Fritz Biemann
DIE HOLLÄNDISCHEN
GLÄSER DES
17. UND 18. JAHRHUNDERTS
DER SAMMLUNG
FRITZ BIEMANN, ZÜRICH
9a Ausschnitt von einem Kclchglaß (Abb. 9) mit facettiertem
Schaf! und zart gcsripptcr und gtrismcr Verzierung:
Zwei Knäblcin Gittern eine Ziege. Wohl Arbeit von
D.WolG um 1780-1790, H. 21 cm (B 624)
ANMERKUNG l
l Anna-Marie Bcrrycr. "LA VERRERIE ANCIENNE
Bruxellcs 1957. Seit: 62.
Im Rahmen meiner heute 300 Gläser um-
fassenden Sammlung nimmt sich das Fähn-
lein der 12 Holländer recht bescheiden aus.
Aber nur zahlenmäßig! Es sind besonders
liebenswürdige, kleine Kunstwerke. Sie
wurden meist von Amateuren geschaiTen
als Geschenk oder zur Erinnerung, oft mit
moralischen oder crheiternden Sprüchen,
manchmal auch mit erotischem Anklang
oder politischer Absicht.
Die fein nuancierte Wirkung dieser Gläser
_ gegen das Licht gehalten - übt noch
heute auf den Beschauer einen funkelnden
Zauber aus: zarte Diamantrisse, schwung-
volle Kalligraphien, duftige Stipparbeiten.
Sie wurden schon im 17. und 18. jahr-
hunderr gesammelt und hochgeschätzt. Das
sieht man auch daran, daß auf holländischen
Gemälden, zusammen mit wertvollsten Ge-
fäßen aus Gold und Silber, besonders oft
Glaser erscheinen.
Die abgebildeten Exemplare meiner kleinen
Holländer-Sammlung umfassen Beispiele
aller vier Techniken, die in Holland ange-
wandt wurden und die wir in ihrem glas-
geschichtlichen Zusammenhang kurz be-
trachten Wollen:
7. Diammfgerixrene Gläxer
Das Diamantreißen ist eine holländische
Spezialität, aber durchaus keine holländische
Erfindung. Wir finden Diamantrisse schon
1550 in Venedig und 1573 in England
durch Verzelini. Auch Hall in Tirol vcra
band den Diamantriß mit Kaltmalcrei,
Während Schwanhardt in Nürnberg so gut
mit dem Diamanten umzugehen wußte,
daß ihn Kaiser Ferdinand III. 1653 nach
Regensburg kommen ließ, um von ihm
unterrichtet zu Werden.
Die älteste bekannte niederländische Dia-
mantverzierung trägt die Jahreszahl 1581.
Verwendet wurden Becher, Hurnpen und
riesige Römer sowie die in den Nieder-
landen so beliebten Flöten- und Flügel-
gläser, von denen allein die Glashütten der
Bonhomme 1660 und 1661 jährlich über
2700 Stück herstellten 1. Daneben wurden
auch farblose, smaragdgrüne und blaue
Langhalsflaschen verziert.
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