ANMERKUNGEN 16
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ersten zwei Jahrzehnten des 18. Jahrhun-
derts sind über Schindler nicht bekannt.
Die Signatur auf dem zweiten Instrument,
einer Tischsonnenuhr im Besitz des Adler-
Museums. Chicago (Abb. 7), schwankt
etwas in den für die Schreibung des Namens
verwendeten Lettern. Diese Variationen
sind aber so minimal, daß, weiter aufgebaut
auf dem stilistischen Vergleich, dieser
Instrumente für die Zusammengehörigkeit
der bei Zinner bereits aufgeführten Objekte
kein Zweifel besteht, ebenso auch nicht für
die Zuschreibung der hier neu aufgetauchten
Armillarsphaere. Eine merkwürdige Dis-
krepanz ergibt sich nur bei einer Tisch-
sonnenuhr des Adler-Museums in Chicago,
Sammlung Mensing, 289, die Zinner mit
der Datierung „1680" als frühestes In-
strument Schindlcrs anführt, da die deut-
liche und mit den anderen völlig überein-
stimmende Signatur auf der Unterseite
der Bodenplatte die Datierung „1580" auf-
weist (Abb. 8). Da aber das sparsame
Ornament dieses Objektes wie auch die
verwendeten Ziffern deutlich dem Stil des
spätesten 17. jahrhunderts angehören und
auch die Schreibweise der Signatur
mit denen der anderen Schindler-Instru-
mente völlig übereinstimmt, muß die
Datierung falsch sein. Ihre Ziffern ent-
sprechen auch nicht den sonst von Schindler
verwendeten.
Schindlers Werk, wie wir es heute kennen,
ist nicht sehr umfangreich. Die vorliegende
Armillarsphaere eingeschlossen, umfaßt es
16 Instrumente: Neun Sonnenuhren, drei
Sternuhren, zwei Kalenderseheiben, ein
Feldmeßgerät und eine Armillarsphaere. Die
Objekte sind auf verschiedene Samm-
lungen der Erde verstreut. Eine ehemals
in Dresden aufbewahrte Tischsonnenuhr
ging im letzten Krieg verloren 16.
Die durchwegs in feuervergoldetcm Mes-
sing gearbeiteten Instrumente zeigen eine
sparsame und einfache künstlerische und
ornamentale Gestaltung. Das zweifellos von
den bekannten früheste Stück in Chicago
7 eben jenes mit der merkwürdigen
Datierung (Abb. 7) - ist im Gestell, den
Schrauben und dem Lot mit plastisch aus-
gearbeiteten Ornamenten verziert. Die an-
deren Objekte sind graviert. Zwei Gruppen
lassen sich durch die Ornamentik unter-
scheiden: erst eine nüchterne, einfache
Gruppe, die sich fast nur auf die gravierte
Beschriftung als Bezilferung beschränkt, für
die die Münchner Sternuhr charakteristisch
ist (Abb. 9). Daneben weiter eine Gruppe
mit reicher, fioraler, gravierter Ornarnentik,
wie die Reisesonnenuhr in Oxford (Abb. 10),
eine Kalenderscheibe des Adler-Museums
in Chicago (Abb. 11) und eine Reisesonnen-
uhr in Brüssel. jeweils eine Mittelrosette
mit einer stilisierten Blattreihe auf den
Rändern der Kreisscheiben ist für diese
Gruppe charakteristisch. Daraus ergibt sich
eine Datierungsmöglichkeit für die Wiener
Armillarsphaere. Denn die einfach gehaltene
Münchener Sternuhr ist mit „Halle Anno
1705" bezeichnet, wogegen die Oxforder
Reisesonnenuhr mit dem floralen Orna-
ment die Darierung „1716" trägt. Die
völlig einfach gehaltene Wiener Armillar-
Sphäre (Abb. I) scheint im Vergleich eher
der Münchener Sternuhr nahezusrehen,
woraus eine Datierung in das erste jahr-
zehnt des 18. Jahrhunderts resultiert. Auch
die Tierkreissymbole wie die ZiEern stim-
men bei den beiden Instrumenten am ehe-
sten überein. Die mit Horaler Ornamentik
verzierten Instrumente der späteren Gruppe
lassen sich mit anderen deutschen astrono-
mischen Instrumentcn des frühen 18. Jahr-
hunderts gut vergleichen und Weisen in
diesem Vergleich eine sehr gute Qualität
auf. Im Vergleich mit französischen oder
italienischen Objekten der gleichen Zeit sind
sie alle in der Ornamentik wesentlich spar-
samer.
Außer den bereits genannten Objekten
tragen Schindlers Instrumente weder eine
Datierung noch eine Ortsbezeichnung.
Dadurch gewinnt das Wiener Stück durch
die Aufschrift „a Vien" eine besondere
Bedeutung. Durch sie ist dieser sonst eben
nur aus Halle bekannte, exakt arbeitende
und sicherlich bedeutende Mechanicus für
eine Tätigkeit in Wien nachgewiesen,
welche bisher leider aus dem Archivmaterial
nicht bestätigt werden konnte. Darüber
hinaus ist dieses Objekt von besonderer
Bedeutung, da es die einzig bekannte
Armillarsphaere Schindlers ist, der sonst
wohl zur Hauptsache Sonnenuhren an-
fertigte. Nun ist eine Armillarsphaere an
sich schon ein wesentlich aufwendigeres
Instrument als eine Sonnenuhr oder eine
Kalenderscheibe und damit sicher eine
besondere Leistung im Werk eines Mecha-
nicus. Das ist auch in diesem Falle, trotz
sparsamer Ornamentik und mancher Be-
schädigungen und fragmenrarischer Er-
halrung zu erkennen 17.
Allgemein gesehen stellt die Armillar-
sphaere aber eine besondere Gattung unter
den astronomischen Instrumenten dar, Weil
sie nicht der Beobachtung von Naturvor-
gängen dient, sondern der Darstellung und
Erfassung gewonnener Beobachtungen. Da-
her ist sie Wissenschaftlich ein Lehrbehelf,
der die Summe der Erkenntnisse repräa
senticrt. Vielleicht gerade deswegen gibt es
Armillarsphaeren - wie etwa die des
Euphrosius Vulparia im Österreichischen
Museum für angewandte Kunst w, die mit
besonderer künstlerischer Prächtigkeit ge-
staltet sind. Wenn wir auch i wie ein-
gangs erwähnt W diese Instrumente in der
Literatur bis in den Hellenismus zurück
nachweisen können, so kennen wir ab-
gebildete und erschaffene Objekte erst seit
dem 15. Jahrhundert. Die früheste be-
kannte Darstellung ist auf einem Tafelbild
des Giovanni dal Ponte (1376i1437) ge-
geben, auf dem die „Astr0nomie" eine
Armillarsphaere in der Hand hält (Abb. 12).
Am Ulmer Chorgestühl des Jörg Syrlin
(146571471) ist eine Armillarsphaere dem
geschnitzten Bild des Ptolomäus in die Hand
gegeben, wodurch die literarische Tradition
erhärtet wird. Die älteste wissenschaftliche
Abbildung findet sich in einem Instrumenten-
buch des Jahres 1483; das älteste erhaltene
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