MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 102)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
Wie wenig die Architekturauffassung eine Frage 
des effektiven Alters ist, zeigt das Beispiel 
Ferdinand Schusters, dessen Einfluß vor allem 
als Hochschulprofessor in Graz außerordent- 
lich hoch einzuschätzen ist. Schuster hat wohl 
eine Anzahl von Auftragen ausgeführt, aber 
seine profilierte Haltung, sein konsequentes 
Denken ließen ihn nicht zum Routine-Archi- 
tekten werden. Beispiele seiner charakter- 
vollen Arbeiten der letzten Jahre. die sich un- 
reflektierten Effekten fernhalten, sind Industrie- 
baufen, Kirchen, Kindergarten (Abb. 26). 
Mit großer Intensität ist in den letzten Jahren 
ein Architekt von vitaler Begabung in den 
Vordergrund getreten: Gustav Peichl. Wahrend 
sein Osterreich-Pavillon der Worlds-Fair in 
New York 1964 noch heftige Kritik fand, zeigt 
er bei der Krimschule und beim Konvent der 
Dominikanerinnen, nicht ohne Zitate des Inter- 
nationalen Stils der dreißiger Jahre, sehr per- 
sönliche Einfälle, die sich in der geschlossenen 
Artikulation der Baukörper, in der Zuordnung 
und den Flächenkonzeptionen äußern. Der letzte 
und interessanteste Bau Peichls, das Rehabili- 
tationszentrum Wien-Meidling (Abb. 28), ist 
von geometrischen Präfigurationen bestimmt. 
Das Thema vorfabrizierter Betonteile wird für ein 
kräftiges Baukorperrelief eingesetzt und schafft, 
trotz mäßiger Höhenentwicklung, eine signi- 
flkante Baugestalt in der Ode der umgebenden 
Wohnverbauung. Mit lnteresse darf man die 
weiteren Realisierungen Peichls erwarten: eine 
Schule fur programmierte Instruktion in Mistel- 
bach (Abb. 27) und den Bau der vier neuen Funk- 
häuser in Linz, Dornbirn, Innsbruck und Salz- 
burg. 
ruf.- 
26 
Die Beiträge der oslerreichischen Architekten 
zum internationalen Architekturspektrum sind 
zwar qualitätvoll, aber durch das völlige Fehlen 
an Experimentierfreudigkeit bei den (vor allem 
offentlichen) Auftraggebern sind keine pro- 
gressiven Losungen entstanden. Wir geben uns 
damit zufrieden, an den Strom der internationalen 
Entwicklung wenigstens den ..Anschluß" ge- 
funden zu haben, ein Überholen ist bestenfalls 
bei theoretischen Projekten moglich. 
Überraschenderweise war Österreich auch auf 
dem Gebiete der Architektur immer wieder 
Nährboden für theoretische Arbeiten, für Po- 
lemik und Publizistik, für Lehre und Forschung - 
trotz der geringen Chancen, die man dafür 
anbot. 
Der mangelnde geistige Hintergrund der „Alten" 
7 die unfreiwillige Absperrung der jungen 
Kräfte vom Baugeschehen - hat seit den 
späten fünfziger Jahren einen Uberdruck er- 
zeugt, der ein Ventil in theoretischen, utopischen 
und publizistischen Momenten fand. Was ist 
aus diesen Bestrebungen geworden? 
Hans Hollein, Walter Pichler, Friedrich St. Florian, 
Raimund Abraham. Carl Pruscha. Günther 
Feuerstein u. a. zeigten zunächst verwandte
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.