ertafeln. 4 Aquarellpa ermuster.
nshurg, Otto Maier, 1967, S B8B,-
DM 110.?
hofessor Max Dorner im Jahre 1921
luch .Malmaterial und seine Verwendung
lde' herausgab, sagte er in seinem Vor-
.Das Handwerk muß wieder die Grund-
der Kunst werden. Anders kommen wir
lem Chaos nicht heraus. Das ist heute
lleinung weitester Kreise der Künstler-
I." Sein Buch fand auch sehr rasch den
an Beifall der Fachgenossen und konnte
hreren Auflagen erscheinen. Inzwischen
1B ein halbes Jahrhundert vergangen. Die
lerischen Anliegen sind die gleichen ge-
in, aber Technik und Wissenschaft haben
levision der alten Methoden erforderlich
:ht. Des M ' ers Schüler, Kurt Wehlte.
Professor 'r Maltechnik und Gründer
istituts für Technologie der Malerei an
aatlichen Akademie der bildenden Künste
ittgart und Herausgeber der Zeitschrift
zchnik", hat seine reichen Erfahrungen
shrer an ier Akademien nach vierzig-
er Lehrtätigkeit in einer Enzyklopä ie
eschrieben, die dem Stande der heuti-
enschah Rechnung tragt. Das Werk
tiefschürfend und weitausholend ge-
rn, daß es nicht nur ein wertvolles Lehr-
für Kunststudenten, sondern ein Nach-
iewerk für den ernsthaften Künstler, ein
iuch für den Restaurator und nicht zu-
in unentbehrliches Hilfsmittel für Kunst-
ker. Kunsthändler und Experten, die
ait oder Datierung eines Kunstwerkes
rllen wollen, wurde. Durch ein ver-
htes Dezimalregister gelang es dem
ser. eine leichte Benützbarkeit zu ge-
rieten, wozu die Einteilung in viele
Kapitel wesentlich beiträgt. Ein 17 Sei-
nfassendes Inhaltsverzeichnis zeigt die
'ie Gliederung des Werkes, so daß das
den jedes den Leser speziell inter-
rnden Themas in kürzester Zeit erreicht
n kann.
a versteht unter dem Begriff Maltechnik
rchnologie des Malmaterials und nicht
ünstlerische Malweise des einzelnen
rrs, wie häufig irrtümlich gemeint wird.
ne ist von dem anderen nicht zu trennen,
ne wirkliche Harmonie zwischen hand-
:hem und künstlerischem Können ist
rl letzten Kunstwollens. Die alten Meister
noch in ihren Werkstatten ihre Werk-
inntnisse an die Lehrlinge weiter. Im
nd 18. Jahrhundert wurden an den
mian keine Materialkenntnisse gepflegt;
1d die Industrien die Herstellung von
ioffen übernahmen, verloren die Maler
intakt mit ihren Materialien. Aus Zunft-
inissen wurden Fabriksgeheimnisse.
lflff zwar zu den alten Rezeptbüchern.
iangelnde Sprach- und Fachkenntnisse
l infolge von Fehliibersetzungen zu Irr-
I. Der s iöse Kiinstler konnte sich alle-
te gründliche Technik selbst erarbeiten,
in maltechnischer Lehrer kürzte seinen
wesentlich ab. Wehlte teilt die Mal-
t in die drei Grundelemente: Malgrunde,
ittel und Bindemittel, und faßt das Malen
Formel zusammen: Malen ist Farb-
n verteilen plus Bindemittel auf Farb-
Das Versagen nur eines der drei Ele-
stört das Gesamtsystem, daher ist
tigstes Erfüllen aller Erfordernisse Pflicht
iwissenhaften Künstlers. In dem Kapitel
ittel ist ein lexikales Verzeichnis von
ntan, das nahezu hundert Seiten um-
nd ein Buch im Buche ausmacht, in
lm die wesentlichen Eigenschaften wie
ilsweise Farbton, Herkunft, technische
affenheit, Bindemittelbedarf, Giftigkeit
rxistierenden Farben übersichtlich be-
ien werden, wie man es nirgendwo
.ann. Schon dieses Verzeichnisses halber
ein Künstler das Buch besitzen. Der
nalerei ist ein Viertel des Gesamttextes
net und ibt Aufschluß über Fresko-
eccotechnik. historische und moderne
ren, wob von besonderem Interesse
alerei mit Dispersionsfarben oder die
iachteltechnik ist. Auch die Mosaik-
(an, ob Stein-, Glas- oder Keramik-
l, sind genauastens untersucht. Von
lerer Wichtigkeit für Restauratoren und
ifleger ist der Abschnitt über Pflege und
ing der Wandmalereien. Noch umfang-
ist der Teil des Werkes. der sich mit
elmalerei beschäftigt. Die verschiedenen
ierungen, ie nachdem, ob es sich um
Malgründe wie Holz oder Metalle oder
:he wie Leinwände oder um Papier
t, werden ausführlich beschrieben. Der
witt. der den Zei hentechniken gewid-
l, ist besonders aufschlußreich für alle
lie sich mit den graphischen Künsten
an. Die alten klassischen und die aller-
en Zeichenmittel werden auch in zeit-
shtlicher Hinsicht neben ihrer Verwend-
und Herstellung beschrieben. Des-
lfl findet das Thema Pastellmalerei seine
chung sowie die Aquarell- und Deck-
nalerei, welch letztere Wehlte in dem
ilbagriff Wassarfarbonmalerei unter-
Die Technik der Temperamalsrei bei den
Vleistern und dar synthetischen Emul-
und Kunststoffdispersionen der m0-
Maler finden ebenfalls ihre Würdigung.
Kapitel beschäftigen sich sogar mit
nterglasmalerei, Lackmalerei und En-
ders interessant. Wehlte vers" rrit es nicht. die
Experimentierfreudigkait der Künstler anzu-
regen, und behandelt in einem eigenen Kapitel
Sondertechnikan auf Wand und Tafel, in
welchem von Collagen, Wismutmalerai und
Harzgußtechnik die Rede ist. Auch über
Vergolden, Punzieren und Patinieren kann sich
jeder informieren. Das Werk wäre nicht voll-
standig. hätte Wehlta nicht auch seine Er-
kenntnisse der Untersuchungen von Gemal-
den zum Gegenstand eines weiteren Kapitels
gemacht. Er schildert die Betrachtungen mit
dem Dermatoskop. Mekroschliffe und Mikro-
schnitte. die Wichtigkeit der Untersuchungen
im gefilterten Ultraviolett, die maltechnische
Rontganographie und die Bedeutung der
technologischen Dokumentarphotographie. Ein
erläuterndes Verzeichnis von Fachausdrücken
erweist sich ebenso wertvoll wie ein Bezugs-
quellenhinweis für die Materialien. Das Buch
sollte in keiner Kunstbibliothek, Sammlung
und in keinem Museum fehlen und ist für
Studenten, Kunsrler, Kunstliebhaber, Händler
und Experten und auch ftir den Laien eine
Quelle umfangreichen Wissens auf dem Ge-
biete der Technologie der Malerei.
Nora Keil
Holländische Gonrcgemülde. Von Mikldn
Mojzer. Corvina Verlag (Budlpelt.1967).
29 Textseiten. 48 farbige Bildtafeln
Mit Ausnahme eines einzigen Gemäldes, das
sich im Museum von Erlau befindet, gehören
alle hier reproduzierten Werke dem Museum
der bildenden Künste in Budapest, des mit
vorliegendem Band fortfälirt, auf höchster
Ebene fürsich zu werben und seine in der
breiteren Offentlichkeit nur wenig bekannten
Schatze publik zu machen. Äußerst eindrucks-
voll ist die Einleitung, in der der Verfasser, ehe
er zu kurzen Charakterisierungen der einzelnen
Künstler übergeht, Stellung und Wesen das
holländischen Genrebildes des 17. Jahr-
hunderts definiert. Das Genrebild entspringt
einer eher paradoxen Situation; so liebt die
holländische Kunst etwa nicht die Schlachten-
malerei und kennt das Historienbild kaum,
obwohl Holland sich in heroischem Kampf
von der Unterdrückung freigemacht hatte.
Auch die ethische Seite der Arbeit ist diesem
fleißigsten unter den Völkern völlig fremd.
und die Italiener und Spanier haben gerade im
17. Jahrhundert (Caravaggio, Ribera) den
kleinen, armen Mann in all seiner Große er-
kannt und dargestellt, während der Bauer in
der holländischen Malerei fast stets ein ver-
fressener und verlotterter Trunkenbold ist.
Auf der anderen Seite hat keine Kunst der
Welt eine ansoruchs- und reizlose. langweilige
und monotone Landsrch ft glanzvoller wieder-
gegeben als die holländische. und niemand
hat aus Belanglosigkeiten (Stillebanl) mehr
herauszuholen verstanden als die Holländer.
.Das Genrebild hat keine Ikonographie, KSinB
Theorie und keine historischen Vorbilder".
stellt der Autor fest und fuhrt wenig später
fort: ..Der Mensch wurde im Genre zu einem
gewöhnlichen Erdenbürger . .. der Held wird
zum Modell."
Die Ausnahmen, die die Regel bestätigen,
sind Frans Hals, Jan Varmaer van Delft und
Rembrandt teils vom Thematischen, teils
vom Ethischcn her. Aber die Söhne des Frans
Hals waren gewöhnliche, ..ordinäre" Genre-
maler, Vermeer war praktisch schon zu Leb-
zeiten ein Vergessener, und die Welt der Bibel,
vor allem des Alten Testaments, die Rem-
brandt faszinierte. lag den Holländern einfach
nicht, ebensnwenig wie sie etwas vonjenerpsy-
chologischen Einfühlung wissen wollten, durch
die sich Hals und vor ellern Rembrandt Un-
sterblichkeit sicherten. In der holländischen
Genremalerai wird die Individualität zur Type
degradiert, stellt der Autor fest, und das Kunst-
werk wird zur Ware. -
Tebrugghen, P. van Laer, A. Both, Buytewech,
Dirk und Harmen Hals. J. M. Molenaer, Van
de Venne, J. Duck, J. Ols, Pieter de Molyn (7),
Droochsloot. B. G. Cuyp, A. und Isaack van
Ostade. Rembrandt. G oou. Jan Victors.
G. van den Eeckhout, P. de Hooch, C. Net-
scher, C. de Man, Jan Steeri, J. Ochtervelt
Ph. Wouverman, Dirck Maas, D. van Wynen,
Th. Wyck, C. Eega, Corne a Dusart und
Richard Brakenburgh sind in dieser Publika-
tion mit besten Werken in guten Reproduk-
tionen vertreten; knappe. treffende Tafel-
kommentare.
Ernst Koller
Verborgene Kostbarkeiten. Kunetwande-
rungan abseits der Hauptstraße, 7: Rund
um Augsburg. Von Ursula Pfiatermciator.
Verlag Hanl Carl. Nürnberg (1968).
102 Seiten, etwa die Hälfte olvon mit
Schwarzwaißabbildungon. Zuglnga- und
Straßanaltizzen. Halbleirien
Schon ofters hatten wir Gelegenheit, auf diese
sympathische Fublikationsreihe zu verweisen,
die eine willkommene Ergänzung zum .Dehio"
und zum .Reclam" bedeutet und ihran Haupt-
reiz aus den prächtigen Illustrationen und den
sachdienlichen Kartenskizzen zieht.
Kunstwerke aller Perioden, angefangen von
der Romantik (Tholbath, St. Loonhard) hinweg
über Arbeiten der Renaissance, des Barock und
das Rokoko (Edelsteinen, Maria mit Kind, um
1420, Bieselbach, Relief von Dlninl Mauch,
1501, Hilgertshausan, Grabplatte von H. Krum-
per, I7. Jahrhundert, Kaisheim, Hochaltar,
intensitat dieser" an dann h ansian FtsnEiäs
so reichen Landschaft hin.
Ernst Koller
Walter rtomstoeck, Hannes Schmucker.
Verlag Karl Thiemig KG, München 1967
Auf etwas über dreißig Textseiten wird das
Leben des 1899 in Eger geborenen und 1965
in München gestorbenen Malers geschildert.
Er lernte bei Franz Stuck in München, ging
nach Paris und Berlin und entschloß sich
Spatel, sich in Qstpreußen niederzulassen. in
seinen Werken spiegelt sich seine Zeit und
die Landschaft wider, in der er diese Bilder
malte. In der biographischen Ubersicht wird
Oftmals der Kgnstler selbst durch Aus-
züge aus seinem Tagebuch zitiert, und wir
können so sein Leben das ganz der Kunst
hingegeben und das von dem Ernst und der
Verantwortung des Künstlers zur Wahrheit
erfüllt war, nachvollziehen. Wir ekennen das
Ringen um die Form, erleben die Strömungen,
die auf ihn wirkten, und sehen, daß Schmucker
auch in den Jahren, in denen es nicht leicht
war, einen geraden Weg zii gehen, sich mühte.
das Wesentliche in seiner Aussage zu er-
fassen. Wir erkennen die verschiedenen Ein-
fltisse, merken aber auch, claß hier eine starke
Persönlichkeit am Werk war, die die Strömun-
gen in ihrer Waise verarbeitete, um Eigenes
daraus zu machen. Abgeschlossen von der
internationalen Kunstentwicklung, bedeutet
1945 eine echte Zäsur in Schmuckers Werk,
Das Einströmen der Erkenntnisse, die in der
freien Welt in der Zwischenzeit auf dem Ge-
biete der Malerei erworben wurden, wird be-
merkbar. In den funfziger Jahren scheint der
Maler seine endgültige Aussageweise ge-
funden zu haben, und in einer Reihe von
Z9, zum Teil farbigen Wiedergaben werden
die Werke der folgenden Zeit dem Bildteil zu
Recht an die Spitze gestellt, während die Ent-
wicklung von den Pariser Jahren bis zum
„Ostertisch" von 1951 den sehr reichhaltigen
Teil der Beispiele beschließen.
Alois Vogel
Querschnitte. Kunst nach '45. Georg F.
Schwarzbauer. 5 Jahre Galerie 61. Buch-
reihe das Landesmuseum: für Kärnten,
XXll. Band. Klagenfurt 1967, Verlag de!
Geschichtsvaroins für Kärnten. XXVlll
Farbtafeln, 48 Schwarzweißabbildungen,
farbiges Fronti
Es erstaunt in o tivem Sinn, daß eine so
ehrwürdige Institution wie der Geschichts-
verein für Karnten in enger Zusammenarbeit
mit dem Landesmuseum anlaß' h des .nur'
fünfiahrigen Bestandsiubilaums ei er kleinen
Privatgalerie eine derart voluminöse, immer-
hiri 91 Textseiten umfassende Publikation auf
den Markt wirft. Damit ist allein schon eine
Tat gesetzt, die Nachahmung verdient. -
Das Werk ist in allen wesentlichen Teilen mit
größter, echt musealem Geist verpflichteter
Akribie abgafaßt. Dies gilt vor allem für den
umfangreichen Werkskatalog und die sonsti-
gen V rzeichnisse, die in analytischer Weise
die T" gkeit der Galerie in der Landeshaupt-
stadt, der Kärntner Provinz und dem Ausland
dokumentieren.
Im Text wird versucht, allgemeine Maximen
der Entwicklung seit 1545 aufzustellen und in
diesen „Grundriß" das Schaffen jener Künstler
einzuordnen, die in der Galerie 61 zum Zuge
kamen. Manche wesentliche Worte fallen
auch über Stellung und Aufgabe einer Galerie
von heute: Ihr Hauptinteresse muß der
,Kunst um der Kunst willen" dienen und darf
nicht von kommerziellen Gesichtspunkten be-
stimmt sein. Hier ergeben sich Einwände: Ein
Kunstwerk ohne Besitzer ist heute mehr denn
ie ein unvollständiges Kunstwerk, das für die
Galerie, fürs Museum geschaffene Werk
schwebt im leeren Raum. Ohne konkrete,
aktive Bindung von Kunstschaffen und Ge-
sellschaft muB die Kunst im Zwielichtigen,
imaginären dahinwuchern a und so miißte
es vornehmste Aufgabe einer Galerie sein,
nicht die .Kunst ins Volk" zu bringen, sondern
das ..Vol.'(" zur Kunst zu führen. Augen zum
Sehen hat jeder, sie mussen nur geöffnet oder
von verzerrenden Brillen der Fehl- und Ver-
bildurig befreit werden.
Ernst Koller
Gruppe 64. Bildende Kunst in Österreich.
Hrag. von Oskar Matulla und Alois Vogel
im viiriag Josef Faber, Kremslßonau
(1957). 95 Seiten, zahlreiche Abbildun-
gen
Ausstellurigskataloge lebender Künstler ver-
mögen nur selten zu befriedigen; sie sind
zwar oft genug graphisch ansprechende Lei-
stungen, aber von echter Information ist in
ihnen kaum je die Rede. So war es eine vor-
zügliche Idee, als sich die Herausgeber ent-
schlossen, den Kunstlern der .Gruppe 64' ein
reich behildertes, mit ausführlichen Biographien
und Werksanalysen versehenes Heft zu wid-
men, das angetan ist, schmerzliche Lücken zu
füllen. Behandelt sind folgende Künstler:
Kiiri Arnmann (Biograph: Peter Baum), Franz
Vinzenz Dressler (Matulla), Traude Dressler
(Martina), Franz Erntl (Msiiiiis), Hans FrOniUs
Walter Koschatzky), Mathias Hietz (Vogel).
Kurt lngorl (Vogel), Fritz Jakob (Oskar VVIBS-
flecker), Florian Jakowitsch (Franz Eppel),
Franz Kagra - Katzgraber (Vogel), Karl Korab
(Erich Fillballer), Siegfried Kriiphaiiar (Ma-
tiiiia), Oskar Matulla (Heinz schänv). Maxi-
mann Walenta (Michael Scharang), Anton
Wichtl (Vogel). Wie man sieht, nicht nur eine
stattliche Zahl teils sehr namhafter Kunstler,
sondern ein ansehnliches Aufgebot erst-
klassiger Autoren. Besonders erfreulich das
umfassende bibliographische Verzeichnis und
die Nennung der von den Gruppenmitgliedern
erworbenen Preisel
Ernst Koller
Curt Stenvert, Dia Funktionelle Kunst
des 21. Jahrhunderts oder: Die Pro-
grammierung der Erkonntnia- und Er-
lebnisprozesse. Mainz Moos Verlag,
München (1568). 100 Seiten. mit zum
Teil farbigen Ganz- und Teilebbildungen
von 48 Werken de: Künstlers. Leinen
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß
Stenvert so etwas wie ein Apostel und Prediger
ist, beseelt von genau dem gleichen Fanatis-
mus wie seine Vorgänger im Geiste aus ver-
gangenen Jahrhunderten, aber ausgestanet
mit einer genauen Kenntnis der Möglichkeiten
moderner Massenbeeinflussung. Kein Wunder,
Stenvert kommt vom Film her und ist nunmehr
bereits seit Jahrzehnten einer der bedeutend-
sten Exponenten dieser Kunstgattung. aus-
gezeichnet mit hohen Preisen.
Was will Stenvert? Er sagt sich, daß die
Menschheit am Aufbruch des dritten Jahr-
tausends n. Chr. iri zivilisatorisch-technisch-
naturwissenschaftlichen Belangen weiter vor-
geprescht ist, als dies noch vor einer Gene-
ration vorstellbar gewesen wäre. Seelisch ist
der Mensch von heute aber ein Steinzeitler
geblieben, bei dem. um Oueltingar zu zitieren.
das Morden nimmer aufhciret. Der Mensch ist
nach Stenvert von Natur aus bescheiden: er
will ein Dach über dem Kopf, Kleidung und
Essen in ausreichendem Maß und als wich-
tigstes ein wenig Glück und innere Zufrieden-
heit. Wenn man der Menschheit dies nicht
geben kann, wird sie wohl das 21.Jahr-
hundert nicht überleben.
Um diesen seinen Glauben an das Mensch-
liche im Menschen und an die große huma-
nitäre Verpflichtung der Gegenwart und
unmittelbaren Zukunft zu verkündigen, be-
dient sich Stenvert des Wortes, indem er
eindrucksvolle Manifeste und szenische Dis-
kussionen verfaßt, vor allem aber visueller
Mittel. In seinen ..Situationen' und ..Farallel-
situationen" unternimmt er den Versuch, an-
schauliche, eindringliche und doch leicht faß-
bare Symbole zu erstellen, die zeigen, woher
wir kommen, wo wir stehen und wohin wir
gehen.
Mit Recht kann Stenvert von sich behaupten.
kein „Pop-Artist' zu sein. Er betreibt weder
art pour l'art. noch wuhlt er im Dreck zivilisa-
torischer Relikte vor allem aber lebt er sich
nicht derart blind und ungehemmt aus, wie
dies bei 9096 der Künstler von heute der Fall
ist, die sich durch ihr Zurücksinken in völlig
unkontrollierte Triebhaltigkeit tatsachlich zum
Dinosauriertum bekennen, ob sie es nun
wissen oder nicht.
Eine traurige Erfahrung hat der Verfasser dieser
Zeilen allerdings gemacht: Die allermeisten
Laien-Betrachter der Werke Stenverts haben
jeglichen Sinn für Symbole verloren, sie
erfassen weder die Pointen der Einzelwerke,
noch haben sie ein Gespür Iur die .Moral von
der Geschieht", um mit Wilhelm Busch zu
reden, der ohne allzu große Vergewaltigung
der Tatsachen als geistiger Urahn Stenverts
angesehen werden kann, ebenso wie etwa
Callot oder Hogarth, von Goya und Daumier
nicht zu reden, die alle gleich Stenvert .Welt-
verbesserer" waren, in der künstlerischen
Sprache ihrer Zeit redeten und in oftmals sehr
brillanter Weise mißverstanden wurden.
Eine sehr persönliche Kritik muß der Rezensent
bei aller Bewunderung für Stenvert dennoch
zur Sprache bringen: Warum hat Stenvert in
der Bibliographie seines Buches jenen Auf-
satz verschwiegen, der in Nr. 7811965 unserer
Zeitschrift über ihn erschien, wenig später als
Separatum anlaßlich der Ausstellun bei Ben-
iamin Katz, Berlin (Ma'rzlApril 1365) aris-
gegeben wurde und als bezahlte Werbe-
einschaltung in .Das Kunstwerk" einen Nach-
druck erfuhr? Dieser Werbenachdruck in ..Das
Kunstwerk" scheint in Stenverts Bibliographie
auf, die .Alte und moderne Kunst" fiel unter
den Tisch. Das ist nicht fair, Herr Stenvert.
etwas zu verschweigen, wahrscheinlich bloß
deshalb, weil ihm weniger Publicity anhaftet
als der deutschen Kunstzeitschrift, der die
Ehre des Genanntwerdens widerfuhrl Halten
Sie sich an Ihre eigenen Maximen, Meisterl
Ernst Koller
Eingelangte Bücher
J, Burckhardt. A. M. Vogt, P. Hofer, gta - Ga-
schichte und Theorie der Architektur - Rede
und Vortrag zur Eröffnung. 52 S., 43 Abb.,
brosch. Birckhauser Verlag, Basel 1968.
sfrs 10,-
Karl M. Swoboda Kunstgeschichtliche Anzei-
gen - 7. Jg., 65166. 117 S., brosch. Hermann
Böhlaus Nacht, Wien 1967
W. J. Hofmann. Schlafs Pommersfeld - Ge-
schichte einer Entstehung. 231 S., 40 Tafeln,
255 Abb" Lainen. Verlag Hans Carl, Nürnberg
1 5GB DM 48'
W. Rauda, R.Wurzer, Salzburg. 96 S., 31 Feder-
zeichnungen, Plan und Fotos, Leinen. Platzer
Verlag, Berlin 1958 DM 19,61)