Seiten des Grundstückes prinzipiell be-
willigt. Bald nämlich hatte sich heraus-
gestellt, daß sich kaum Subskribenten zur
Finanzierung des Baues Enden würden, und
man suchte daher nach Möglichkeiten, die
Rückzahlungen für eine aufzunehmende
Hypothek durch möglichst ergiebige Ein-
nahmequellen zu sichern. Dies trachtetc man
durch Vermietung der Räumlichkeiten des
l-Iauptgebäudes für Konzerte und andere
gesellschaftliche Veranstaltungen zu cr-
reichen. Auch war beabsichtigt, mit anderen
Vereinen permanente Mietverträge einzu-
gehen, so vor allem mit dem n.ö. Gewerbe-
verein, der jedoch ebenfalls in diesbezüg-
lichen Verhandlungen mit der Künstler-
genossenschaft stand und letzten Endes sich
zehn Jahre später mit dem Ingcnieur- und
Architektenverein zum Baue eines gemein-
samen Vereinshauses zusammenschloß. Die
Gartenbaugesellschaft hingegen war nicht
imstande, aus dem illustren Kreise ihrer
Mitglieder Geldgeber zu finden. Denn
einesteils war die definitive Übergabe des
Grundes an den vorhergehenden Nachweis
der nötigen Geldmittel gebunden, ander-
seits war niemand, auch keines der Geld-
institute bereit, auf eine noch nicht durch
die nachgewiesenen Besitzrechte gedeckte
Realität ein Darlehen zu gewähren. Knapp
vor Ablauf der Frist erboten sich in einer
Sitzung des Ausschußratcs Baron Mayr
und Ritter von Dusy, gemeinsam die nam-
hafte Summe von 120.000 fl. zu zeichnen,
und nach einer mitreißenden Rede des
Vizepräsidenten Freiherrn von Hohen-
bruck zeichneten fünf weitere Mitglieder
des Ausschußrates, unter ihnen der Archi-
tekt Franz Pnduschka, je 10.000 H., so daß
binnen kürzester Zeit 170.000 H. zur Ver-
fügung standen. Nachdem sich jedoch die
Unzulänglichkeit dieser Summe heraus-
stellte, verHel man auf einen andern Weg
zur Lösung der finanziellen Frage: man
erreichte beim Ministerium eine Teilung
des Grundstückes in drei Parzellen und die
Übergabe der Besitzrechte auf die beiden
seitlichen davon, auf denen die Verkaufs-
gewölbe geplant waren, noch vor der ver-
langten Nachweisung der erforderlichen
Geldmittel. Durch diese zumindest teilweise
Sieherstellunglg erklärte sich die Frank-
furter Hypothekenbank durch Vermittlung
Baron Mayrs bereit, ein Darlehen von
300.000 H. zu gewähren, das in 40 jahres-
mten zurückzuzahlen XVHIZÜ. Dieses Dar-
lehen wurde später von der Ersten öster-
reichischen Spar-Casse übernommen, die
Schuldenlast der Gesellschaft konnte jedoch
bis zum ersten Weltkrieg kaum verringert
werden.
DIE PLANUNG
Zum Zeitpunkt der allerhöchsten Bewilli-
gung des Bauplatzes war man sich bei der
Gartenbaugesellschaft über die bauliche
Gestaltung, ja selbst über die Funktion des
Projektes noch gar nicht im klaren. So
wurde die Eröffnung eines Blumenmarktes
nach dem Vorbild anderer europäischer
Städte Z1 und die Partnerschaft des Kunst-
und des n. ö. Gewerbevereines erwogen,
denn deren Interessen, wurde begründet,
„wären jenen der Gesellschaft homogen(!)".
Der Bauherr hatte es zudem nicht leicht,
eine klare Vorstellung über die Lage und
Gestalt des künftigen Sitzes der Gartenbau-
gesellschaft zu finden, denn immer noch
bestanden die Bastion und der Stadtgraben
(in dem sich ein Garten befand) und er-
schwerten selbst eine genauere Vermessung
der Grundstücksfiäehe. Die Demolierungs-
arbeiten am Karolinentor und der Coburg-
bastei, die von derselben Länge wie die
dahinterliegende Seilerstätte war, begannen
erst im November 1862, die Bastion vor
dem Palais selbst jedoch blieb bis zum
Sommer 1863 bestehen, als die Baupläne
der Gesellschaft die endgültige Zustimmung
der magistratischen Baubehörde erhalten
hatten und mit dem Prinzen von Coburg
vereinbart worden war, welchen Teil der
Bastion vor seinem Palais er dem Stadt-
erweiterungsfond zu überlassen bereit war.
Letzterer beschränkte sich vorderhand mit
der Eröffnung einer Verbindungslinie von
der johannesgasse auf die Ringstraße. Zu
diesem Zwecke war die Demolierung eines
Teiles des im Besitz des Hofärars befind-
liehen Gebäudes der „k. k. Zentraldirektion
der Tabakfabrikation" und die Herstellung
eines Verbindungsdammes von 50 Klafter
Längen, 7 Klafter Breite und 5 Klafter
Höhe notwendig 23.
19