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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 101)

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lawsaal, geprägt sind. Wie diese Hofkunst 
sich königlich gibt, so sind die Schränke 
von adeligem Selbstbewußtsein gekenn- 
zeichnet und sollen für die kommenden 
Generationen Denkmale der ehelichen Ver- 
bindung zweier mächtiger Geschlechter 
sein. Anderseits ist aber nicht zu übersehen, 
daß neben der Analogie im Grundsätzlichen 
doch auch Details, wie z. B. die ungewöhn- 
lich prächtigen Kapitelle mit ihren großen 
Akanthusblättern und den Blüten zwischen 
den-Voluten (hier Rosen), an die von Ried 
entworfenen Bauplastiken am Wladislaw- 
saal erinnern. Nur sind die Einzelheiten bei 
den Schrankkapitellen, bedingt durch das 
andere Material und die andere Bearbei- 
tungstechnik, schärfer durchgeformt, stärker 
untersehnitten, als das bei den Prager 
steinernen Fenster- und Portalkapitellen der 
Fall ist. Schließlich weisen auch die Auf- 
sätze der Schränke eine gewisse Ähnlichkeit 
mit der Bekrönung des Kanzelportals der 
Launer Stadtkirche (Abb. 5) auf, dem letzten 
Werk Benedikt Rieds, das erst nach seinem 
10 
Tod fertiggestellt wurde (die Kanzel 1540). 
Der Kielbogen wird hier nach oben von 
Delphinen abgeschlossen, auf denen Putten 
sitzen, wie auf den Drachen in Neuhaus. 
Auch Enden sich an dieser Stelle wieder 
besonders reich durchgebildete Kapitelle. 
Die Schrankform, besonders die Gestaltung 
der Aufsätze, erweist sich als eine Kombi! 
nation italienischer und süddeutsch-augs- 
burgischer Anregungen. Dem italienischen 
Einfluß verpflichtet sind die Dreiecksgiebel 
und die flankierenden Kandelaber. Dieses 
letztere Motiv, das sehr oft in der Bauplastik 
Verwendung fand, begegnet uns in ähnlich 
abschließender Funktion auch auf Retabeln 
und auf Marmoraltären oder Grabmälern 
des Quattrocento. Nichts wäre naheliegen- 
der gewesen, als sich dieser für die 
Renaissancedekoration so bezeichnenden 
Zierform auch zum Schmuck von Möbeln 
besonderer Größe und Bedeutung zu be- 
dienen. Dennoch ist das nur äußerst selten 
geschehen 11. 

	        
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