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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 101)

Mitterwieser veröHentlicht und in die Zeit 
um 1750 bis 1760 datiertSU. Bisher unaus- 
gewertete Schriftstücke5l und eine jetzt 
zutage getretene zweite Zeichnung ermög- 
lichen eine bessere Kenntnis des Projekts. 
Feichtmayr entwarf die Kanzel in schwarzer 
Feder mit hellbraunen Lavierungen auf 
einem 42,5 zu 27cm großen Blatt (Mün- 
chen, Hauptstaatsarchiv, Plansammlung Nr. 
12000; Abb. 6). Über die Randleiste laufen 
oben und unten die beiden Linien hinaus, 
die einen Pfeiler der Kirche andeuten. An 
ihm sollte die Kanzel befestigt werden, das 
Korpus sollte etwa 10 Fuß (2,90 m) aus- 
laden, die Gesamthöhe hätte fast 30 Fuß 
(8,50 m) betragen. Die Kanzelbrüstung ist 
in ein bauchiges Boot hineingcstellt und 
von einem Mast mit Segel überragt. Am 
Bug, also vor dem Mittelfeld der Kanzel- 
brüstung, erscheint Christus als Halbhgur. 
Drei Lichrbündel gehen von seinem Haupt 
aus. Mit erhobenem Blick, geölTneten Lip- 
pen und der Geste der rechten Hand 
scheint Christus sich prcdigend an die 
Gemeinde zu wenden. Die Linke ruht auf 
dem Bord des Schiffes, überschneidet ein 
großes Löwenmaskaron und weist nach 
unten auf ein Netz, das zwei Apostel aus 
dem Wasser ziehen, oder auf die Gruppe, 
die die Kanzel zu tragen scheint: einen 
geringelten Fisch, der den Propheten jonas 
ausspeit. Wie ein Sehalldeckel mit der Taube 
des Hl. Geistes bauscht sich über der Kanzel 
ein Rahsegel; fliegende Engelputten schei- 
nen es gerade zu befestigen. Fin weiterer 
Putto erklimmt den Mastkorb oder zieht 
den Wimpel auf, mit dem der lockere 
Aufbau endet. 
Feichtrnayr reichte den Entwurf bei dem 
Kollegiatstift U. l. Frau mit folgendem 
Kostenanschlag ein: Iherulziag f Der großen 
und :ebr [Hiebe mrnrnen Cangl, nur!) Vor Zeig 
de: Ri::e:, aorgenellet da: Xrlnf ßelrtu, weirbe 
in die Cburfrh: Collegiat Xtifl: Kirthen an:er 
 
Lieben Frauen {a neben leonlnlen mite f Enten: 
Die gantge Canal von nnlen bis oben nach 
Vor Zeig de: Ri::e: und Verlangen der [weben 
Herrebajft, mit allen Fignren, Ziebratlzen, und 
anders auf da: :el1o"n:te und daarlzafligixte her 
an J-tellen, und {u all buchen Canlento (n ner- 
forttlgen. f Zwglten: Da: gantge Xrlnß, l "igrrren, 
I Iäitgern und andern auf da: feinin, auf alla- 
ha:ter artn, in Reinixten giantz zu xhlezjfen I 
Dritten: Den Srbein de: Hlg: Geiue: mit galt; 
hlattirete: feine: Dngaln galt (a uergolten und. f 
Vierten: Werde allen henätbigteiz Gibßitäub, 
Leinzh, balier Stein und ander: :elb:t bey 
yrhafen nirbt: au: genannten. Dan da: Notb- 
oindzlge Gri:t von Stangen oder anderen Uolfg 
gewarnt. Anal] die Älotbuindige Einen Mangan, 
Dradt und ivogl weither ZWIY feilen de: 110011 
Zähl: Coiegiat Stift: ohn maß gebliel; graliJ hey 
{u xbaßen rnir erbitte f m0 lnil rerobligiere 
nlirb diße arheit ußie oben gernell, zu ibernebtzzen, 
und {n all beeilen Contento, aaf Zeit utie ner- 
langt wird {n nerfäriigen vor . . . . . . . . 850  
f Frtg: Xae: Feithtnlajr f Hof Xlurador. 
Riß und Überschlag wurden mit einem 
Deckblatt versehen, in dessen Überschrift 
die untere Verwaltungsinstanz 51 des Stifts 
genannt ist: Cwtorejl f Stift: Kanal] 1. riß 
einer in die Stzftneiirtne {a oerferdlgenden 
Prediger Kangel j 2. Jarnt jberireblag f 3. Be- 
unreibung anderer Kanglen in IlTIYntIJen. Auf 
einem weiteren Blatt ohne Datum und 
Unterschrift sind in einer Kanzlistenhand- 
schtifr Bedenken gegen den Entwurf no- 
tiert. Der Verteilung der Geschäfte bei dem 
Kollegiatstift entspräche es, wenn dieser 
Text von dem Dechanten stammen würde 53; 
er lautet: Fragen. [ 1. Ob die Kanzel in der 
.S'tiftkir:he wieder an] die Ephll Xeite, und in 
vorigen Blatq: oder 2. auf die Evangelium Keile : 
und 3. am einen Pfaller weiter lzinfiir {am 
Altar genlaeht werden mlle? 4. Ob e: von 
Gipx- oder von tiebnaidarbeit zu Ufljfrßfllgfll? 
5. Ob e: naeb Proportion der Herbe, Breit 
genug rey? 6. Oh der Detkel nielzt {n nlunal 
v Zeichnung einer Schitfskaxizcl, 116011770. Munchexl, 
Slcmll. Graph. Sammlung 
ANMERKUNGEN 45 7 53 
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Kanonen zeigt unter den mir bekannten Scliifikanzeln 
nur noth die der griechisch-katholischen Kathedrale in 
Przemysl (Adam Bochnak, Zc studjöw nad rzeiba 
Lwowsky w epoce rukoka 1 Studien zur Geschichtc uci 
Letnberger Rokukoplastik. Krakau 1931, Abb. 62, 63). Der 
Fischzug Perri wurde mit uci Schlacht VOII Lcpanto 
verglirhen (Stich von Niccolö Nclli, 1572, Stunzi u. a. 
1962. 5.30). diße Gedankenverhindung läßt sich aber 
bei ach häuügen Darstellungen des Fischzugs an schiirs- 
kanzeln nicht mehr nachweisen. 
Pur ciiicu ußprllng in Süddeutschland MSIYCK 1932. 
5.169. Die Annahme niederländischer Vorstufen bei 
Stroh] 1955. s. 48. ist hypothetisch. 
Herr Juscr Babusck, Pißtiny, hat mir in gmßzugigici 
Weise Daten und Aufnahmen der Kanzel in Pruske zur 
Verfügung gestellt. 
Hugo Schnell, Die Stadtpfankirche in Aulendorf (Kleine 
Kirchcufihrer, Nr. 4631464), München 1951, S. 3; ferner 
Adolf Schahl und Werner v. Matthey, Die Kunstdenk- 
mller des ehemaligm Kreises Waldsee (Die Kunstdenk- 
mäler in Württemberg). Stuttgart und Berlin 1943, 
5.74, 79. Die dort zitierten Akten im Grill. Königi- 
eggkchen Arehiv standen nicht zur vciriguug, 
Biographisches bei Felix Joseph Lipowsky, Leben und 
Thaten des Maximilian Joseph III.. München 1333. 
S. 25 Feichtmuyr. Franz Xavcr Il. in: Ulrich Thieme 
und Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden 
Künstler, 11.13.1, Leipzig 1915, s. 352; Luisa Hager, 
Instandgesctzte Stuckdecken im schiuri Nylh henhurg 
und ihre Meister. in: Deutsch: Kunst und enkmal- 
pncgc 11, 1953, s. a2; s. auch umcii Anm. 19. Für weitere 
Auskunft hahe ich Herrn Prof. Dr. Norbert Lieb zu 
danken. 
Mitterwieser 1929, S. 185 und Beisdirift der AblL; 
vgl. auch Henle 1933, S. 56, 93. Note 142. 
Hau tstaatsarchiv Munchcn. München U. L F. Kl. Lit. 
Nr. 56, Erbauung einer neuen Kanzel in der Stiftskirche. 
Darin früher auch die zciciuiuhg. 
Anton Mayer. Die Domkirche zu Unser Lieben Frau in 
München, München 1868. S. 103. 
S. unten Anm. 65. 
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