BLICK AUF DIE 4. DOCUMENTA
vor rnehratszwoiiiahren wurde die Kasseier
Manslerschau .,doeurnenta" begrundet, eine
Quadriennaie. die t95s der Kunst des
20,Jahrhunderis gait, 1959 der Kunst seit
Kriegsende. 1964 den t-Iauplmeistern der
Nachkriegskunst Die heurige 4. documenta
erhebt die Kunst der ietzten vier Jahre zurn
Thema. Daher werden Pop und ..nea-
rigurative" Malerei in Kassei massenhaft
gezeigt.
Die gearnetrisrhe Abstraktion ist freilich das
andere große Aniiegen der Schau. Legionen
von Quadratniatern, bauhdus-Eaiganen. geor
metrischen Abslraklivtsten wurden einge-
taden, um diese zweite Richtung der Kunst
unserer Tage ia ins gebuhrende Licht zu
rueken, von Jasei Aibers „Huldigung an
das Quadrat" uber tiiehard Paul Lahses
JoharinesrlttenrKopien bis zu den schrag
gestreiften Bildern von Gunther Fruhtrunk
reicht die Reihe Manokolore Gemälde. unter
anderen auch von deutschen Künstlern. und
monokolorc und geometrische Rtesenforrrtaie
der Amerikaner (so zurn Beisoiei von Ai
l-tetd) kornnnen hinzu.
Die documenta hat seit eh und ie eine Var-
tiebe tur „ezoerirnenteiiesti Bernuheri gezeigt.
was für heuer bedeutet, dafi .,kinetischer"
Kunst bedet-itiieh viei Raum geboten wird.
Der Amerikaner Edvcird Kienholz steuert
rriii ..Rokv's" den Alptraum eines Innen-
rduni-Arnbienie bei einen vorraurn, einen
i-tduatraurn. die rnii einer Kombination von
Pluschvarhanaen, Polstermobeln, Öldruck-
kitsch und einer Wuriitzerorgei tiirs traute
Heim verziert sind, mit dadaistischen oder
surrealistischen Greuelgebitden und dem
geleckten Bildnis eines Generals dazu.
Die documenta ist, anders dis die Biennaie
von venedig. kein Landerwettbewerb Auch
die gegenwartige Aussteiiung wurde demr
gernaß nicht nach Nationen. sondern nach
Kunstgattungen und siiiistisehen Richtungen
gegliedert. Den Osterreicher Walter Picttler
rriit seinen iranisrti genieinten Pseudo-
dbaaraten in harten Mdteriaiien e Muschi-
nen tur niehts e findet rndn folglich in der
Abieiiung „Obiekteu. unweit davon wurden
des itaiieners Michelangelo Pistoletto verr
schtedenfarbige Rtesenbotliche rnit Spiegel-
bdden duigeoiianzt, und seine Wandspiegel,
auf die in naturctlistischer Weise Menschen
gernaitsind (zurn beisoiei ein aufdern Boden
nerkendes Madchert. das seine langen seine
zeigtt, Fur Minirnurn-Ari stehen hier, wie in
Venedig, der Engländer Philipp King und
der satiburger Roland Gaescht. der letztere
rnit kleinen farbigen gerieteiten und ge-
giiederten iioizernen Biorken.
Pop ist wohl der entschetdendsle Beitrag der
Adacurrienta. Engiisrhe PoprArtisten. wie
David l-tccknev (dessen biid der Hochzeit
eines Mannes irn gestreiften Anzug rnit einer
lndianerbraut zu den schbnsten der Schau
zahlt), und Amerikaner werden in Scharen
ardsentiert. Keiner, der nur einigermaßen
Prorninenz besitzt, tehii. Manche von ihnen,
so Robert Rauschenberg und Jaseers Johns,
entidusehen.
Etne Entdeckung ist der gebürtige t-tam-
burger Richard Lindner, welcher seit 1933
tn Ncw York lebt und mit Pop insofern etwas
zu tun hat, als ihn das triviale Thema e eine
Eis essende Frau zurn ßeisoiei. oder Menr
schen, die telephonieren e beschäftigt. Seine
Figurenwelt ist eine iebenskrottige, starke.
Ein rnonurnentaier Zug, bei dem rnan an
Fernand Leger gemahnt wird, aber auch
Triebhaiiigkeit und Aagressivitat, etwa irn
sinn von otto DIX, gehoren zu ihr.
in nuctncenreichen, biondend gemachten
Seidensiebdrucken hat Andy Warhol 7 "the
amsrican way of ltfe" e sich das Scxsyrribol
Amerikas, tvtarviin Monroe, und den Elek-
trisrtten Stuhl als Thema erwatiit. Der
Deutsche Konrad Klapheck und der Italiener
Dornrnieo Gnoli, zwei ausgezeirhnete Kunst.
ler. iassen eine rnaieriseh gewordene Neue
Sachlichkeit erstehen. Nicht ohne Witz stellt
der itaiiener einon Herndkrcigen (Grotte
15K) auf dem einen Bild dar, einen
Retßverschlufl an einem Schnürlsamtdarnenr
rack auf dern zweiten und einen Knopf an
einem Mantel auf dem dritten Bild. Der
Deutsche hat es mit einer verfremdeten Nah-
rnaschine oder auch mit einern Telephan-
hdrcr auf einem Sessel zu tun
George Segal aus New Jersev ist_der einzige
Naturalist der Schau Er hat die menschliche
Figur forrrtlich in Gips abgegossen und steiit
stc in wirkliche Raume, Etne Kuche wird
Schauplatz; ein runder hölzerner Tisch in
einein Zimmer; ein eckiger iiiniei- dern
Riesenfenster eines Restaurants; ein Passant
geht voruber, Neben einem halzernern Sessel
steht der Abguß einer nackten Frau, die
ihren Fuf) in einer wirklichen Waschrnuschel
wäscht.
Aus solcher Konfrontation von Natur mit
der Kopie der Natur entstehen Wirkungen.
die fesseln konnen Johann Muschik
AUSSTELLUNG „ANGELIKA KAUFF-
MANN UND IHRE ZEITGENOSSEN"
Die stddte Bregenz und wien veranstalten
geineinsann die Aussteiiung „Anaeiika Kaun.
rriann und ihre Zeitgenossen". sie rindet
vom 2:, iuii bis 13. oktober 19aa irn Vorarl-
berger Landesmuseum in Bregenz und ans
schließend vorn I2,0ktaber1968 bis 6.Jctnner
ttae9 ini Museum Fijr angewandte Kunst
in Wien statt. Die rund 300 Exponate urn-
fassen Gemalde, zeiehnungen, Druckgraphi-
ken, Skulpturen und Kunsthandwerk undstamr
rnen aus der Zeit des ubergangs vorn Rokoko
in den Kiassizisrnus.
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GRAND PRIX FÜR ALFRED HRDLICKA
IN RIJEKA
Aut der heurtgert iniernaiionateri Graphik-
Biennale vorn 14. Juni bis 31. August im
Musee d'art rnoderne in Riieka in Jugosiawien
wurden drei Grund PFIX vergeben. Die
Arbeiten des Österreichers Alfred HrdltckG.
des itaiieners Renate Guttuso und des Frcin-
zosen Jean lpouslrenguy wurden von der
siebenkaorigen Jurv. die sich aus bekannten
Fachleuten verschiedenster Ldnderzusammen-
setzte, ais die besten anerkannt und aus-
gezeichnet. Alfred Hrdlicka hat mit seinen
t-tandzeichnungen somit neuerlich einen
großen Erfolg bei einem angesehenen wett-
bewerb zu buchen (Abb. 15).
ÖSTERREICHISCHE EHRUNG FÜR
ITALIENISCHE KÜNSTLER
Durch den österreichischen Generalkonsul tn
Triest, Dr. Otto Pries, wurde den beiden
italienischen Malern Prof, Giuseppe Matteo
Carripttelli und Prof. Franco Orlando. das
ihnen vorn aslerreichischen Bundesprasi-
denten verliehene Ehrerikreuz fur Wissen-
schaft und Kunst irn Rahmen einer intirnen
Feier überreicht. in Anwesenheit des lttfePlz
rnistisehen Leiters des Österreichischen Kui.
iurinstiiuies in Rom. Dr. Walter Zettl, Dakidr
Estella Brunetti van der Soprintendenza at
Manurnenti ed atle Gatlerie von Triest und
Vertretern der Triestiner Künstler und der
österreichischen Kolonie hob der Generalr
kansul in seiner Ansprache die Verdienste
dieser beiden Personlichkeiten urn die
Kulturbeziehungen zwischen Triest und
Osierreich hervor. Er nannte in diesem Zur
sarnmenhartg die Ausstellung österreichischer
Kunstler in Triest (1954), die Ausstellung
der Triestiner Künstler im Wiener Kunstlerr
haus (1955) sowie die beiden internationalen
Ausstellungen sakraler Kunst in Triest 1967
und 7966, aus deren Anlaß sich beide be-
sonders des osterretchischen Anteils ange-
nommen haben.
ZWEI ÖSTERREICHISCHE KÜNST-
LERINNEN IN ROM
In Rom stellten im MUSEO D'ARTE MO-
DERNA Feat VVEIXiQGVIDSPNBUtPO und
Elisabeth Sttderberg-Weixlgartner aus. Die
Exposition lief unter dem Titel SIMBOLlSMOr
REALISMO. Die 125 Arbeiten der beiden
Kunsllerirtnen waren vorn S. Juli bis 18. Juli
zu sehen (Abb 16. 17)
„ELEMENTARE FIGURATION"
FÜR GRANITMUSEUM IN GMÜND
Für das Granitrrtuscum in Gmund, Nieder-
dsterreich. das am 16. Juni d. J. erottnet
wurde, schuf der Bildhauer Franz Anton
Coufal eine 130cm hohe skuiotur aus
t-terschcnberger cranit. Diese „Eienientare
Figuration", wie sie der Künstler nannte,
ist ats weiterentwiekiung einer Formen-
sprache zu verstehen, die Caufal aus seinen
ietzten bronzearbeiten (siehe Atte und mo-
derne Kunst Nr. 99t gewann.
Auch irn graphischen oeuvre Caufals ist eine
vorarbeit in Richtung dieses vverkes deutlich
ZU merken. Der stein, der eine sehr bewegte
Oberflache zeigt, wird in dern genannten
Museum einen reichen historischen Uber-
blick der verwendung von waidviertier
Granit in der Kunst absehiietten (Abb. 1a).
A. V.
ATELIERHAUS IN NEUMARKT AN
DER RAAB
in Neurnarkt an der Raab, irn südlichsten
ßurgeniand, wurde arn e. Juni d. J. ein
Ateiierhaus erottnet, Es wurde gut Anregung
des Landeskanservatars Dr. Alfred sehrnetier
und des akdd. Malers Ferri Zotter. mit
Unterstützung der Burgenlandischen Landes-
regierung und des ßundesdenkrnatarntes.
adaotiert. Es handeit sich dabei sowohl urn
eine Restaurierung eines etwa 300 Jahre
atten Bauernhauses rnit der heute schon sehr
seitenen „iiduehkuohw als austi urn einen
Versuch, das kulturgeschichtltch wertvoiie
Baudenkmal einem neuen Verwendungs-
zweck zuzuruhren. in dem Haus, das aus
einenn Wohn- und einem Arbetistrait be-
steht. werden Kiinstier ieweits einige Wochen
unentgeitiirh wohnen und arbeiten können.
irn Arbeitsraum benndet sich, neben einer
Tiegeldruckpresse, einigen Abiagen und
Tischen, auch eine Nische mit einer Brause.
Es wurde aiso, trotz Beibehaltung des atten
duneren Bildes. nicht auf rndderne Instal-
Iattorien vergessen. Die Druckpresse deutet
ddrdut hin. daß rnan ursprünglich daran
daehte, hauptsdchlich Graphiker hierher
einzuladen. wie die tnitidtoren aber er-
kiarten, soii auch Angehorigen anderer
kunstlerischer Dsziplinen (Malern, Schrifte
steitern. Karnaonisien) das t-taus zur ver
tiJgung gestetit werden. Ais erster wird der
dureh seine Holzschnitte bekannte Johannes
wbnke Gast des Hauses sein, Ernst Erich
Mulleristcilsnächstervorgesehen(Abb.19,20).
A. v.
BILDTEXTF 15 Z0
15 Die aui der heurigen tnternationaien
Graphikbtennale Rtteka, Jugoslawien,
rnit dem Grand Prix ausgezeiennete
t-Iandzeichnung des österreichischen
Künstlers Alfred t-trdlicka
16,17 Arbeiten der beiden Künstlerinnen
Pepi WeixlgcirtnerrNeutra und Eiisabeth
Sdderberg-Weixlgürtrter aus ihrer
Aussteiiung in iiorn
18
19
ri-anz Anton coutai vor seiner
.,Eiernentare Figuration" aus He
berger Granit, H, tsokboklior
der Kunstter für das cronitrnusi
Grriiind schuf
Aunenansirht des neuen
in Neurnarkt an der Raab
Ofenstelle irn inneren des neuen l
hauses (siehe Abb. 19)
Ateliet