auch die Jünger mit dem Netz richtiger
angeordnet. Da der Bug nicht der Gemeinde
zugewendet ist, verschwindet das Fralgen-
gerirbl, das in Frage 7 beanstandet Wird.
Der Walfirrl] mm! dem jona; g Frage 8 -
kehrt in der neuerworbenen Zeichnung wie-
der, anscheinend hat Feichtmayr aber ver-
sucht, die Gruppe zu verbessern: der
Oberkörper des Propheten ist so auf-
gerichtet, daß er mit erhobenem Kopf und
majestätisch ausgestreckten Armen an die
Figur Gottvaters in dem Deckenbild der
Sixtinischen Kapelle „Gott scheidet Wasser
und Erde" erinnert. Das Segel 7 Frage 6 -
hat eine richtiger durchgeatbeitete und
akustisch vielleicht günstigere Form er-
halten: dabei Helen die Taube des H1. Geistes
und die Engelputten bis auf zwei weg.
Gelbe Tusche kennzeichnet entsprechend
Frage 9 die Teile der Kanzel, die vergoldet
werden sollten; die übrigen Lavierungen
sind rostbraun und grau dagegen abgesetzt.
Auch in anderen Einzelheiten ist das Blatt
noch sorgfältiger ausgearbeitet als das bis-
her bekannte. Schraffur ist an mehreren
Stellen durch Lavierung ersetzt. Doch zeigt
gerade die Art, in der die Lavierung zum
Beispiel die Gewänder der Figuren mo-
delliert, daß auch der neuerworbene Ent-
wurf von Feichtmayr gezeichnet wurde.
Die Entstehungsfolge der beiden Blätter
erschiene durch ihren Bezug zu den vor-
handenen Urkunden gesichert, wenn nicht
die Ornamentmotive des neuerworbenen
Entwurfs auf eine andere Reihenfolge hin-
deuteten.
Bei dem Entwurf im Hauptstaatsarchiv
sind das Boot und die Kanzelbrüstung zwar
noch schwungvoll gerundet. Rocaillefor-
men wurden aber nur an dem Fisch und
dem Wasserschwall beibehalten, also da,
wo sie sich gegenständlich motivieren
ließen. Das Ornament rankt sich nicht
schwerelos, sondern die dünnen Girlanden
erscheinen am Bordrand und im Maul des
Löwen befestigt. Der Entwurf entfernt
sich damit vom Rokoko; er verwendet
allerdings noch nicht die Louis-XVL-Orna-
mentik, sondern Motive, die bereits im
früheren 18. jahrhundert gebräuchlich ge-
wesen waren.
Den Bootsrumpf und die Kanzelbrüstung
auf dem neuerworbenen Entwurf überzieht
Rocaille-Ornament. Trotzdem kann der
Entwurf der spätere sein, denn möglicher-
weise hoEte Feichtmayr mit dieser De-
koration den Geschmack der Auftraggeber
besser zu treffen. Das wäre kein Einzelfall
gewesen. Zum Beispiel dekorierte Philippe
de La Guepiere 1767 bis 1768[69 Räume
im Schloß Solitude mit Rocaille-Motiven,
obgleich cr dieses Ornament früher ent-
schieden abgelehnt hatte55. In den Akten
der Diözesanarchivs München „Restau-
rierung der Stiftskirche U. l. Fr. 177OE."55
fand sich eine Bleistiftzeichnung (30,0 auf
20,2 cm) mit vier Entwürfen zu Altar-
antcpcndien, bei der Louis-XVL-Motive
und ältere Ornamentformen zur Wahl ge-
stellt sind. Die Zeichnung stammt wahr-
scheinlich von Feichtmayr57.
rrde alle]: {u lmeb xlehe und die .S'tinm1 de:
eediger: nieht hindere? 7. Ob dar Fratzen-
riebt in Milte der Predzgrtul niebl magn-
mn? 8. Imgleiehen der Walßreb Jamml dem
nur. 9. W11: benanntlieb ßaußer dem beilg:
ei.rt:[ rmrh {u vergolden? 10. Ob man er
rbt aueb, wie in der jeruiienkjrelre, machen
lle?
ic letzte dieser Fragen lief darauf hinaus,
m der Schißfsform überhaupt abzusehen;
n geschah es schließlich auch. Zunächst
doch scheint Feichtmayr einen zweiten
ntwurf gezeichnet zu haben, mit dem er
c Beanstandungen zu entkräften ver-
lchte. Diesen Eindruck erweckt eine
shct unveröffentlichte Zeichnung (Abb.7
1d S), die 1967 von den Staatlichen
raphischen Sammlungen in München
nv.-Nr. 1967: 167 Z) aus Moosburger
rivatbesitz erworben worden ist54. Das
latt mißt 34,2 auf 21 cm. Es ist zumindest
acn beschnitten. Der Pfeiler _ nach den
ragen 1 bis 3 noch unbestimmt 7 ist
eggelassen. Die vorgeschlagene Kanzel
dt etwas weiter aus, und das Boot ist
iergestellt, so daß die Breite der Kanzel
ltsprechcnd Frage 5 betont wird. So sind
1
Schon die Dekoration in dem bereits ver-
öffentlichten Entwurf und auch der Wechse
der Zierweise deuten darauf hin, daE
Feichtmayrs Kanzelprojekt etwas später zu
datieren ist als Mitterwieser annahm. Aue}
nach äußeren Anhaltspunkten gehört es il".
die siebziger jahre.
1771 begannen umfassende Erneuerungs-
arbeiten55 an der Einrichtung der Frauen-
kirche. Ein Spendenaufruf wies auf den
schlechten Zustand der Türen, des Ge-
stühls und der Fenster hin und bezeichnete
die Herstellung dieser Teile in diCSCI
Reihenfolge als das dringlichste. Die alte
Kanzel wurde zunächst beibehalten. 1772
oder Anfang 1773 erhielt sie eine neue
Stiege, eine geänderte Tür und ein halb-
erneucrtes B0r1iurr159. 1776 war die Restau-
rierungskampagne im wesentlichen abgea
schlossen. Um diese Zeit wird sich die
Absicht durchgesetzt haben, die Kanzel zu
erneuern, denn aus dem Jahre 1777 stammt
eine „Bittschrift des Dechanten und des
Kapitels an eine Hochlöbl. Landschaft um
Stiftung einer neuen Kanze1"60; 1778 ist
Roman Anton B0os' Entwurf datiert, der
der 1780 vollendeten Kanzel zugrunde