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Zwei Jahre später wird eine - u. a. auch
von Schleinitzl? und Konodyq publizierte _
Walter-Crane-Ausstellung veranstaltet, von
deren 607 Exponaten das Budapester Kunst-
gewerbemuseum zahlreiche Stücke erwarb.
Mit diesen Ankäufen hängt der hier wieder-
gegebene Brief Walter Cranes an Direktor
Jenö Radisics zusammen (Abb. 4), dessen
häufige Reisen nach N0rd- und West-
europa weitgehend zur Anknüpfung und
Ausweitung der internationalen Beziehun-
gen beitrugen. In diesem Schreiben erklärt
sich Crane bereit, einige Stücke seiner
Kollektion im Wert von 81 Pfund Sterling
dem Budapester Museum zu überlassenlü.
Walter Crane erfreute sich in Ungarn
hohen Ansehens und großer Beliebtheit.
Am 16. Oktober 1900 hielt er im Leopold-
städter Kasino von Budapest einen Vortrag
über die „Sprache der Linien", der bald
darauf in einem Sonderdruck zur Ver-
öffentlichung gelangte (Abb. 5). Die Zeit-
schrift „Magyar Iparmiiveszet" gab zu
Ehren Cranes im Juli 1900 ein Sonderheft
heraus (Abb. 6). Das Plakat seiner Buda-
pester Ausstellung entwarf Lancelot Cranc.
Der EinHuß, den Cranes Kunst auf Ungarn
ausübte, erwies sich als überaus nachhaltig
und tiefgreifend. Seine Schrift „Linie und
Form" erschien 1910 in ungarischer Über-
setzung.
Neben den künstlerischen Beziehungen zu
England brachte Ungarns Beteiligung an
der Pariser Weltausstellung 1900 einen
weiteren Ausbau der internationalen Kon-
takte und eine Bereicherung der Erfahrun-
gen mit sich, was von einem der ungarischen
Wcltausstcllungspavillons (Abb. 9) veran-
schaulicht wird. Neben der darstellenden
Kunst Ungarns waren in Paris auch alle
Zweige seines Kunstgewerbes vertreten,
und die Beteiligung wurde durch staatliche
Subventionen und Preisausschreiben tat-
kräftig gefördert. Die für Paris bestimmten
Exponate wurden zuvor auch in Budapest
öffentlich zur Schau gestelltll. In Paris
selbst wurde eine aus 128 Stücken be-
stehende Sammlung künstlerischer Objekte
angekauft, um dem heimischen Publikum
die französischen Spitzenprodukte, die be-
merkenswertesten Einrichtungsgegenstände
moderner Wohnkultur, technische und
künstlerische Neuheiten und die in der Aus-
stattung erzielbare Vollkommenheit vor
Augen zu führen, zugleich aber auch um die
in den nationalen Sammlungen vorhandenen
Lücken aufzufüllen 11. Neben diesen kultur-
politischen Zielsetzungen verfolgten die
großzügigen Ankäufe auch praktische
Zwecke: dem ungarischen Gewerbe ein
nachahmenswertes Beispiel zu geben und
in den Kreisen des Publikums das Interesse
für die Schöpfungen des modernen Kunst-
gewerbes zu wecken und zu vertiefen. Die
in Paris angekaufren Stücke, u. a. Werke
von Charpentier, Plumet et Selrnersheim,
Dubois, Gaillard, The Bath Cabinet Makers,
Majorelle, Lalique und Bigot, ferner
Colonnas, De Feures und anderer vom
Bing Art Nouveau, wurden 1901 gleich-
falls in Budapest ölTentlich ausgestellt.
Nach Paris traten von neuem die künstle-
rischen Beziehungen zu England in den
Vordergrund, vor allem im Rahmen der
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im Herhst 1902 in Budapest veranstalteten
„Britischen Kunstgcuerheausstellung"
(Abb. 7). X ' aus dem Katalog hervorgeht,
verfolgte diese Ausstellung den Zweck,
„ausgewählte Stücke aus der Urheimat des
modernen Kunstgewerbes im Original zur
Schau zu stellen, zumal die besten Erzeug-
nisse des englischen Kunstgewerhes auf
dem Kontinent kaum zu sehen sind. Selbst
in England begegnet man ihnen nur
gelegentlich, und bisher ist es noch nirgends
gelungen, sie im Rahmen einer Ausstellung
zusammenzufassen"l3. Folglich wurde die
erste wirklich umfassende Ausstellung des
englischen Kunstgexverhes der Jahrhundert!
wende in Butlapest veranstaltet. U,