Oskar Slrnad, Doppelhaus auf der Werkbundsiedlung.
Wien 1932
Oskar Slrnad, Projekt für eine Stadtplanung Wien. 1923
Oskar Strnad, Haus, Wien 19 Kobenzlgasse. erbaut
1910-1912. Slraßenansicht und Ganenansicht
Es ist ein gewagter Versuch, eine Künstler-
persönlichkeit, die im ersten Drittel unseres
Jahrhunderts die moderne Entwicklung ent-
scheidend mitbestimmte, einer Generation vor-
zustellen, die sie nicht mehr und ihr Werk
kaum kennt. Es ist deswegen ein gewagter
Versuch, weil das Wesen und Schaffen dieser
Persönlichkeit so sehr vom Wesen und Schaffen
der Künstler verschieden war, die früher Schlag-
zeilen machten und heute noch machen, die
kleine Einfälle in Form von Manifesten publi-
zieren und einen Sesselentwurf nur sshätzen,
wenn er "provokant" ist.
Strnad war niemals provokant; er verstand und
erstrebte es immer, seine ideen so selbstver-
ständlich und unauffällig zu präsentieren, daß
sie für den oberflächlichen Betrachter kaum auf-
fielen. Er war ein Revolutionär der Stille.
Im Gegensatz zu anderen modernen Künstlern
seiner Zeit, die vorerst alte Konventionen in neue
Formen kleideten, schuf er (vorerst noch mit
konventionellen Formen) neue Inhalte. (Das
wird z. B. an seinen Arbeiten für den Schieß-
brunnen in Karlsbad und dem Entwurf für das
Kriegsministerium deutlich erkennbar.)
Das Eigenartige am Wesen Strnads tritt schon
in der Realschule in Erscheinung, wo Freihand-
zeichnen und Mathematik seine Lieblingsfächer
waren, zwei Disziplinen, deren Verehrer meistens
durch Welten voneinandergetrennterscheinen.
Diese Doppelliebe hat er sich b' zu seinem
Tode erhalten. „Phantasie und Präzision müssen
so innig vereint sein, daß ein Architekt (Strnad
verstand darunter einen Künstler) seine Phan-
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tasien auch telephonisch statt in Pläner
teilen kann."
Phantasie und Präzision und das Bemühe
künstlerische Ansicht möglichst unauffäl
erreichen, bestimmen seine Arbeiten. V
Jahre vor seinem Tode hat er versprr
einen Artikel überuFormlos formen" zu schr
Er konnte diesem Versprechen leider
mehr nachkommen, aber in allen seinen V
ist erkennbar, was er darunter verstand.
Und auch in seinen Schriften, wie: Ged
beim Entwurf eines Grundrisses, Soldaten
und Kriegerdenkmale (1915), Einiges
retisches zur Raumgestaltung (1913,
Neue Wege zur Wohnraumeinrichtung ('
Harmonie in der Baukunst (1932), Das 5
spielhaus (1920), Regie und Dichtung,
und Szene (1934) usw.
Großes, lebendiges Wissen, die Fähigkei
bindungen geistiger, künstlerischer und i
schaftlicher Art zu allen Zeiten zu erkenne
die Parallelität aller künstlerischen Ausd
mittel zu berücksichtigen, nebst einem bril
Darstellungsvermögen, zeichnen seine A:
aus.
Er hatte es niemals nötig, auf der Bür
"verfremden". um eine dramatische A
durchzusetzen, weil es ihm immer gelan
und Milieu der Dichtung dem dramatische
des Werkes bruchlos einzufügen: durr
dem Werk entsprechende Art der Wieds
durch Proportionsverschiebungen und
die technische Lösung der Realisierung.