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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 102)

Fürsten Wenzel Liechtenstein erworben; 
1744 kam auch das Patrimonium, das bis 
dahin dem Deutschen Ritterorden gehört 
hatte, durch Gütertauseh an sie-i Als 1784 
der sparsamere Sohn den Hetzendorfer 
Besitz mit Ausnahme des Schlosses ab- 
verkaufte, kam das Viertellehen an einen 
Baron von Reischaeh, wahrscheinlich den 
siebenbürgischen Hofkanzler und nach- 
maligen Staatsminister Simon Thaddäxis 
Freiherrn von Reischach (172871803). Die 
Besitzer Wechseln nun in rascher Folge: 
1796 ist es die Gfäiin Therese Zichy, ge- 
borene Palfliy, 1805 Heinrich Franz Freiherr 
von Montval und 1813 Kaiser Franz I., der, 
wie es scheint, den Hetzendorfer Hofa 
besitz neuerlich erweitern wollte. Aber 
schon 1816 kam der Besitz wieder an 
andere, zunächst an den Wiener Bäcker- 
meister Johann Maria und dann an Prönay. 
ln dessen Zeit wurde der Garten des 
Hauses zu einem der schönsten in der 
Umgebung Wiens; wie Schmidl schreibt (v, 
gediehen dort namentlich Pelargonien in 
großer Anzahl und Schönheit. 1839 kam 
die Liegenschaft an den Grafen Dominik 
Bethlen und 1866 an die Familie Sochor. 
1913 wurde das Haus von einem Kon- 
sortium erworben, aber nur zum Abbruch, 
der 1915 erfolgte. Die Wegen der Kricgszeit 
ohnehin gedämpften Proteste vaurdcn mit 
Versprechungen beschwichtigt: an der 
Ecke des Neubaues sollte ein kleiner Anbau 
angeschlossen werden, der unter Wieder- 
verwendung von alten Bauteilen eine genaue 
Kopie jener alten Hausecke darstellen sollte, 
in der sich Beethovens Wohnzimmer im 
ersten Stock befand. Hier sollten auch 
Reste der alten Vertäfelung, des Fußboden- 
belages und der rrböäzrte der narb rorbarldenen 
drei Öfen untergebracht werden7. Dieser 
Plan ist nicht verwirklicht worden, man 
begnügte sich mit einer Übertragung der 
Gedenktafel auf den kümmerlichen Neu- 
bau. Damals ist also der Ofen ins Museum 
gekommen. 
1907 war der Hetzendorfer Kunstbesitz für 
die Österreichische Kunsttopographic auf- 
genommen worden, und so haben wir eine 
Beschreibung des freilich längst adaptier- 
ten ursprünglichen Aufstellungsortes des 
Ofensfl. Er stand im Mittelzimmer des 
Plauptgeschosses, das nach der Tradifinn in 
der Ar! der Xrbänbrunner ader .17. [Keiler 
Garlengimrrler, d. I1. m"! freien Durrllhlirleen 
zlzgf Baumgruppen, exotixrlzen Vögeln und 
Friirbten um. auxgelnall war. Damals war von 
der ursprünglichen Einrichtung außer dem 
Ofen nur noch ein Luster und Wandleuchter 
aus naturalistisch gebildeten Ästen vor- 
banden. 
Fin Landschaftszimmer also, wie es der 
eigenartigen, distanzierten Natursehnsucht 
des sinkenden Dixhuitieme entsprach. Der- 
art illusionistisch ausgemalte Räume waren 
zu dieser Zeit nicht selten. Gewöhnlich 
sind es Parklandschatten, aber es gibt auch 
Darstellungen fremdartiger Natur, mit exo- 
tischen Figuren stafBert, wie z. B. im 
erzbischöflichen Schloß zu Ober-St. Veit, 
wo Mohren und Indianer unter Palmen 
wandeln. Im Hetzendorfer Haus scheinen 
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u 
Fmyexiceofeil in Gestalt eines Eichenstrunks mit Tempera 
bemalt. um 1775. Aus dem Landschaftszimmer des 
dumnliurlun BecxhnvcnrHaust-s in Hetzendorf. irrzr 
Historisches Museum der Stadt Wien " 
3 lkucksu I. des Ofens, mit Otihungen für Feuerung und 
iurn-irnbrng 
4 Der wieder zusainmengefugte und ergänzte Ofen, vor 
Ausbesserung der Bemalung. Auch der erneuerte Knpt 
und Hals des Vogels hat noch nicht seine erldgultim: 
Gestalt gefunden " 
ANMERKUNGEN 5 B 
s K. nun-im, Hetzemlorf, Wien 191a. s. 1x. Die auch 
in (n. Meidlingur Heimatbucli übernommenen Angaben 
r lerl 11m Haus Hetzcndorfcr Straße vs sind zum Großteil 
n n- 1. 
ß wn-n. Umgebungen, III. 1x39, s. 104. Vgl. auch F. c. 
Weidmann, W-iens Umgebungen, 1823 IVIS. a4, u. 
 
um 
Teile des bei der Abtragung Rrslnrten Ofens vor der 
Wiederherstellung im Historischen Museum der Stadt 
Wien 
n Vergnldclcr l-aycncenfen in (äeslalt eines Wcidcnbaumes. 
um ms. hchlull srirasnirrnnn, Bcrgl-Zimlner (früher 
(ioüss-Apivartciltcxll) 
7 Derkplallc des Ofens, mit einer Ufersclnlepfe, an nach 
einer N-rn-r slollt 
s oin-rmtinrnit-rnrl von der Vorderseite des Ofens 
("rrae-Hel-(Tzikaxm, n. n. 0., s. zur, Der an den Schlnlipark 
angrenzende (znrn-n n heute eine Baumschule. 
1 Mimntslwlult a. Altertums-Vereintes, Juli-August 1915, XI, 
s. 1m, unter Bezug nnr die Rathaus-Korrcspondenz. 
Der Neubau nimmt kaum das halhe Areal des demoliertm 
Humus ein. der um n: hi. mute unverbaul geblieben. 
X A. u. 0.. h. 48. 
 
	        
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