erfolgte zwar durch einen unterglasurblauen Bindenschild, doch fehlen offenbar die anderen
Zeichen. Dies ist auch bei den zwei Schalen mit Untertassen (Abb. 371—372) verdächtig:
während die Untertassen sowohl den unterglasurblauen Bindenschild als auch die erforderli
chen eingepreßten Zahlen tragen (Jahresstempel 817, Weißdrehernummern 13, 9 oder 6),
weisen die Obertassen nur den blauen Bindenschild auf unglasiertem Boden (Abb. 373) auf.
Die Glasur ist allgemein sehr fehlerhaft.
Die Gruppe der Fälschungen im Stile des 18. Jahrhunderts abschließend, sei auf eine Dop
peltabatiere verwiesen, die mir ebenfalls großes Kopfzerbrechen bereitete (Abb. 374-376).
Tabaksdosen mit zwei Deckeln sind uns aus dem 18. Jahrhundert wohlbekannt. Es seien nur
die Meißener Doppeltabatieren erwähnt, auf denen miniaturhaft gemalte Szenen zu sehen
sind. Aus der Wiener Porzellanmanufaktur hingegen wurde bisher keine einzige eindeutig
gesicherte Dose dieser Art bekannt.
Das hier abgebildete Porzellan trägt einen unterglasurblauen Bindenschild auf der Innenseite
eines der beiden ovalen Behälter; die Marke ist aufdringlich und derb zwischen den Blumen
dekor gesetzt, und dieser mehr als nachdrückliche Hinweis auf die Wiener Manufaktur macht
stutzig. Festzuhalten ist, daß die jetzige Montierung wahrscheinlich deshalb nicht die ur
sprüngliche sein kann, da das Porzellan weit über diese Montierung hinaus abgewetzt ist,
und zwar besonders auf den Innenseiten der beiden Dosen. Die Glasur scheint recht fehler
haft und durch zahlreiche erhabene Pünktchen charakterisiert - Fehler, die durch eine für
Wien atypische Golddekoration kaschiert wurden. Manche ornamentale Motive sind von
einer Schematisierung, die mit der Qualität von Malereien aus der Mitte des 18. Jahrhundert
nicht vereinbar scheinen. Die miniaturhaft gemalten Hafenszenen hingegen sind gekonnt
ausgeführt und von ihrer Qualität her vielleicht der einzige Anhaltspunkt, um die Dose ins 18.
Jahrhundert datieren zu können. Allerdings wurde mir gerade in letzter Zeit (März 1979)
anläßlich unserer Sprechstunden am Österreichischen Museum für angewandte Kunst eine
ganz eindeutige Fälschung gezeigt, die ebenfalls sehr gut gemalte Hafenszenen trug.
350
Fulltext access denied for pi AC02539039 and pageNo 355