DER STIL.
ine Ansicht, welche leider auch in
Fachkreisen sehr verbreitet ist und
sozusagen als Postulat gilt, ist die,
dass der Architekt jeder seiner Composi-
tionen durch die Wahl eines sogenannten
Stils eine Unterlage schaffen muss und
auch immer mit sogenannter Eignung und
besonderer Vorliebe diese Richtung pflegt.
So widerlich es mir ist, pro domo zu
sprechen, so kann ich es mir doch nicht
nehmen lassen, an dieser Stelle den Vor
wurf zurückzuweisen, dass auch ich den
sogenannten »Empire-Stil« verwende oder
denselben als Ausgangspunkt einer Fort
entwicklung benütze. Die Ursache dieser
Zumuthung dürfte in der häufigen Anwen
dung einiger charakteristischer Motive der
Empirezeit, der Tafel und der geraden
Linien bei meinen Bauwerken und Ent
würfen, zu suchen sein.
Ich brauche, um hierauf zu entgegnen,
nur auf die Bedeutung der geraden Linie
bei unserem modernen Schaffen hinzu
weisen. Unsere derzeitigen Constructionen,
Maschinen, Werkzeuge und die Baupraxis
überhaupt bedingen dieselbe, während der
längst zur vollberechtigten Kunstform er-