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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 102)

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Zwei Jahre später wird eine - u. a. auch 
von Schleinitzl? und Konodyq publizierte _ 
Walter-Crane-Ausstellung veranstaltet, von 
deren 607 Exponaten das Budapester Kunst- 
gewerbemuseum zahlreiche Stücke erwarb. 
Mit diesen Ankäufen hängt der hier wieder- 
gegebene Brief Walter Cranes an Direktor 
Jenö Radisics zusammen (Abb. 4), dessen 
häufige Reisen nach N0rd- und West- 
europa weitgehend zur Anknüpfung und 
Ausweitung der internationalen Beziehun- 
gen beitrugen. In diesem Schreiben erklärt 
sich Crane bereit, einige Stücke seiner 
Kollektion im Wert von 81 Pfund Sterling 
dem Budapester Museum zu überlassenlü. 
Walter Crane erfreute sich in Ungarn 
hohen Ansehens und großer Beliebtheit. 
Am 16. Oktober 1900 hielt er im Leopold- 
städter Kasino von Budapest einen Vortrag 
über die „Sprache der Linien", der bald 
darauf in einem Sonderdruck zur Ver- 
öffentlichung gelangte (Abb. 5). Die Zeit- 
schrift „Magyar Iparmiiveszet" gab zu 
Ehren Cranes im Juli 1900 ein Sonderheft 
heraus (Abb. 6). Das Plakat seiner Buda- 
pester Ausstellung entwarf Lancelot Cranc. 
Der EinHuß, den Cranes Kunst auf Ungarn 
ausübte, erwies sich als überaus nachhaltig 
und tiefgreifend. Seine Schrift „Linie und 
Form" erschien 1910 in ungarischer Über- 
setzung. 
Neben den künstlerischen Beziehungen zu 
England brachte Ungarns Beteiligung an 
der Pariser Weltausstellung 1900 einen 
weiteren Ausbau der internationalen Kon- 
takte und eine Bereicherung der Erfahrun- 
gen mit sich, was von einem der ungarischen 
Wcltausstcllungspavillons (Abb. 9) veran- 
schaulicht wird. Neben der darstellenden 
Kunst Ungarns waren in Paris auch alle 
Zweige seines Kunstgewerbes vertreten, 
und die Beteiligung wurde durch staatliche 
Subventionen und Preisausschreiben tat- 
kräftig gefördert. Die für Paris bestimmten 
Exponate wurden zuvor auch in Budapest 
öffentlich zur Schau gestelltll. In Paris 
selbst wurde eine aus 128 Stücken be- 
stehende Sammlung künstlerischer Objekte 
angekauft, um dem heimischen Publikum 
die französischen Spitzenprodukte, die be- 
merkenswertesten Einrichtungsgegenstände 
moderner Wohnkultur, technische und 
künstlerische Neuheiten und die in der Aus- 
stattung erzielbare Vollkommenheit vor 
Augen zu führen, zugleich aber auch um die 
in den nationalen Sammlungen vorhandenen 
Lücken aufzufüllen 11. Neben diesen kultur- 
politischen Zielsetzungen verfolgten die 
großzügigen Ankäufe auch praktische 
Zwecke: dem ungarischen Gewerbe ein 
nachahmenswertes Beispiel zu geben und 
in den Kreisen des Publikums das Interesse 
für die Schöpfungen des modernen Kunst- 
gewerbes zu wecken und zu vertiefen. Die 
in Paris angekaufren Stücke, u. a. Werke 
von Charpentier, Plumet et Selrnersheim, 
Dubois, Gaillard, The Bath Cabinet Makers, 
Majorelle, Lalique und Bigot, ferner 
Colonnas, De Feures und anderer vom 
Bing Art Nouveau, wurden 1901 gleich- 
falls in Budapest ölTentlich ausgestellt. 
Nach Paris traten von neuem die künstle- 
rischen Beziehungen zu England in den 
Vordergrund, vor allem im Rahmen der 
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im Herhst 1902 in Budapest veranstalteten 
„Britischen Kunstgcuerheausstellung" 
(Abb. 7). X ' aus dem Katalog hervorgeht, 
verfolgte diese Ausstellung den Zweck, 
„ausgewählte Stücke aus der Urheimat des 
modernen Kunstgewerbes im Original zur 
Schau zu stellen, zumal die besten Erzeug- 
nisse des englischen Kunstgewerhes auf 
dem Kontinent kaum zu sehen sind. Selbst 
in England begegnet man ihnen nur 
gelegentlich, und bisher ist es noch nirgends 
gelungen, sie im Rahmen einer Ausstellung 
zusammenzufassen"l3. Folglich wurde die 
erste wirklich umfassende Ausstellung des 
englischen Kunstgexverhes der Jahrhundert! 
wende in Butlapest veranstaltet. U, 
 

	        
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