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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 102)

ertafeln. 4 Aquarellpa ermuster. 
nshurg, Otto Maier, 1967, S B8B,- 
DM 110.? 
hofessor Max Dorner im Jahre 1921 
luch .Malmaterial und seine Verwendung 
lde' herausgab, sagte er in seinem Vor- 
.Das Handwerk muß wieder die Grund- 
der Kunst werden. Anders kommen wir 
lem Chaos nicht heraus. Das ist heute 
lleinung weitester Kreise der Künstler- 
I." Sein Buch fand auch sehr rasch den 
an Beifall der Fachgenossen und konnte 
hreren Auflagen erscheinen. Inzwischen 
1B ein halbes Jahrhundert vergangen. Die 
lerischen Anliegen sind die gleichen ge- 
in, aber Technik und Wissenschaft haben 
levision der alten Methoden erforderlich 
:ht. Des M ' ers Schüler, Kurt Wehlte. 
Professor 'r Maltechnik und Gründer 
istituts für Technologie der Malerei an 
aatlichen Akademie der bildenden Künste 
ittgart und Herausgeber der Zeitschrift 
zchnik", hat seine reichen Erfahrungen 
shrer an ier Akademien nach vierzig- 
er Lehrtätigkeit in einer Enzyklopä ie 
eschrieben, die dem Stande der heuti- 
enschah Rechnung tragt. Das Werk 
tiefschürfend und weitausholend ge- 
rn, daß es nicht nur ein wertvolles Lehr- 
für Kunststudenten, sondern ein Nach- 
iewerk für den ernsthaften Künstler, ein 
iuch für den Restaurator und nicht zu- 
in unentbehrliches Hilfsmittel für Kunst- 
ker. Kunsthändler und Experten, die 
ait oder Datierung eines Kunstwerkes 
rllen wollen, wurde. Durch ein ver- 
htes Dezimalregister gelang es dem 
ser. eine leichte Benützbarkeit zu ge- 
rieten, wozu die Einteilung in viele 
Kapitel wesentlich beiträgt. Ein 17 Sei- 
nfassendes Inhaltsverzeichnis zeigt die 
'ie Gliederung des Werkes, so daß das 
den jedes den Leser speziell inter- 
rnden Themas in kürzester Zeit erreicht 
n kann. 
a versteht unter dem Begriff Maltechnik 
rchnologie des Malmaterials und nicht 
ünstlerische Malweise des einzelnen 
rrs, wie häufig irrtümlich gemeint wird. 
ne ist von dem anderen nicht zu trennen, 
ne wirkliche Harmonie zwischen hand- 
:hem und künstlerischem Können ist 
rl letzten Kunstwollens. Die alten Meister 
noch in ihren Werkstatten ihre Werk- 
inntnisse an die Lehrlinge weiter. Im 
nd 18. Jahrhundert wurden an den 
mian keine Materialkenntnisse gepflegt; 
1d die Industrien die Herstellung von 
ioffen übernahmen, verloren die Maler 
intakt mit ihren Materialien. Aus Zunft- 
inissen wurden Fabriksgeheimnisse. 
lflff zwar zu den alten Rezeptbüchern. 
iangelnde Sprach- und Fachkenntnisse 
l infolge von Fehliibersetzungen zu Irr- 
I. Der s iöse Kiinstler konnte sich alle- 
te gründliche Technik selbst erarbeiten, 
in maltechnischer Lehrer kürzte seinen 
wesentlich ab. Wehlte teilt die Mal- 
t in die drei Grundelemente: Malgrunde, 
ittel und Bindemittel, und faßt das Malen 
Formel zusammen: Malen ist Farb- 
n verteilen plus Bindemittel auf Farb- 
Das Versagen nur eines der drei Ele- 
stört das Gesamtsystem, daher ist 
tigstes Erfüllen aller Erfordernisse Pflicht 
iwissenhaften Künstlers. In dem Kapitel 
ittel ist ein lexikales Verzeichnis von 
ntan, das nahezu hundert Seiten um- 
nd ein Buch im Buche ausmacht, in 
lm die wesentlichen Eigenschaften wie 
ilsweise Farbton, Herkunft, technische 
affenheit, Bindemittelbedarf, Giftigkeit 
rxistierenden Farben übersichtlich be- 
ien werden, wie man es nirgendwo 
.ann. Schon dieses Verzeichnisses halber 
ein Künstler das Buch besitzen. Der 
nalerei ist ein Viertel des Gesamttextes 
net und ibt Aufschluß über Fresko- 
eccotechnik. historische und moderne 
ren, wob von besonderem Interesse 
alerei mit Dispersionsfarben oder die 
iachteltechnik ist. Auch die Mosaik- 
(an, ob Stein-, Glas- oder Keramik- 
l, sind genauastens untersucht. Von 
lerer Wichtigkeit für Restauratoren und 
ifleger ist der Abschnitt über Pflege und 
ing der Wandmalereien. Noch umfang- 
ist der Teil des Werkes. der sich mit 
elmalerei beschäftigt. Die verschiedenen 
ierungen, ie nachdem, ob es sich um 
Malgründe wie Holz oder Metalle oder 
:he wie Leinwände oder um Papier 
t, werden ausführlich beschrieben. Der 
witt. der den Zei hentechniken gewid- 
l, ist besonders aufschlußreich für alle 
lie sich mit den graphischen Künsten 
an. Die alten klassischen und die aller- 
en Zeichenmittel werden auch in zeit- 
shtlicher Hinsicht neben ihrer Verwend- 
und Herstellung beschrieben. Des- 
lfl findet das Thema Pastellmalerei seine 
chung sowie die Aquarell- und Deck- 
nalerei, welch letztere Wehlte in dem 
ilbagriff Wassarfarbonmalerei unter- 
Die Technik der Temperamalsrei bei den 
Vleistern und dar synthetischen Emul- 
und Kunststoffdispersionen der m0- 
Maler finden ebenfalls ihre Würdigung. 
Kapitel beschäftigen sich sogar mit 
nterglasmalerei, Lackmalerei und En- 
 
 
 
 
 
 
 
 
ders interessant. Wehlte vers" rrit es nicht. die 
Experimentierfreudigkait der Künstler anzu- 
regen, und behandelt in einem eigenen Kapitel 
Sondertechnikan auf Wand und Tafel, in 
welchem von Collagen, Wismutmalerai und 
Harzgußtechnik die Rede ist. Auch über 
Vergolden, Punzieren und Patinieren kann sich 
jeder informieren. Das Werk wäre nicht voll- 
standig. hätte Wehlta nicht auch seine Er- 
kenntnisse der Untersuchungen von Gemal- 
den zum Gegenstand eines weiteren Kapitels 
gemacht. Er schildert die Betrachtungen mit 
dem Dermatoskop. Mekroschliffe und Mikro- 
schnitte. die Wichtigkeit der Untersuchungen 
im gefilterten Ultraviolett, die maltechnische 
Rontganographie und die Bedeutung der 
technologischen Dokumentarphotographie. Ein 
erläuterndes Verzeichnis von Fachausdrücken 
erweist sich ebenso wertvoll wie ein Bezugs- 
quellenhinweis für die Materialien. Das Buch 
sollte in keiner Kunstbibliothek, Sammlung 
und in keinem Museum fehlen und ist für 
Studenten, Kunsrler, Kunstliebhaber, Händler 
und Experten und auch ftir den Laien eine 
Quelle umfangreichen Wissens auf dem Ge- 
biete der Technologie der Malerei. 
Nora Keil 
Holländische Gonrcgemülde. Von Mikldn 
Mojzer. Corvina Verlag (Budlpelt.1967). 
29 Textseiten. 48 farbige Bildtafeln 
Mit Ausnahme eines einzigen Gemäldes, das 
sich im Museum von Erlau befindet, gehören 
alle hier reproduzierten Werke dem Museum 
der bildenden Künste in Budapest, des mit 
vorliegendem Band fortfälirt, auf höchster 
Ebene fürsich zu werben und seine in der 
breiteren Offentlichkeit nur wenig bekannten 
Schatze publik zu machen. Äußerst eindrucks- 
voll ist die Einleitung, in der der Verfasser, ehe 
er zu kurzen Charakterisierungen der einzelnen 
Künstler übergeht, Stellung und Wesen das 
holländischen Genrebildes des 17. Jahr- 
hunderts definiert. Das Genrebild entspringt 
einer eher paradoxen Situation; so liebt die 
holländische Kunst etwa nicht die Schlachten- 
malerei und kennt das Historienbild kaum, 
obwohl Holland sich in heroischem Kampf 
von der Unterdrückung freigemacht hatte. 
Auch die ethische Seite der Arbeit ist diesem 
fleißigsten unter den Völkern völlig fremd. 
und die Italiener und Spanier haben gerade im 
17. Jahrhundert (Caravaggio, Ribera) den 
kleinen, armen Mann in all seiner Große er- 
kannt und dargestellt, während der Bauer in 
der holländischen Malerei fast stets ein ver- 
fressener und verlotterter Trunkenbold ist. 
Auf der anderen Seite hat keine Kunst der 
Welt eine ansoruchs- und reizlose. langweilige 
und monotone Landsrch ft glanzvoller wieder- 
gegeben als die holländische. und niemand 
hat aus Belanglosigkeiten (Stillebanl) mehr 
herauszuholen verstanden als die Holländer. 
.Das Genrebild hat keine Ikonographie, KSinB 
Theorie und keine historischen Vorbilder". 
stellt der Autor fest und fuhrt wenig später 
fort: ..Der Mensch wurde im Genre zu einem 
gewöhnlichen Erdenbürger . .. der Held wird 
zum Modell." 
Die Ausnahmen, die die Regel bestätigen, 
sind Frans Hals, Jan Varmaer van Delft und 
Rembrandt teils vom Thematischen, teils 
vom Ethischcn her. Aber die Söhne des Frans 
Hals waren gewöhnliche, ..ordinäre" Genre- 
maler, Vermeer war praktisch schon zu Leb- 
zeiten ein Vergessener, und die Welt der Bibel, 
vor allem des Alten Testaments, die Rem- 
brandt faszinierte. lag den Holländern einfach 
nicht, ebensnwenig wie sie etwas vonjenerpsy- 
chologischen Einfühlung wissen wollten, durch 
die sich Hals und vor ellern Rembrandt Un- 
sterblichkeit sicherten. In der holländischen 
Genremalerai wird die Individualität zur Type 
degradiert, stellt der Autor fest, und das Kunst- 
werk wird zur Ware. - 
Tebrugghen, P. van Laer, A. Both, Buytewech, 
Dirk und Harmen Hals. J. M. Molenaer, Van 
de Venne, J. Duck, J. Ols, Pieter de Molyn (7), 
Droochsloot. B. G. Cuyp, A. und Isaack van 
Ostade. Rembrandt. G oou. Jan Victors. 
G. van den Eeckhout, P. de Hooch, C. Net- 
scher, C. de Man, Jan Steeri, J. Ochtervelt 
Ph. Wouverman, Dirck Maas, D. van Wynen, 
Th. Wyck, C. Eega, Corne a Dusart und 
Richard Brakenburgh sind in dieser Publika- 
tion mit besten Werken in guten Reproduk- 
tionen vertreten; knappe. treffende Tafel- 
kommentare. 
Ernst Koller 
Verborgene Kostbarkeiten. Kunetwande- 
rungan abseits der Hauptstraße, 7: Rund 
um Augsburg. Von Ursula Pfiatermciator. 
Verlag Hanl Carl. Nürnberg (1968). 
102 Seiten, etwa die Hälfte olvon mit 
Schwarzwaißabbildungon. Zuglnga- und 
Straßanaltizzen. Halbleirien 
Schon ofters hatten wir Gelegenheit, auf diese 
sympathische Fublikationsreihe zu verweisen, 
die eine willkommene Ergänzung zum .Dehio" 
und zum .Reclam" bedeutet und ihran Haupt- 
reiz aus den prächtigen Illustrationen und den 
sachdienlichen Kartenskizzen zieht. 
Kunstwerke aller Perioden, angefangen von 
der Romantik (Tholbath, St. Loonhard) hinweg 
über Arbeiten der Renaissance, des Barock und 
das Rokoko (Edelsteinen, Maria mit Kind, um 
1420, Bieselbach, Relief von Dlninl Mauch, 
1501, Hilgertshausan, Grabplatte von H. Krum- 
per, I7. Jahrhundert, Kaisheim, Hochaltar, 
intensitat dieser" an dann h ansian FtsnEiäs 
so reichen Landschaft hin. 
Ernst Koller 
Walter rtomstoeck, Hannes Schmucker. 
Verlag Karl Thiemig KG, München 1967 
Auf etwas über dreißig Textseiten wird das 
Leben des 1899 in Eger geborenen und 1965 
in München gestorbenen Malers geschildert. 
Er lernte bei Franz Stuck in München, ging 
nach Paris und Berlin und entschloß sich 
Spatel, sich in Qstpreußen niederzulassen. in 
seinen Werken spiegelt sich seine Zeit und 
die Landschaft wider, in der er diese Bilder 
malte. In der biographischen Ubersicht wird 
Oftmals der Kgnstler selbst durch Aus- 
züge aus seinem Tagebuch zitiert, und wir 
können so sein Leben das ganz der Kunst 
hingegeben und das von dem Ernst und der 
Verantwortung des Künstlers zur Wahrheit 
erfüllt war, nachvollziehen. Wir ekennen das 
Ringen um die Form, erleben die Strömungen, 
die auf ihn wirkten, und sehen, daß Schmucker 
auch in den Jahren, in denen es nicht leicht 
war, einen geraden Weg zii gehen, sich mühte. 
das Wesentliche in seiner Aussage zu er- 
fassen. Wir erkennen die verschiedenen Ein- 
fltisse, merken aber auch, claß hier eine starke 
Persönlichkeit am Werk war, die die Strömun- 
gen in ihrer Waise verarbeitete, um Eigenes 
daraus zu machen. Abgeschlossen von der 
internationalen Kunstentwicklung, bedeutet 
1945 eine echte Zäsur in Schmuckers Werk, 
Das Einströmen der Erkenntnisse, die in der 
freien Welt in der Zwischenzeit auf dem Ge- 
biete der Malerei erworben wurden, wird be- 
merkbar. In den funfziger Jahren scheint der 
Maler seine endgültige Aussageweise ge- 
funden zu haben, und in einer Reihe von 
Z9, zum Teil farbigen Wiedergaben werden 
die Werke der folgenden Zeit dem Bildteil zu 
Recht an die Spitze gestellt, während die Ent- 
wicklung von den Pariser Jahren bis zum 
„Ostertisch" von 1951 den sehr reichhaltigen 
Teil der Beispiele beschließen. 
Alois Vogel 
Querschnitte. Kunst nach '45. Georg F. 
Schwarzbauer. 5 Jahre Galerie 61. Buch- 
reihe das Landesmuseum: für Kärnten, 
XXll. Band. Klagenfurt 1967, Verlag de! 
Geschichtsvaroins für Kärnten. XXVlll 
Farbtafeln, 48 Schwarzweißabbildungen, 
farbiges Fronti 
Es erstaunt in o tivem Sinn, daß eine so 
ehrwürdige Institution wie der Geschichts- 
verein für Karnten in enger Zusammenarbeit 
mit dem Landesmuseum anlaß' h des .nur' 
fünfiahrigen Bestandsiubilaums ei er kleinen 
Privatgalerie eine derart voluminöse, immer- 
hiri 91 Textseiten umfassende Publikation auf 
den Markt wirft. Damit ist allein schon eine 
Tat gesetzt, die Nachahmung verdient. - 
Das Werk ist in allen wesentlichen Teilen mit 
größter, echt musealem Geist verpflichteter 
Akribie abgafaßt. Dies gilt vor allem für den 
umfangreichen Werkskatalog und die sonsti- 
gen V rzeichnisse, die in analytischer Weise 
die T" gkeit der Galerie in der Landeshaupt- 
stadt, der Kärntner Provinz und dem Ausland 
dokumentieren. 
Im Text wird versucht, allgemeine Maximen 
der Entwicklung seit 1545 aufzustellen und in 
diesen „Grundriß" das Schaffen jener Künstler 
einzuordnen, die in der Galerie 61 zum Zuge 
kamen. Manche wesentliche Worte fallen 
auch über Stellung und Aufgabe einer Galerie 
von heute: Ihr Hauptinteresse muß der 
,Kunst um der Kunst willen" dienen und darf 
nicht von kommerziellen Gesichtspunkten be- 
stimmt sein. Hier ergeben sich Einwände: Ein 
Kunstwerk ohne Besitzer ist heute mehr denn 
ie ein unvollständiges Kunstwerk, das für die 
Galerie, fürs Museum geschaffene Werk 
schwebt im leeren Raum. Ohne konkrete, 
aktive Bindung von Kunstschaffen und Ge- 
sellschaft muB die Kunst im Zwielichtigen, 
imaginären dahinwuchern a und so miißte 
es vornehmste Aufgabe einer Galerie sein, 
nicht die .Kunst ins Volk" zu bringen, sondern 
das ..Vol.'(" zur Kunst zu führen. Augen zum 
Sehen hat jeder, sie mussen nur geöffnet oder 
von verzerrenden Brillen der Fehl- und Ver- 
bildurig befreit werden. 
 
Ernst Koller 
Gruppe 64. Bildende Kunst in Österreich. 
Hrag. von Oskar Matulla und Alois Vogel 
im viiriag Josef Faber, Kremslßonau 
(1957). 95 Seiten, zahlreiche Abbildun- 
gen 
Ausstellurigskataloge lebender Künstler ver- 
mögen nur selten zu befriedigen; sie sind 
zwar oft genug graphisch ansprechende Lei- 
stungen, aber von echter Information ist in 
ihnen kaum je die Rede. So war es eine vor- 
zügliche Idee, als sich die Herausgeber ent- 
schlossen, den Kunstlern der .Gruppe 64' ein 
reich behildertes, mit ausführlichen Biographien 
und Werksanalysen versehenes Heft zu wid- 
men, das angetan ist, schmerzliche Lücken zu 
füllen. Behandelt sind folgende Künstler: 
Kiiri Arnmann (Biograph: Peter Baum), Franz 
Vinzenz Dressler (Matulla), Traude Dressler 
(Martina), Franz Erntl (Msiiiiis), Hans FrOniUs 
Walter Koschatzky), Mathias Hietz (Vogel). 
Kurt lngorl (Vogel), Fritz Jakob (Oskar VVIBS- 
flecker), Florian Jakowitsch (Franz Eppel), 
Franz Kagra - Katzgraber (Vogel), Karl Korab 
(Erich Fillballer), Siegfried Kriiphaiiar (Ma- 
tiiiia), Oskar Matulla (Heinz schänv). Maxi- 
mann Walenta (Michael Scharang), Anton 
Wichtl (Vogel). Wie man sieht, nicht nur eine 
stattliche Zahl teils sehr namhafter Kunstler, 
sondern ein ansehnliches Aufgebot erst- 
klassiger Autoren. Besonders erfreulich das 
umfassende bibliographische Verzeichnis und 
die Nennung der von den Gruppenmitgliedern 
erworbenen Preisel 
Ernst Koller 
Curt Stenvert, Dia Funktionelle Kunst 
des 21. Jahrhunderts oder: Die Pro- 
grammierung der Erkonntnia- und Er- 
lebnisprozesse. Mainz Moos Verlag, 
München (1568). 100 Seiten. mit zum 
Teil farbigen Ganz- und Teilebbildungen 
von 48 Werken de: Künstlers. Leinen 
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß 
Stenvert so etwas wie ein Apostel und Prediger 
ist, beseelt von genau dem gleichen Fanatis- 
mus wie seine Vorgänger im Geiste aus ver- 
gangenen Jahrhunderten, aber ausgestanet 
mit einer genauen Kenntnis der Möglichkeiten 
moderner Massenbeeinflussung. Kein Wunder, 
Stenvert kommt vom Film her und ist nunmehr 
bereits seit Jahrzehnten einer der bedeutend- 
sten Exponenten dieser Kunstgattung. aus- 
gezeichnet mit hohen Preisen. 
Was will Stenvert? Er sagt sich, daß die 
Menschheit am Aufbruch des dritten Jahr- 
tausends n. Chr. iri zivilisatorisch-technisch- 
naturwissenschaftlichen Belangen weiter vor- 
geprescht ist, als dies noch vor einer Gene- 
ration vorstellbar gewesen wäre. Seelisch ist 
der Mensch von heute aber ein Steinzeitler 
geblieben, bei dem. um Oueltingar zu zitieren. 
das Morden nimmer aufhciret. Der Mensch ist 
nach Stenvert von Natur aus bescheiden: er 
will ein Dach über dem Kopf, Kleidung und 
Essen in ausreichendem Maß und als wich- 
tigstes ein wenig Glück und innere Zufrieden- 
heit. Wenn man der Menschheit dies nicht 
geben kann, wird sie wohl das 21.Jahr- 
hundert nicht überleben. 
Um diesen seinen Glauben an das Mensch- 
liche im Menschen und an die große huma- 
nitäre Verpflichtung der Gegenwart und 
unmittelbaren Zukunft zu verkündigen, be- 
dient sich Stenvert des Wortes, indem er 
eindrucksvolle Manifeste und szenische Dis- 
kussionen verfaßt, vor allem aber visueller 
Mittel. In seinen ..Situationen' und ..Farallel- 
situationen" unternimmt er den Versuch, an- 
schauliche, eindringliche und doch leicht faß- 
bare Symbole zu erstellen, die zeigen, woher 
wir kommen, wo wir stehen und wohin wir 
gehen. 
Mit Recht kann Stenvert von sich behaupten. 
kein „Pop-Artist' zu sein. Er betreibt weder 
art pour l'art. noch wuhlt er im Dreck zivilisa- 
torischer Relikte vor allem aber lebt er sich 
nicht derart blind und ungehemmt aus, wie 
dies bei 9096 der Künstler von heute der Fall 
ist, die sich durch ihr Zurücksinken in völlig 
unkontrollierte Triebhaltigkeit tatsachlich zum 
Dinosauriertum bekennen, ob sie es nun 
wissen oder nicht. 
Eine traurige Erfahrung hat der Verfasser dieser 
Zeilen allerdings gemacht: Die allermeisten 
Laien-Betrachter der Werke Stenverts haben 
jeglichen Sinn für Symbole verloren, sie 
erfassen weder die Pointen der Einzelwerke, 
noch haben sie ein Gespür Iur die .Moral von 
der Geschieht", um mit Wilhelm Busch zu 
reden, der ohne allzu große Vergewaltigung 
der Tatsachen als geistiger Urahn Stenverts 
angesehen werden kann, ebenso wie etwa 
Callot oder Hogarth, von Goya und Daumier 
nicht zu reden, die alle gleich Stenvert .Welt- 
verbesserer" waren, in der künstlerischen 
Sprache ihrer Zeit redeten und in oftmals sehr 
brillanter Weise mißverstanden wurden. 
Eine sehr persönliche Kritik muß der Rezensent 
bei aller Bewunderung für Stenvert dennoch 
zur Sprache bringen: Warum hat Stenvert in 
der Bibliographie seines Buches jenen Auf- 
satz verschwiegen, der in Nr. 7811965 unserer 
Zeitschrift über ihn erschien, wenig später als 
Separatum anlaßlich der Ausstellun bei Ben- 
iamin Katz, Berlin (Ma'rzlApril 1365) aris- 
gegeben wurde und als bezahlte Werbe- 
einschaltung in .Das Kunstwerk" einen Nach- 
druck erfuhr? Dieser Werbenachdruck in ..Das 
Kunstwerk" scheint in Stenverts Bibliographie 
auf, die .Alte und moderne Kunst" fiel unter 
den Tisch. Das ist nicht fair, Herr Stenvert. 
etwas zu verschweigen, wahrscheinlich bloß 
deshalb, weil ihm weniger Publicity anhaftet 
als der deutschen Kunstzeitschrift, der die 
Ehre des Genanntwerdens widerfuhrl Halten 
Sie sich an Ihre eigenen Maximen, Meisterl 
Ernst Koller 
Eingelangte Bücher 
J, Burckhardt. A. M. Vogt, P. Hofer, gta - Ga- 
schichte und Theorie der Architektur - Rede 
und Vortrag zur Eröffnung. 52 S., 43 Abb., 
brosch. Birckhauser Verlag, Basel 1968. 
sfrs 10,- 
Karl M. Swoboda Kunstgeschichtliche Anzei- 
gen - 7. Jg., 65166. 117 S., brosch. Hermann 
Böhlaus Nacht, Wien 1967 
W. J. Hofmann. Schlafs Pommersfeld - Ge- 
schichte einer Entstehung. 231 S., 40 Tafeln, 
255 Abb" Lainen. Verlag Hans Carl, Nürnberg 
1 5GB DM 48' 
W. Rauda, R.Wurzer, Salzburg. 96 S., 31 Feder- 
zeichnungen, Plan und Fotos, Leinen. Platzer 
Verlag, Berlin 1958 DM 19,61)
	        
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