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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 100)

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der Bewohner des römischen Ufer-Noricum hervorgegangen ist. Hauptsächlich war es aber 
der baierische Stamm, welcher sowohl vor dem Einbrüche der Avaren und Slaven als 
auch nach der Vertreibung der ersteren die Grundlage für die Bildung der deutschen 
Bevölkerung Niederösterreichs abgegeben hat. 
Bezüglich dieses Verschmelzungsprocesses muß man berücksichtigen, daß derselbe 
nicht dmchwegs ein gleichmäßiger sein konnte, weil die verschiedenen sich vereinigenden 
Volkselemente nicht in gleicher Menge in den Bildnngsproceß eintraten. Die Verschiedenheit 
spricht sich zunächst in der Kopfform aus und finden sich tatsächlich unter der heutigen 
deutschen Bevölkerung Niederösterreichs die verschiedensten Kopfformen, rundlich ovale, 
ebenso wie Breit- und Rundschädel, und zwar mit allen Zwischensormen und in Cvmbinativn 
mit verschiedenen Gesichtsformen. Ob die ovale Form auf die gleiche, in den keltischen 
Gräbern entdeckte Form zu beziehen sei, ist nicht zu entscheiden, sicher aber ist, daß sich 
das verlängerte sehr schmale Ovale des Schädeldaches jener Schädel, welche in alt 
germanischen Gräbern nördlich der Donau, namentlich in Oberhollabrunn und Stillfried 
aufgedeckt worden sind, heutigestags in Niederösterreich nur als eine ausnahmsweise und 
höchst seltene, daher auffällige Form wiederfindet. 
Die Abkunft des niederösterreichischen deutschen Volkes rechtfertigt den Vergleich 
mit den Baiern. Eine sorgfältig dnrchgeführte systematische Untersuchung der bäurischen 
Bevölkerung hat ergeben, daß von 1000 Schädeln des altbaierischen Stammes 528 sich um 
eine zwischen 80 bis 84 schwankende Verhältnißziffer der Länge (diese gleich 100 
angenommen) zur Breite des Schädeldaches gruppiren. Mag dieser brachykephale Kopf- 
thpus der heutigen Baiern wie immer aus der länglich ovalen Kopfform der alten 
germanischen Stämme hervorgegangen sein, so ist er doch trotz seiner Räthselhaftigkeit 
Thatsache. 
Dieser Kopftypus findet sich auch allenthalben in Niederösterreich, jedoch nicht 
gleichmäßig vertheilt. Wenn es nämlich gestattet ist, das vorliegende einheimische, aller 
dings nicht sehr zahlreiche Materiale nach dieser Richtung hin zu verwerthen, so dürfte 
sich die Annahme rechtfertigen lassen, daß unter den Bewohnern des Hochlandes vom 
Waldviertel diese breite, mitunter bis zur Rnndköpfigkeit steigende Kopfform die Regel 
ist, während sonst im Lande, besonders in der südlichen Zone, die ovale Kopfform mit 
allen ihren Varietäten sich viel häufiger vorfindet. Daß sich die Bewohner des Wald 
viertels durch eine breite Stirn- und Schädelbildung kennzeichnen, ist allgemein in der 
Gegend bekannt, und weist diese häufig vorkommende Kopfform auf alte baierisch-sränkische 
Colonien hin. 
Wie die Kopfform so variirt auch die Größe des Schädels. Es wird für die 
Gesammtheit des deutsch-österreichischen Stammes die Capacität des Schädels groß genug
	        
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