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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 100)

barem zuieizi in Osierrdieii gesriiarien 
wurde. Dies gill auch von einigen der aus- 
drucksslarken Forlröls und dem einen oder 
anderen der kulllvierl gernaiien Slilleben 
Wenn Kargers Malerei iraiz der gendnnien 
varziige elwas abgeiii. darin isi dies der Mui 
zu granerern malerischern RlSIKO, zu rreiererin 
Duktus und mehr Dynamik Der dazu not- 
wendige Sthritt sollte bei der Selbstkritik 
dieses ernsien Kiinsiiers nicht lange aur sich 
warien lassen (Abb 3), 
GALERIE GRIECHENBEISL 
Paul Ranerdam 
irin Oktober dieses Jahres wird der Wiener 
Maler Paui Rdiierddrn in der Corilerriporary 
Gallery in Dallas kollektiv ausstellen. Was 
er dari zu zeigen beabsieniigi, praseniierie 
zumindest zu einem Großteil r die Wiener 
Galerie im Griechenbeisl, die Rolterdarn 
schon wiederiiaii vorgeslelll ndi. 
Rollerdarns neue Arbeiien sind nichi un- 
prablenialisch. sie markieren cirie Pdsiiian, 
die man als etwa nzwischen dcn Siilen" 
(harakterisicren könnle. Einiidsse von Klirril, 
Schiele und Hunderiwasser sind ebenso 
iesisieiibar WlC dekdraiive Tendenzen der 
Pop-Art und die Sprengung des bloßen 
Tafelbildes durch qrobere Slrukluren und 
reiieiariige Bestrebungen. wie rndn sie bei- 
spielsweise von zaiian Kerneriy hcr kennt. 
Demzufolge wirken Rolterdarris Bilder betont 
drrdngieri. sie sind uberlegl und kuilivierl 
gemalt. dui usthclische Reize bedachl, die 
sich du: Details und das Kdrnadsiiiarisganze 
erstrecken. 
Gegenüber den gi-amdrrndiigen Bildern 
besiizen Rollerdams zeiennungen wesenlr 
iirn mehr Herbheil. die dueh dern klar 
uberschciubaren Duktus eritsprichl. 
Ein weiteres Problem, das die Bilder des 
Künstlers in die Diskussion werien, iSl ihr 
bewuni ins Spiel gebrachtcr Matericilkull, 
den Raiierdarn wdi-irseiiarniieh seibsi nichl 
dis sdieiien einarindbi, Rbiierddrn käme 
sieneriieii aurii rnii weniger aus. was Sleige- 
rungen nach sich ziehen wurde. So bleibl 
wiederholt das Qernalle, arrangierte Blldr 
ensernblc, die schöne Dekoration im Vorderr 
grund. 
Mehr als andere Arbeiten schaffen Reiter- 
dams Bilder unvereinbare Fronten zwischen 
iiiren Gegnern und Anhangern. spielen dden 
im Falle ihrer Beurteilung Fragen des bloßen 
Geschmacks eine wiehiigere Rdiie ais kunst- 
iiiedreiiserie Ubcrlcgungen und eine Dis- 
kussion uber die Vereinbarkeit bildnerischer 
Miltcl und Methadon (Abb. 4), 
KÜNSTLERHAUS WIEN 
Wiener Schule 
Den vielen syrnplomnlischen undereirniiieiien 
irn Zusammenhang rnii der wierier Schule 
des phantastischen Rediisrrius wurde VOF 
kurzem eine weitere ninzugeiugi, unier dem 
vielversprachendcn Tiiei .,Die Entwicklung 
der wiener Szhule" brdseriiierie das wiener 
Kunsllerhaus eine duiwendige. iedoch urn 
Jahre vcrspülele und seridn deshalb diine die 
enisarerhende geisiige Sloßkrcitl bieibende 
Schau rriii nirhi weniger ais 142 Werken. 
die rnii mehr bder weniger ßereriiiigung 
dieser Richtung zugcordnel werden kon- 
nen. 
Das enllauschende Endrcsullat dieser Ber 
rnuriungen dokumenlierl die bildnerische 
und geisiige Aussichlslosigkeil. in die sieh 
Kunsller in dem Moment begeben, WO sie 
den Verlockungen des iieuie vielgericinnlen 
Eslablishrvienls erliegen und die Natwenoig- 
keii srnaaierisendri Experirnenlicreris und 
einer flexiblen Grundhallung zu ieugnen 
beginnen. zwisrrien der in vielem ernien 
Aurbrurnsbdriade der wiener Schule nden 
deni Ende des zwdiieri Weltkrieges und ihrem 
neuiigen. konjuriklurbcdinglen lmkreisegehen 
iiegen jedenfalls betrüchllichc Unterschiede. 
wenn durn grundsaizlich nichls gegen den 
Versuch. die Erilwicklunqsgeschichle einer 
kunsllerischen Richlung rnii Bedacht auf 
Vollslandigkeil duizuzeigen. einzuwenden 
isi, sb ware irn Falle dieser Aussieiiung eine 
sirengere Seleklion nur von varieii gewesen. 
Die wenig markante und zu breite Auswahl 
duriie wahi Clutli iur einen sd ararninenien 
Maler wie wdirgarid Hulter rnii ein wichtiger 
Grund gewesen sein. bei dern uniernenrnen 
ersl gar nichl rriilzumuchen. 
Neben Hutler vermißie rncin aber auch noch 
Ferra, Weitzdorler, Mikula und den Linzer 
Ludwig Schwarzer, die bei einer derarl 
weilen Auslegung des Begriffes der Wiener 
Schule (und dazu hauen SI(h die Veran- 
siaiier nun einrndi bekannt) riieiii renieri 
saiiien. 
wer SlCh die Mund nahrn. ins Kunsiiernaus 
zu gehen. kam wenigsiens in einigen rdiien 
auf seine Rechnung Bilder beziehungsweise 
Graphiken von Brauer, Lehrnden (die 
kleineren lrunen Formate), Sieiner, Korab, 
Wacker und Sedlacek besitzen zumeist 
nieiii nur Qualilat. sanderri durii genügend 
Eigensidndigkeii. Hier ireffen sie sich auch 
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Schröder-Sonnenstern 
Der 1892 in Tilsit geborene, in Berlin lebende 
Maler und Zeichner Friedrich Schröder- 
sannensiern („Fflbdflth der Einzige") isi 
nicht nur ein (arcnzlall in der Kunst, sondern 
aueii ein iyaisrhdr Äußcnsciter und Abnorr 
rnciler der Gesellschaft. Schröder-Sehnerv 
slern war im Laule seines Lebens Melker. 
Gdriner und Wdriderareaiger. irn Driiien 
Reidi wurde er ZCilWSilig ins Irrenhaus ver- 
banni. in Krir-gszeiien interessanterweise 
aber auch in einem Konstrukliansbüro der 
Lutiwarte verwendet. Srhraderrßdnnerisierri, 
ein Berliner Original erster Sorte, wurde 
nieni zulelzt auch ais „Srnrippeniürsi von 
Sehdneberg" bekannl. iegie er dorh idngere 
zeii riindurrn den Eilos seiner weissddurigen 
und Gesundbetcrcien in Brötchen (sriiriaaen) 
für die Arinen an Ais Maler enldcckte rnan 
ihn ersi ndrii dern letzten Weltkrieg 
Der bekannte Kunsilheoreliker Franz Rah 
deutete seine Bilder als „Kalligraphie des 
Absurden". der deutsche Kiiliker Heinz Onrl 
ndnnie srhrdder-sannensidrn nirni weniger 
lrerlend eine „Grandma Moses der Obszani- 
tül". 
Der Galerie Peilhner-Lichleniels ist es zu 
danken. dal} erstmals Originale dieses 
origiridis auch in wien zu senen waren: 
eine Reihe penibel und mit Könnerschaft 
ausgelührler ßuriisiiiizaiehnurigen SOWiO 
zahlreiche Vorstudien, die vorn Kunsiler 
gieiriisarn ais Schablonen iur Bilder und 
Bilderwiederholurigcn verwendet werden. 
Die Auswdrii war zwar riirni uberwaltigend 
(es gibi wesentlich Slarkeres), eninieii iEdDCh 
einige Arbeilen, die rnii grauer Slgrliflküftl 
die Thernalik der Vcrwiegerld sexuell drien- 
tierten. vcrsthiedenllich ins Perverse dbr 
gieiienden Vorslcllungswelt dieses Außen- 
sesiers dokurvienlicrlcn. 
sei Schroder-Sanncnslcrn iriiii rnan ebensb 
auf Naivilöl und Unlcrbcwußtes. Komplexe 
naiies wie dui harie Sazlalkriiik und dußersie 
Rarnnesse hinsichtlich ßiidduibau und erotisch 
inspirierler Farbgebung seiner Hschweine- 
irdizigen Weibsbilder". Mehr ais anderes, 
wcis heute ciiri Kunslrncirkl iSl und von Samm- 
iern gekauft wird. bediirren -- zu welchem 
Urleil man in dlCSOm Fall auch immer ge- 
iangen nidg - dic arigindren Hervor- 
bringungen dieses nllbnormalen" eingehen- 
der ßesriidiiigung. 
WIENER STADTPARK 
Plastikpromenade 
Die traditionelle Grunc Galerie im Wiener 
Sladlpark zeigle in den ieizien iahren deulr 
iiriie Ermudungs- und Abnutzungserschei- 
nungen. Da riiidn den Rahmen des Regionalen 
nichl zu svherigen bereit war, anderseiis 
aber auch die erste Garnitur osterreichischer 
Plastiker kaum noch rniirnarhid, begegneie 
rndri -- von wenigen Ausnahmen abgesehen 
e sieis einer mehr oder rninder zulaiiig 
wirkenden Anhaulung gewohnter Durch- 
Schnlltsproduklian, Die vorn Kuliurarni der 
Bundeshauptsladl veranslaltete EXpOSiliOn 
ließ so weder Profil. nach auch ein wirklich 
verbindliches oder gar iniernaiidnai ausr 
gerichleles kanzbai erkennen. Es war daher 
höchste zeii. ubcr Verbesserungen und 
Anderungsvorschlage nachzudenken, Das 
hai man jelzl auch geidn. Das Fazii dieser 
Bernuhungen konnte man die Sommer- 
rnandie über im Sladlparkareal besieniigen. 
Was indn erreichle. sind aiierdings nur sehr 
bescheidene Verandcrungen. die letztlich 
weder Verbesserungen noch auch den einer 
ambitionierten Großstadt entsprechenden 
Slrukturwandel der Schau bedeuten. Nach 
dem Maiia "QUClftillUl zuersi" zeigte man 
diesrndi a7 Plastiken von nidhi weniger ais 
47 Bildhauern. Der einzige Vorteil dabei 
war der. dall neben Künstlern aus den Bunr 
desiandern dueii mehrere iunge Akademie- 
ubsolvenlen vorqeslelll wurden. 
Davon abgesehen gill es iedach n0(h einen 
zweiien Schachzug der Veranlwarllichen zu 
vermelden. „urin den Ausslellungscharakter 
der verdnsidiiung besonders zu belanen" 
wurden beinahe alle Skulpiuren auf klobige 
Betonferligbauleile gestellt. was zur Folge 
halte, dal! vor allem die kleineren Plastiken 
durch die. Gruildeckeln ähnlichen Klötze 
hinsichtlich Material und Größenordnung 
kßrrumpiefl wurden. Diese Neuerung, die 
Vürwiegefld als ieures Negcilivurn in Er- 
scheinung trat, sallle daher mdglichsl schnell 
wieder rückgängig genidriii werden. sriieiri- 
werferbeleuchlung drn Abend und Fuhrungen 
durch die Schau waren weitere Maßnahmen. 
von denen Slth das Kulturaml kullurpolilisch 
und propagandislisch einiges versprach. 
Der bunigeniisri-iie Plastikquerschnill WÖFP 
zweireiias rcduzierungsbedurftig gewesen. 
Das Diskulable verschwand sa nur zu an 
in der Ndenisarsendii des Durchschnilllichen 
und unierdurriisshniiiiiehen. was die Seiidu 
urn ihr mogliches Pram bradite, Mit den 
Arbeiten von Avramidis. Praritl, Cerny. 
Maswiizer, Pillhofcr und Goeschl sdwie den 
neuen Eisenplasliken iidn Karl Anlcn wair 
und den provokcirilen Polyeslerskulpluren 
 
Erwin Reiiers ndiie rrian einen als Grund- 
stock der EXDDSHAOH lungicrcnden respek- 
iabien und dueii genugend inieressanien 
Querschnill erreieni, der durch Skulpturen 
des WotrubarSchulers Makoto ruiiwdrd, des 
aus weis geburiigen Knesl-Schulers ceraid 
Malzner und des Mddiinger Kerarmkers 
Peier weins urn iene erfreulichen Akzente 
hinzugewonneri iidiid. die rrian sd nur rnii 
Muiie ausnndig mcchcn konnte (Abb. e). 
Peier Baurn 
 
 
BILDTEXTE 4 6 
4 
Paul Rollerdaivi. Substanz (ai 
Ausstellung des Kunstlvrs in der i 
Griecharibeisi, VVIFO) 
Ernst Sieiner. i-iugei rnii Springb 
(aus der Aussiaiiung der Wiener 
im Kunsllerhaus. Wien) 
Skulpiur des Japciners Makclo H 
(aus der ..Grunen Galerie" irn i 
Stadtpark)
	        
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