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^.ine Reiterfigur aus der Zeit der Völker-
durchschwärmten und, über den Po setzend, auch Modena
und Parma in Schrecken versetzt, endlich durch König
Berengar vermittelst großer Geschenke zur Rückkehr
bewogen wurden und über Friaul und Istrien auf
der infolge dessen Ltrnckn Unguroruin, Ungarstraße,
genannten Linie mit reicher Beute heimzogen.
Diese gelungene Campagne eröffnete die lange,
über ein halbes Jahrhundert währende Reihe der großen
europäischen Feldzüge der Magyaren. Es wäre ein
Zeichen von einseitiger Befangenheit, wenn man dafür
einzig und allein die an das Steppenleben gewöhnte, in
hervorragender Weise für den Kampf geschaffene und
disciplinirte und demgemäß auf den Krieg angewiesene
ungarische Nation verantwortlich machen würde, welche
Nation ihren Waffen auch ihr Vaterland zu verdanken
hatte und die Unterpfänder ihrer Erhaltung ebenfalls
nur in ihren siegreichen Schwertern finden konnte. Den
Schlüssel der Entstehung und Erfolge dieser Feldzüge
müssen wir nicht allein in dem kriegerischen Magyaren
thum, sondern auch in den damaligen zerfahrenen
politischen Verhältnissen West- und Ost-Europas, in
dem unauslöschlichen gegenseitigen Hasse und in den
Kämpfen der germanischen und slavischen Elemente
suchen, welche sich mehr als einmal der ungarischen
Heereskraft als Hilfe bedienten und dadurch die Veran
lassung zur Verwüstung des in sich zerfallenen deutschen
Reiches boten.
Die Nachbarschaft der Ungarn, welche Kaiser
Arnulf einst zum Verderben der mährischen Slaven
angerufen hatte, wurde bald seinem eigenen Reiche gefähr
lich. Die ungarischen Kriegsscharen verheerten bereits im
Jahre 900 die östliche Markgrafschaft und verwüsteten,
über die Enns brechend, an einem Tage etwa zehn Meilen
in der Runde.
Im Jahre 901, nachdem die Mährer sich mit den
Deutschen versöhnt hatten, griffen die Magyaren die